Franklin Gothic Medium (German Edition)
fortzusetzen. Später würde er dem armen Ding eine gesunde, stärkende Fleischbrühe kochen, doch sein Magen knurrte arg und so würde es wohl darauf hinauslaufen, dass er heute zu Tiefkühlkost greifen musste. Glücklicherweise kochte er oft mehr als er auf einmal essen konnte und fror den Rest dann ein; ansonsten säße er jetzt ganz schön in der Tinte.
Kapitel 13 - Rezepte
Wenn ein Mann für dich kocht und der Salat enthält mehr als d rei Zutaten, meint er es ernst. (Penelope Cruz)
Nachdem er sich missmutig ein paar Blutwürste im Naturdarm in etwas kochendem Wasser verzehrfertig erwärmt hatte, dazu gab es einen schwäbischen Kartoffelsalat, und auch die Trinkbrühe wie geplant ausgeliefert hatte, setzte er sich noch ein Stündchen an seinen Schreibtisch, blätterte in seinen Unterlagen und dachte nach. Am besten würde er sich noch ein weiteres Beutestück fangen und das kulinarische Experiment des heutigen Tages an diesem dann noch einmal wiederholen. Es galt herauszufinden ob Wasabi ganz allgemein eine solch drastische Wirkung entfaltete, oder ob nur dieses eine Exemplar so negativ auf die Paste reagierte. Würde das zweite Exemplar ebenfalls eine deutlich negative Symptomatik aufweisen, so wäre vom Marinieren mit dieser Substanz eindringlich abzuraten und auch solches Wissen wäre am Ende vielleicht lehr- und hilfreich für manchen Hobbykoch. Vielleicht sollte er ein paar Seiten seines Werkes nicht nur seinen gelungenen Gaumenkitzlern widmen, sondern, anzahlmäßig zwar deutlich weniger, doch sicher nicht weniger wichtig, auch jenen Fehlern, die es zu vermeiden galt, wollte man das gekochte Gericht tatsächlich auch verzehren und nicht aus der Pfanne in den Müll kippen! Schließlich konnte und wollte er nicht verantworten, dass gravierende Fehler wie der heutige unnötig wiederholt wurden, womöglich zahllosen Menschen den Appetit verdarb und Tonnen vormals delikaten Fleisches somit unbrauchbar würden und unnütz der Vernichtung zugeführt werden müssten. Vor allem in Japan und anderen asiatischen Ländern sah er hierfür die Gefahr, da sich Sushi dort traditionellerwe ise großer Beliebtheit erfreut.
Er hatte bereits eine brillante Einleitung für sein Buch geschrieben, in der er einiges an fundierten, selbst recherchierten Weisheiten in Bezug auf die Auswahl des richtigen Fleisches für das richtige Mahl und die anschließende Beschaffungsproblematik preisgab. Auch handelte er den leidigen Umstand ab, dass man hierzulande mit der freien Nahrungswahl, noch, den Tatbestand der Beschaffungskriminalität erfüllte, weshalb man in Frage stellen müsste, ob die Jagd nach Wild im weitesten Sinne nicht weniger reglementiert sein sollte. Wie in jeder Grauzone, abseits des Visus der Legalität, geriet man sonst nämlich leicht in die Gefahr, sich die falschen Leute zu suchen, mit denen man die Essenszeit verbrachte. Schnell erlag man der Versuchung, statt einem wohlschmeckenden Kräuterweibchen, einen der bereits sedierten Drogensüchtigen mit nach Hause zu nehmen, die sinnlos und unnütz in den Straßen und Gassen herumlagen. Und wie ein Haschischabhängiger, dessen korrekter Dealer der Justiz zum Opfer fällt und der nunmehr gezwungen ist, sein herbales Labsal bei einer weit zwielichtigeren Gestalt zu erwerben, kommt man auch beim Fleisch sehr einfach vom Haschisch zum Heroin, metaphorisch gesprochen. Im Fleischfall kommt man eben von gesunder, biologischer Kost zu einem chemisch belasteten, ungesunden und nicht besonders wohlschmeckenden Fraß; Junkfood eben. Darum war die Legalisierung wichtig und richtig und sein Buch würde einen Meilenstein im Kampf um das Recht auf eine gesunde Ernährung setzen. Die Bedürfnisse der Massen, den Hunger des Volkes, konnte man schließlich nicht ewig ignorieren! Und versuchte man es doch, so würde es Aufstände geben, brennende Mülltonnen ihren schwarzen Rauch einer mahnenden Säule gleich in den Himmel schicken und erst wenn der letzte Führer der Opposition das Handtuch geworfen hatte oder verschlungen war, wäre die S chlacht geschlagen.
Sinnvoller wäre doch gleich ein System zu ersinnen, das die Auswahl und Schlachtung, für jene die übrig blieben fair und gerecht, verwaltete. Dann könnte man auch Steuern auf das Endprodukt erheben, was wieder etwas Geld in die Staatskassen spülen würde und würde gleichzeitig die Überlebenden und somit
Weitere Kostenlose Bücher