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Franley, Mark

Franley, Mark

Titel: Franley, Mark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla
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haben Sie ja!«
»Der Anwalt?«, fragte Michail, als der Leibwächter aufgelegt hatte.
»Ja, der hat die Hosen voll«, lachte Dimitrij, um dann gleich wieder ernst zu werden. »Also, Hausner hat ein paar seiner Kontakte genutzt und die Einwohnermelde- und Polizeidatenbank nach den Frauen durchsuchen lassen. Zwei von ihnen sind bereits gestorben, eine sitzt im Gefängnis und eine in der geschlossenen Psychiatrie.«
»Und die fünfte?«, fragte Michail dazwischen.
»Das ist ein bisschen seltsam ...«, fuhr Dimitrij fort, »von dieser Karla Grass gibt es nichts, sie ist wie vom Erdboden verschwunden.«
»Karla Grass«, überlegte Michail laut und sagte den Namen noch einige Male vor sich hin, dann hellte sich sein Gesichtsausdruck auf. »Ja, ich erinnere mich! War ein hübsches kleines Mädchen und einen Bruder hatte sie auch noch. Nur ihr Vater war leider eine Enttäuschung! Hatte so gut angefangen und dann versucht mich zu hintergehen.« Zu einer weiteren Ausführung seiner Erinnerungen kam der Boss nicht, da einer seiner Männer das Schwimmbad betreten hatte und darauf wartete, dass er sprechen durfte. Michail nickte ihm zu, worauf der Mann begann: »Wir haben die Kameraaufzeichnungen aus dem Haus des Arztes durch. So, wie wir es interpretieren, musste Ravenstein vor seinem Haus aussteigen, weil das automatische Tor nicht funktionierte, und genau in dem Augenblick, als er das Tor erreichte, ging die Innenraumbeleuchtung seines Autos für einen kurzen Augenblick an. Irgendjemand ist in sein Auto gestiegen, allerdings ist diese Person kaum zu erkennen. Boris ist der Meinung, sie hätte eine Maske auf, aber ich bin mir da nicht so sicher.«
»Danke!«, sagte Michail und nickte seinem Mann anerkennend zu, der sich daraufhin wieder zurückzog.
Nachdem einige Sekunden nachdenkliches Schweigen geherrscht hatte, fiel Dimitrij noch etwas ein: »Ach ja, der Anwalt lässt dir ausrichten, dass es ihm hier zu heiß wird, und er um 22 Uhr einen Flug nach Süditalien gebucht hat.«
Michail blickte erst auf seine Rolex, die gerade auf 18:30 sprang, dann wieder zu seinem Leibwächter: »Das kann er vergessen, ich brauche ihn hier! Ruf ihn an und sag ihm das. Und sag ihm auch, dass die Sizilianer noch einige offene Rechnungen bei mir haben.«
Dimitrij hatte schon das Handy herausgezogen, als sich sein Boss noch einmal zu ihm umdrehte: »Ich schaue mir nachher die Videoaufzeichnungen an und werde einen Teil davon der Polizei zukommen lassen. Warum sollen wir die Arbeit alleine machen? Richte Hausner aus, dass es sein Job sein wird, diese zu übergeben. Als Anwalt hat er Immunität und eine Schweigepflicht, das ist genau der richtige Job für ihn!«
In solchen Momenten wurde Dimitrij klar, warum der Boss der Boss war. Grinsend wählte er die Nummer und hatte Spaß daran, Sebastian von Hausners verängstigte Stimme zu hören.

–28–
     
     
       Während der Rückfahrt von Tschechien redeten die beiden Kommissare nur das Nötigste. Jeder hing seinen eigenen, düsteren Gedanken nach und versuchte die Vorstellung, wie vielen gesunden Menschen man dort in diesem Keller schon Organe entnommen hatte, zu verarbeiten.
Nach außen wirkte Mike gelassen, doch neben den abscheulichen Verbrechen hatte noch etwas anderes einen Schwelbrand in ihm ausgelöst, der jeden Augenblick zum Inferno werden konnte.

Es war bereits kurz vor 18 Uhr, als Natalie den Dienstwagen in den Innenhof des Hauptpräsidiums lenkte und auf ihrem reservierten Parkplatz abstellte. Als wäre die Stimmung der beiden nicht schon düster genug, hingen bedrohlich wirkende Gewitterwolken über der Stadt und erste Tropfen fielen auf den aufgeheizten Boden, wo sie sich fast augenblicklich in Wasserdampf auflösten und die Luft schwer machten.
Ohne auf seine Partnerin zu warten, betrat Mike das Gebäude, in dem die Kripo ihre Räume hatte, und nahm das Treppenhaus, anstatt auf den Aufzug zu warten. Natalie hatte ihn inzwischen eingeholt, ignorierte aber, wie er auch, die Blicke der Beamten, denen sie begegneten. Die Erlebnisse in der Schlachterei hatten deutlich sichtbare Spuren an ihnen hinterlassen. Abgesehen davon, dass sie völlig verdreckt waren und ihre Klamotten ziemlich gelitten hatten, zogen sie den Geruch von kaltem Rauch hinter sich her. Mike drückte die Milchglastür zu ihrer Abteilung auf und stockte für einen kurzen Augenblick. Eigentlich hatte er damit gerechnet, dass kaum noch jemand hier sein würde, doch stattdessen hatte man den größten Büroraum

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