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Franley, Mark

Franley, Mark

Titel: Franley, Mark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla
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Dimitrij müde, versuchte aber möglichst viel Überzeugung in seine Worte zu legen. Dann stand er auf, wünschte eine gute Nacht und verließ Michails Arbeitszimmer.

–21–
     
     
       »Guten Morgen, Nürnberg, es ist jetzt genau sechs Uhr, und viele von euch werden gerade die Augen öffnen. Der heutige Mittwoch wird mit 26 Grad der wärmste Tag der Woche. Aber keine Sorge, pünktlich zum Wochenende erreicht uns eine kleine Kaltfront mit allem, was dazugehört.« Mike drehte den Zündschlüssel um und augenblicklich verstummte der viel zu gut gelaunte Radiosprecher. Nachdem er den Polizisten an der Toreinfahrt passiert hatte, kam er nicht mehr weit, da die gesamte Zufahrt zu der Villa bereits von anderen Einsatzfahrzeugen blockiert wurde. Ohne auf die frisch gepflanzte Blumenreihe zu achten, hatte Mike den geschotterten Weg verlassen und seinen Dienstwagen einfach auf einer kleinen Rasenfläche abgestellt.
Von außen erklärte nichts die Anwesenheit des kompletten Löschzuges der Feuerwehr. Es gab weder Rauch noch Spuren von Löschwasser oder gewaltsam zerstörten Fenstern.
»Los, Jungs, wir ziehen ab!«, hörte er dann auch einen Mann rufen, der groß »EINSATZLEITUNG« auf dem Rücken stehen hatte, und ein anderer Feuerwehrmann bemerkte mit belegter Stimme: »Ein Großbrand wäre mir lieber gewesen, als diese Scheiße!«, worauf zwei seiner Kollegen zustimmend nickten.
Mike bahnte sich seinen Weg durch das Durcheinander von verschiedenen Einsatzwägen und schon beim ersten Schritt, den er in die Villa trat, ahnte er, was hier gebrannt hatte. Selbst die geöffneten Fenster, die für einen stetigen Luftzug sorgten, schafften es nicht, den Geruch von verbrannter Haut und Haaren aus dem Haus zu vertreiben.

»Warum immer um diese Uhrzeit?« Mike hatte Böhmer, der gerade Proben von einer Blutspur nahm, die sich einmal quer durch die Eingangshalle zog, entdeckt und war zu ihm gegangen. Der Kollege von der Spurensicherung blickte von seiner Arbeit auf und sagte sarkastisch: »Guten Morgen, Mike. Magst du nichts Süßes zum Frühstück?«
Hier, tiefer im Haus, war der Gestank fast unerträglich und Mike erkannte, dass selbst sein abgestumpfter Kollege eine Spur der geruchsneutralisierenden Paste unter der Nase hatte. Ohne auf Mikes Nachfrage zu warten, zog Böhmer eine kleine Dose aus seinem Koffer und reichte sie Mike.
»Besser?«
Mike hatte sich ebenfalls eine Fingerspitze voll unter die Nase gerieben und nickte: »Viel besser!« Dann sah er sich suchend um. »Also, was ist hier passiert?«
Böhmer legte den Tupfer auf eine Ablage seines Instrumentenkoffers, stand auf und deutete zu einem Durchgang seitlich von ihnen. »Sie sind da drüben und ich hoffe, du hast noch nicht gefrühstückt!«
Nun, da der Gestank nicht mehr dominierte, trat Mikes Neugierde in den Vordergrund. Geübt streifte er die Überschuhe über seine eigenen Schuhe und folgte der Blutspur bis zu dem angrenzenden Wohnzimmer.
Der erste Anblick war zu skurril, als dass Mikes Gehirn das Bild begreifen konnte. Die einfallende Morgensonne hüllte den großen, sehr geschmackvoll eingerichteten Raum in ein warmes Licht und vermittelte das gleiche Gefühl, das ein gut gedeckter Frühstückstisch aus einer Müsliwerbung vermitteln sollte. Doch statt einem Frühstückstisch beleuchteten die warmen Sonnenstrahlen eine auf einen Stuhl gefesselte Frau, deren Kopf schlaff zur Seite hing und um deren Hals sich eine purpurfarbene Strieme zog. Dieses Bild war nicht schön, aber für das Hirn eines Kriminalkommissars noch vertretbar, was man von dem zweiten Bild nicht sagen konnte.
Der Mann war eindeutig die Ursache für das Feuerwehraufgebot. Jemand hatte ihn mit dem Rücken zu dem offenen Kamin, zwischen zwei geschmiedete Eisenträger, gekettet und ihn auf diese Weise langsam rösten lassen. Der Abstand zu den künstlich dargestellten Holzscheiden, die wahrscheinlich von einer Gasflamme zum Leben erweckt wurden, war gerade groß genug, um ihn nicht zu entzünden, sondern langsam zu garen. Mike konnte nur erahnen, wie lange der Mann der Hitze ausgesetzt war, musste sich dann aber abwenden.
»Wenn er noch reden könnte, würden wir von ihm erfahren, wie sich ein Grillhühnchen fühlt.« Mike wusste, dass sich manches nur mit dieser Art von Humor ertragen ließ, und nahm Böhmer den Satz nicht krumm.
»Wer sind die Leute?«, fragte Mike.
»Herr Dr. Ravenstein und seine Frau«, antwortete Böhmer und fuhr auch gleich fort: »Vor etwa einer Stunde löste die

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