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Franley, Mark

Franley, Mark

Titel: Franley, Mark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla
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Beamte, da er wusste, dass Hauptkommissar Köstner nicht gerade zu Übertreibungen neigte, und ging mit seinen Kollegen in die angewiesene Richtung.
»Hast du etwas gefunden?«, fragte Mike Natalie, die bereits am Altar angekommen war und sich nun dem schweren Vorhang zuwandte. »Nein, aber hier geht es in einen Nebenraum«, verkündete diese und verschwand hinter einem schweren Vorhang. Mikes Schritte hallten von den hohen Wänden wider, dann stand auch er in dem Nebenraum, wo noch immer das Tablett mit den Spendeneinnahmen auf dem Tisch stand. »Raub können wir wohl ausschließen!«
Im Gegensatz zu Natalie sah sich Mike das, was auf dem Tisch lag, genauer an und wie schon Pfarrer Zöllner vor ein paar Stunden, fiel auch ihm der kleine weiße Zettel auf, der immer noch so da lag, wie ihn der Pfarrer geöffnet hatte. Mike nahm ihn, rollte ihn aus und ließ sich auf den Stuhl fallen. »Was ist?«, fragte seine Partnerin.
Mike sah sie an und sagte: »Jetzt haben wir richtig viel Arbeit!« Mit diesen Worten gab er ihr das Papier, wartete, bis sie den Satz gelesen und dessen Bedeutung begriffen hatte. Dann stellte er sachlich fest: »Wir sind mitten in einer Serie!«
»In so kurzen Abständen? Der Mord an dem Obdachlosen ist gerade einmal zwei Tage her«, gab seine Partnerin zu bedenken.
»Wir werden sehen.« Mehr wusste Mike im Augenblick auch nicht zu sagen, zog sein Handy heraus und informierte Karl, den Chef der Mordkommission.

Den Rest des Sonntags konnten sie nicht mehr viel tun. Nach dem Anruf beim Chef wimmelte es eine halbe Stunde später nur so vor schlecht gelaunten Kollegen der Spurensicherung. Mike und Natalie fuhren in das Hauptpräsidium, um dort noch etwas mehr aus der Biographie der beiden Mordopfer zu erfahren und ihre ersten Erkenntnisse zusammenzutragen. Doch vor Montagmittag würden sie weder den Bericht von der Spurensicherung noch den vom Gerichtsmediziner bekommen.

–11–
     
     
       »Wo ist Mutter?«, fragte die kleine Karla, als sie eines Tages, ungefähr einen Monat nach ihrem neunten Geburtstag, von der Schule nachhause kam. Ihr Vater saß seltsamerweise nicht wie sonst auf der schmalen Veranda vor Omas Haus, sondern mitten im Garten, den Blick starr auf das kleine, nur zur Hälfte sichtbare Kellerfenster gerichtet.
»Wo ist Mutter?«, wiederholte Karla ihre Frage, folgte seinem Blick, erkannte aber nichts Ungewöhnliches an dem mit einem dicken Vorhang verdunkelten Fenster. Dann richtete sie die Augen wieder auf ihren Vater, der selbst hier in der Sonne eingefallen und grau aussah.
Als Karla immer noch keine Antwort bekam, beschloss sie: »Ich geh dann mal rein!« Sie hatte den Satz noch nicht ganz ausgesprochen, als sie die kalte Hand ihres Vaters am Arm packte, und er bestimmte: »Nein, du bleibst noch hier!« Der unbekannte, kalte Tonfall ihres Vaters erstickte jeden Widerspruch im Keim, also setzte sie sich neben seinem Stuhl ins Gras und begann nach einer Weile aus den Gänseblümchen, die um sie herum wuchsen, einen Kranz zu basteln.
Karla hatte keine Ahnung, wie lange sie so dort saßen und kein Wort redeten, als irgendwann die Haustür aufging und ein fremder, ziemlich böse aussehender Mann herauskam. Mit einem breiten Grinsen kam der Fremde genau auf sie zu, blieb ohne Karla zu beachten kurz vor ihrem Vater stehen. Dann zog er ein winziges Päckchen aus der Tasche, warf es ihrem Vater auf den Schoß und sagte herablassend: »Viel hast du ihr ja nicht beigebracht!«
Selbst als der Mann schon lange weg war, rührte sich ihr Vater nicht, und Karla wusste nicht, was sie machen sollte.
Erst als auch Andreas vom Schulbus kam und unbehelligt zum Haus ging, wagte es Karla ebenfalls aufzustehen und ihrem Bruder zu folgen.
»Ist Mutter nicht da?«, fragte ihr Bruder, nachdem er einen Blick in die Küche geworfen hatte, dann hörten sie beide, dass oben die Dusche lief. Wie jeden Tag machten sie zuerst ihre Hausaufgaben, gingen dann noch etwas in den Garten hinaus, und als es bereits dämmerte, und sie wieder hineingingen, lief die Dusche immer noch. Ihre Mutter sahen sie an diesem Tag nicht mehr.

–12–
     
     
       Auch wenn er es nicht müssen hätte, hatte es sich Michail Petrov zur Angewohnheit gemacht am Sonntag früh aufzustehen.
Nach dem Frühstück, das er mit seiner Frau Nastasia und seinem Sohn in dem großen Salon einnahm, trat Dimitrij an ihn heran und bat um eine Unterhaltung unter vier Augen. Michail gab seiner Frau noch einen flüchtigen Kuss und folgte seinem

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