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Franley, Mark

Franley, Mark

Titel: Franley, Mark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla
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Spitze Zähne und lange Klauen, die ihren Peinigern all das wieder entrissen, was sie dem kleinen Mädchen damals genommen hatten.
Für einen kurzen Augenblick zuckte ihr Verstand ins Jetzt und Hier, dann schaltete sich der alte Filmprojektor ein und katapultierte sie wieder zurück in eine Zeit vor der anderen Zeit.

»Glaubst du, er geht mit uns zum See?«, spekulierte Andreas und nahm seine Schultasche vom Rücken, da er furchtbar darunter schwitzte.
»Bestimmt!«, antwortete Karla fröhlich und verfiel in einen fast tanzenden Schritt, dann wurde sie wieder etwas ernster: »Allerdings weiß ich nicht, ob er auch ins Wasser kann, so schlecht wie es ihm gestern gegangen ist.« Schon als die Worte ihren Mund verließen, bemerkte Karla ihren Fehler. Sie hatte ihrem Bruder ja gar nichts von ihrem Erlebnis im Schlafzimmer ihrer Eltern erzählt, da sie sich so für ihren Vater geschämt hatte.
»Wieso, Vater ging es doch gestern Abend gut?«, wunderte sich Andreas dann auch, doch Karla überging die Aussage und rief stattdessen: »Wer als Erstes beim Haus ist!«
Trotz der Hitze gaben die beiden Kinder alles und jagten den langen Zufahrtsweg entlang, dann kam die kleine Biegung, nach der sich die Buschreihen öffneten, und die letzten Meter bis zum Haus freigaben. Andreas, der seine Schwester inzwischen überholt hatte, blieb mit einem Mal stehen, wodurch Karla fast auf ihn geprallt wäre.
»Was ist?«, schimpfte sie, folgte dann aber seinem Blick und sagte: »Was will der denn hier?«
Vor ihrem eigenen Auto stand das Auto des Mannes, der sie neulich schon einmal besucht hatte. Und auch wenn der Mann ihr zum Geburtstag ganze fünfzig Euro in die Hand gedrückt hatte, änderte das nichts an der unterschwelligen Angst, die er in ihr ausgelöst hatte.
»Der bleibt sicher nicht lange und dann gehen wir bestimmt zum See«, sagte Andreas und ging, nun langsamer, auf das Haus zu.
Schon als sie die Tür nur einen Spalt geöffnet hatten, drang die Stimme des Mannes zu ihnen herüber, und diese klang alles andere als freundlich. »Hast du nun das Geld, oder nicht?«, hörten sie ihn bedrohlich sagen, dann folgte ein fast schon weinerliches »Nein.« von ihrem Vater.
Die beiden Kinder wussten nicht so recht, ob sie sich lieber im Garten verstecken, oder hineingehen sollten. Doch als die Tür ihr gewohntes Quietschen von sich gab, hatte sich die Frage erübrigt. Der Mann trat in den Flur, starrte sie einen Augenblick lang an und verfiel anschließend in ein seltsames Grinsen. Dann sagte er mit seinem komischen Akzent: »Schön, dass ihr da seid! Euer Vater braucht heute eure Hilfe!«
»Ist er krank?«, fragte Karla, doch der Mann schüttelte den Kopf. »Nein, aber er könnte es werden, wenn ihr nicht auf mich hört.«
»Was wollen Sie von uns?« Andreas legte so viel Aggressivität in seine kindliche Stimme, dass selbst der Mann kurz stutzte.
Mit einer beschwichtigenden Handbewegung antwortete dieser: »Nichts Schlimmes, ihr müsst nur kurz mit mir kommen und ein bisschen für euren Vater arbeiten. Es geht um ...«, der Mann schien kurz zu überlegen, dann hellte sich seine Mine auf, »Tiere. Ihr mögt doch Tiere, oder?«
»Was hat unser Vater mit Tieren zu tun?«, fragte Karla skeptisch.
Nun tat der Mann erstaunt: »Ihr wisst es noch gar nicht, hoffentlich habe ich jetzt nicht zu viel verraten? Euer Vater hat euch ein Pferd gekauft, kann es aber nicht pflegen, da sich herausgestellt hat, dass er eine Allergie hat.« Nun sah er die Kinder erwartungsvoll an und fragte schließlich: »Also, was ist, kommt ihr mit?«
Im selben Augenblick erschien ihr Vater in der Küchentür, musste sich aber am Rahmen festhalten. Mit schwacher Stimme sagte er zu dem Mann gewandt: »Bitte nicht, Michail, es sind doch noch Kinder.«
»Papa, was ist mit dir?«, fragte Karla, nachdem sie den ersten Schock überwunden hatte. Ihr Vater war kreidebleich, zitterte und hatte Schweißperlen auf der Stirn. Doch anstelle ihres Vaters antwortete der Mann: »Das sieht schlimmer aus, als es ist. Die Allergie hat ihn voll erwischt. Aber ich bin mir sicher, dass es ihm in einer Stunde schon wieder besser geht.« Wieder warf er einen flüchtigen Blick auf ihren Vater, wobei er völlig unpassend grinste, dann sah er wieder zu den Kindern. »Und in einer Stunde sind wir schon fast wieder hier. Das Pferd braucht nur ein paar Streicheleinheiten und etwas Heu.« Nach einem flüchtigen Blick auf seine Uhr klatsche er in die Hände und bestimmte: »Nun aber los, das Pferd

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