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Franley, Mark

Franley, Mark

Titel: Franley, Mark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla
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gewesen, aber Michail hatte das Schloss auch erst vor drei Wochen bezogen und es würde nur eine Frage der Zeit sein, bis die ersten Kundschafter eines anderen Clans auftauchen würden. Sergej wusste, dass sein Boss auf der ganzen Welt Feinde hatte, und nur seine großzügige Art dafür sorgte, früh genug gewarnt zu werden. Da sie aber nur zu zweit Wache hatten, schien keine größere Gefahr zu drohen, dessen war er sich sicher.
Ohne darüber nachzudenken begann er seine Runde im Uhrzeigersinn, und folgte dem asphaltierten Weg, der auf der Vorderseite des Anwesens entlangführte. Die nächtliche Stille wurde nur von einigen Tieren, die in dem nahen Wald auf der Jagd waren, unterbrochen. Mehr in Gedanken, als auf den Zaun achtend, kam Sergej an das Ende der Vorderseite und bog auf einen schmalen Pfad ab, der zwischen Wald und Zaun, einige hundert Meter, bis zu einem angrenzenden Feld führte.
»Sergej, alles in Ordnung?«, fragte Andrej durch das Funkgerät, vermutlich mehr um sich selbst wach zu halten als aus Sorge um ihn.
Mit klammen Fingern zog er das kleine Kästchen vom Gürtel und bestätigte die Anfrage, das leise Knacken im Wald nahm er dagegen nicht wahr. Nach wenigen Schritten war der Funkruf vergessen und die Gedanken an die letzte Nacht mit seiner Freundin drängten sich wieder in den Vordergrund.
Das Schloss hatte er inzwischen hinter sich gelassen und auf der anderen Seite des Zaunes war nichts, außer die hässlich geometrisch geschnittenen Hecken und Bäume der zum Schloss gehörenden Parkanlage.
Kurz vor Ende dieser Grundstücksseite zuckte er plötzlich zusammen. Keinen halben Meter neben ihm war ein kleiner Vogel aus dem Gestrüpp geflogen. Erst jetzt wurde Sergej bewusst, wie dunkel es war. Wenn ihm in dem nahen Unterholz jemand auflauern würde, hätte er keine Chance zu reagieren. Nur zur Sicherheit tastete er nach der kleinen Waffe, die in der Tasche seiner Jacke steckte, und erstarrte. Noch bevor seine Hand die Waffe erreicht hatte, spürte er kaltes Metall an seinem Hinterkopf, dann befahl eine leise Frauenstimme: »Hände weg von der Jacke!« Zögernd hob er seine Hände auf halbe Höhe und versuchte dabei den Kopf etwas zu drehen, um erkennen zu können, wer hinter ihm stand. Auch wenn es offenbar nur eine Frau war, die ihn bedrohte, er nahm es ernst.
»Blick nach vorne«, zischte die Stimme und der Druck des Metalls erhöhte sich schmerzhaft.
»Was wollen Sie?«, fragte Sergej. »Sie wissen hoffentlich, mit wem Sie sich gerade anlegen? Mein Boss versteht überhaupt keinen Spaß, wenn man einem seiner Männer droht!«
»Halt die Schnauze und stell dich an den Zaun!«, befahl die Frauenstimme nun etwas lauter und dirigierte ihn, mit der Waffe am Kopf zu dem Metallgeflecht. »Hände höher!« Sergej folgte der Anweisung und kaum, dass seine Hände den Zaun berührten, rastete auch schon das erste Paar Handschellen, erst um sein Handgelenk, dann um zwei Maschen des Zauns, ein. Anschließend wiederholte sich das Ganze auf der anderen Seite und er spürte, wie ihn zwei geübte Hände von oben bis unten abtasteten. Den ersten Gegenstand, der im hohen Bogen über den Zaun flog, identifizierte er als seine Waffe und nur Sekunden später folgte das Funkgerät.
»Und nun?« Sergej versuchte erneut den Kopf zu drehen, konnte die Person aber nicht erkennen. »Nun ...«, antwortete die Frau, «nun mache ich deinem Boss ein Geschenk.«
Ein Geräusch von Metall auf Metall erzeugte bei dem Russen eine Angst, die er bis jetzt nicht wirklich gehabt hatte. Wenn er es richtig deutete, kam dieses Geräusch vom Spannen eines Revolverhahnes. »Wollen Sie mich töten?«, fragte er und fand seine eigene Stimme seltsam abgeklärt.
Statt einer Antwort spürte Sergej, wie ihm etwas Kaltes um den Hals gelegte wurde, und stellte zynisch fest: »Natürlich … erdrosseln ist leiser.«
Nun war die Stimme ganz nahe, neben seinem Ohr: »Sag deinem Boss, er soll sich die heutige Tageszeitung aufmerksam durchlesen.«
»Was?«, fragte Sergej irritiert, bekam aber keine Antwort.
Als sich nach einer gefühlten Ewigkeit immer noch nichts rührte, fragte er etwas lauter: »Warum soll ich ihm das sagen?« Doch alles, was er hörte, waren die Geräusche des nahen Waldes hinter ihm.

Michail tobte derart, dass selbst Dimitrij instinktiv den Kopf etwas einzog. Andrej hatte Sergej gegen vier Uhr früh erneut angefunkt, und als er keine Antwort erhielt, Dimitrij geweckt. Nach einer weiteren halben Stunde fanden sie ihren Mann, noch

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