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Franley, Mark

Franley, Mark

Titel: Franley, Mark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla
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allerhand Schalter für das Licht und das Glockenspiel befanden.
   Ohne etwas anzurühren, trat er durch die Tür und stand auch schon vor der ersten Stufe der Treppe, die sich an den Wänden des quadratischen Turmes nach oben schraubte. Ohne das leise, rhythmische Tropfen wäre es ihm, in dem sehr dämmrigen Licht des Turmes, vermutlich nicht aufgefallen, doch das Geräusch lenkte seine Aufmerksamkeit auf die Mitte des Steinbodens, wo sich eine kleine rote Pfütze gebildet hatte, die offensichtlich von ganz oben genährt wurde.
Ohne Hast stieg Mike Stufe für Stufe hinauf, immer darauf bedacht, keine möglichen Spuren zu zerstören, aber so weit er erkennen konnte, gab es auf dieser Treppe nichts Nützliches zu finden. Erst auf dem letzten Absatz war das Holz der Stufen, und am Geländer, an einigen Stellen abgesplittert, was man gut am Farbunterschied erkennen konnte. Mike besann sich auf die Überschuhe und streifte diese über, erst dann ging er noch vorsichtiger weiter.
Durch die großen Öffnungen der Turmspitze fiel mehr Licht, als man sich an diesem Platz und in diesem Moment wünschen würde. Mike hatte in seiner Laufbahn schon viel gesehen, aber hier musste er sich erst einmal abwenden. Den Blick nach außen in den Himmel gewandt, nahm er ein, zwei tiefe Atemzüge, ging noch einen Schritt weiter bis neben die Aufhängung der Glocke und sah wieder hin. An dem Körper des Opfers, das einmal der hiesige Pfarrer gewesen war, stimmte anatomisch nichts mehr. Die sicherlich mehrfach gebrochenen Arme beschrieben völlig unmögliche Kurven und auch der Oberkörper des Mannes lag im rechten Winkel zu den Beinen, allerdings im rechten Winkel nach hinten, nicht nach vorne. Dort, wo sich einst das Gesicht des Mannes befand, hatten sich nur die Schädelknochen gegen den ständigen Abrieb des Holzbodens erwehren können, von dem fehlenden Fleisch zeugte nur eine eingetrocknete, blutig rote Spur am Boden.
Das war der blanke Hass , ging es Mike durch den Kopf, als er die Konstruktion betrachtete. Man hatte die Beine des Pfarrers mit dem einem Ende eines Seiles zusammengebunden, sie bis kurz unter den gusseisernen Klöppel gehoben, und dann das andere Ende daran festgemacht. Anschließend wurde das Glockenspiel gestartet und das Opfer der unbarmherzigen Kraft der Technik überlassen. Angesichts dessen, wie lange die Glocke geschlagen hatte, wollte Mike gar nicht wissen, wie oft der Körper des Mannes hin und her geschleudert und dabei jedes Mal über das raue Holz der Bodenbretter gezogen wurde.

»Offenbar will jemand, dass wir das Wochenende zusammen verbringen.« Mikes Kollegin Natalie stand noch auf der Treppe, dann trat sie in den Glockenraum. Mike hatte sie noch warnen wollen, aber es war zu spät. Die Kommissarin schlug die Hand vor den Mund, hielt den Blick aber starr auf das Schlachtfeld gerichtet. Nach fünf langen Sekunden schluckte sie und sagte: »Ach du Schande, da hat aber jemand schlechte Laune gehabt!«
»Hass war auch mein erster Gedanke. Der Pfarrer sollte leiden ... und das hat er mit Sicherheit!«, erwiderte Mike.
»Hast du schon etwas gefunden, was uns weiterbringt?«, fragte Natalie. Mike schüttelte den Kopf: »Nur dass im Treppenhaus etwas passiert sein muss. Es sind einige frische Schäden am Holz der letzten Stufen. Unten in der Kirche habe ich mich allerdings noch nicht umgesehen.« Noch einmal ließ er seinen Blick über die Reste des Pfarrers gleiten, dann sah er seine Partnerin an und fragte: »Ist die Spurensicherung schon alarmiert? Vielleicht gibt die Leiche etwas her.«
Natalie nickte: »Die müssten gleich hier sein! Wollen wir uns den Rest der Kirche ansehen?«
Da Mike auch nicht das Bedürfnis hatte, länger als nötig hier oben zu bleiben, stimmte er zu, ging an ihr vorbei und vorsichtig die ersten Stufen hinunter. Auf dem ersten Absatz blieb er stehen und fragte: »Kommst du auch?«
»Ja!«, ertönte es von oben, dann tauchte sie in dem Durchlass auf und folgte Mike hinunter.

»Ich sehe nichts Besonderes«, äußerte Mike gerade, in der Mitte der Kirche stehend, als sich die Flügeltür öffnete und drei Kollegen von der Spurensicherung eintraten.
»Mahlzeit!«, rief einer von ihnen, als er die beiden Kommissare sah. Mike erwiderte: »Mahlzeit ist so ziemlich das Unpassendste, was man sagen kann, aber seht es euch selbst an. Der Haupttatort ist oben im Turm bei den Glocken. Passt mit den letzten Stufen auf, könnte sein, dass dort etwas zu finden ist.«
»Ist gut«, erwiderte der

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