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Franley, Mark

Franley, Mark

Titel: Franley, Mark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla
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und warf einen Blick durch die Scheibe der Tür. Eigentlich hatte er wieder einen dieser Türsteher-Typen erwartet, doch zu seiner Überraschung sah er einen kleinen, schmächtigen Mann, dessen Hinterkopf nur noch von einzelnen schwarzen Strähnen bedeckt wurde. Bedingt durch die aufgebrachten Gesten seines Armes, wirkte es, als würde der weiße Arztkittel jeden Moment von seinen schmalen Schultern fallen.
Dieses Mal drehte sich der Mann nicht mehr um, sondern verschwand in einem Raum auf der andern Seite des Ganges. Mike entspannte sich ein wenig und deutete Natalie, dass sie sich ebenfalls erheben konnte. Dann fragte er flüsternd: »Hast du etwas verstanden?«
Seine Partnerin nickte, ging dichter an ihn heran und übersetzte leise: »Es ging um eine Operation. Er hat sich darüber beschwert, dass er den Eingriff unmöglich ohne den Arzt aus Deutschland machen kann. Außerdem war er darüber aufgebracht, dass man ihm erst jetzt Bescheid sagte, wo er schon alles vorbereitet hat.« Natalie stockte kurz und fügte dann noch hinzu: »Ach ja, und er sprach von irgendeinem Verrat.«
Mike dachte kurz über das Gehörte nach und erstarrte: »Wissen die etwa von unserem Hinweis auf diese Adresse?«
Natalies Gesicht bekam einen nachdenklichen Ausdruck. »Möglich, aber so genau konnte ich das nicht verstehen. Er sagte etwas von znicek, aber das Wort kenne ich nicht.«
Mike versuchte sich an das Gehörte zu erinnern, schüttelte den Kopf und antwortete: »Nein, er sagte nicht znicek, sondern zničit.«
Die Kommissarin sah ihn an und fragte: »Sicher?«, worauf Mike nickte. Ihre nächsten Worte klangen, als würde sie einen Fluch aussprechen: »Wenn er das wirklich gesagt hat, dann ergibt auch der ganze Satz einen Sinn, er sagte etwas von ... die ganze Anlage zerstören.«
Noch bevor Mike die Worte richtig sortiert hatte, hörten sie das weit entfernte Schlagen einer schweren Tür, dann folgte das Getrampel vieler Schuhe, die augenscheinlich die Treppe herunterkamen.
»Los, dahinter«, zischte Mike und war auch schon auf dem Weg zu dem Ende des etwa acht Meter langen, schlauchartigen Lagerraums, wo drei fahrbare Schmutzwäschebehälter standen. Natalie schaffte es gerade noch rechtzeitig, sich hinter einen von ihnen zu ducken, als die Tür aufgerissen wurde. Dann folgte das Plätschern einer Flüssigkeit und einige geschriene Befehle hallten durch die Räume. Vorsichtig schob Mike seinen Kopf ein kleines Stück hinter seiner Deckung vor, dann begriff er, was hier vor sich ging. Während einige Männer Kartons in Richtung Treppenhaus trugen, eilten andere mit kleinen Kanistern in die Anlage hinein, und dem beißenden Geruch nach konnte es sich nur um Benzin handeln.
Die ganze Aktion dauerte nicht mehr als fünf Minuten, dann zogen sich alle, einschließlich des schmächtigen Typen, zurück und schlagartig kehrte Stille ein.
Mike sah zu Natalie und sagte: »Wir müssen hier raus, und zwar schnell!« Diese nickte zwar zustimmend, bog aber an der Tür in die andere Richtung ab.
»Wo willst du hin?«, fragte Mike fast panisch, worauf sich seine Partnerin umdrehte und rief: »Willst du den Jungen hier zurücklassen?«, was Mike mit einem lauten »Scheiße!« quittierte und ihr folgte.
Die gesamte Kellerfläche war in zehn Räume aufgeteilt, wobei sich die ersten drei Räume als Zellen herausstellten, welche aber unbesetzt waren. Dann folgte eine Art Aufenthaltsraum und eine Küche. Die beiden vorletzten Türen führten in einen Waschraum und einen Raum mit mehreren Betten.
»Er muss doch hier irgendwo sein!«, fluchte Mike und stieß die Tür an der Stirnseite des Ganges auf und blieb geschockt stehen. »Was ist?«, fragte Natalie, die ihm folgen wollte, und dann seitlich an ihm vorbeiblickte. Auch sie musste erst einmal begreifen, was sie da sah, dann wandte sie sich ab.
An der hinteren Wand des Raumes stand ein ziemlich großer Ofen, der, wie einige Gasflaschen zeigten, nicht zum Heizen diente, sondern dazu, etwas zu verbrennen. Was darin verbrannt wurde, wollte sich Mike nicht vorstellen, musste es aber ansehen, da er in die toten Augen eines kleinen Mädchens blickte. Die Kleine lag auf einem großen Metalltisch und dort, wo eigentlich ihre Beine beginnen sollten, verdeckte ein Tuch das Ende ihres Körpers. Die große Öffnung in ihrem eingefallenen Bauch hatte man dagegen nicht abgedeckt und irgendwie sah ihr Körper aus, als würde in ihm etwas fehlen.
Im selben Augenblick, wie Natalie ihn ansprach, nahm Mike es selbst wahr.

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