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Franley, Mark

Franley, Mark

Titel: Franley, Mark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla
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eher als Türsteher in einem Nachtclub als in diese Gegend passte. Von dem Beifahrer konnte Mike nichts erkennen, außer, dass auch dieser männlich war.
Sie warteten, bis das Motorengeräusch weit genug weg war, und folgten ihm dann im Schutz des Waldes. Nachdem sie sich weitere zehn Minuten von der Landstraße entfernt hatten, keimten in Mike die ersten Zweifel, ob sie nicht doch lieber das Auto hätten nehmen sollen. Außer diesem Schotterweg und den Bäumen schien es hier nichts zu geben. Mit nachlassender Konzentration folgten sie dem Weg, der eine leichte Biegung machte, und plötzlich, wie aus dem Nichts, stand es vor ihnen.
»Eine Schlachtbetrieb, hier mitten im Wald?« Natalie, die etwas Tschechisch konnte, hatte das rostige Schild, welches über einem überdimensionierten Garagentor hing, das direkt in das Gebäude führte, entziffert.
»Zum Gebäude passt das ...«, erwiderte Mike, dem man deutlich anhörte, dass ihm der Anblick des schmucklosen Flachbaues, hier mitten im Wald, selbst eigenartig vorkam. Dann herrschte einige Sekunden Stille, da beide Kommissare sich erst einmal verdutzt umsahen. Keine zehn Meter vor ihnen, aber schwer zu erkennen, endete der Wald an einem alten, aber intakten Zaun. Dahinter zog sich ein nur wenige Meter breiter Grünstreifen um das gesamte Gebäude, das bis auf wenige vergitterte Fenster aus gräulich weißen Wänden bestand. Das geöffnete Garagentor in der Front wirkte wie das aufgerissene Maul eines Haies, was es nicht gerade einladender machte, und ein schwarz rauchender Kamin auf der Rückseite ließ den Anblick der schönen Natur um sie herum in den Hintergrund treten.
Ohne sich absprechen zu müssen, gingen Mike und Natalie näher an den Zaun heran, blieben aber weiterhin im Schutz des Waldes. Nun, da sie das ganze Gelände überblicken konnten, sahen sie auch den Kleintransporter wieder, den man neben einer schmalen Tür, an der linken Seite des Gebäudes, abgestellt hatte.
»Was macht der da?«, fragte Mike mehr sich selbst als seine Partnerin. Der Fahrer des Wagens hatte gerade die beiden Türen am Heck des Transporters geöffnet und etwas hineingerufen. Einen Augenblick lang passierte nichts, dann tauchte das Gesicht eines blassen, ungepflegten Jungen im Inneren auf, der mit scheuem Blick die Umgebung musterte. Wieder bellte der Zwei-Meter-Hüne einen unverständlichen Befehl, worauf der Junge, den Mike auf etwa sechzehn Jahre schätzte, den Blick senkte und bis an die Ladekante kam. Dort ließ er sich scheinbar ungelenk auf die Knie hinunter und drehte sich dann so, dass er auf der Kante saß. Mit einem weiteren Fluch packte der Fahrer den Jungen, riss ihn grob von der Ladefläche herunter und schob ihn dann in Richtung der Tür.
»Der war doch gefesselt, oder?«, stellte Natalie fest, als die beiden in dem Gebäude verschwunden waren.
    »Allerdings!«, stimmte Mike zu und merkte dann an: »Also, nach einer normalen Schlachterei sieht mir das hier nicht aus.«
»Und was machen wir jetzt?«, fragte Natalie. »Wir können doch nicht zulassen, dass diesem Jungen etwas passiert. Freiwillig ist der sicher nicht hier!«
Mike dachte einen Augenblick nach. Als deutsche Polizisten hatten sie keinerlei Rechte in diesem Land und konnten dort folglich nicht einfach hineingehen. Unschlüssig sagte er: »Vielleicht sollten wir unsere tschechischen Kollegen rufen.«
»Aber wer weiß, was die mit dem Jungen machen, bis diese hier sind«, gab Natalie zu bedenken. »Hast du gesehen, wie schwach er auf den Beinen war.«
Mike warf noch einen Blick auf das menschenleere Gebäude, nickte dann und beschloss: »Lass uns einmal außen herumgehen, vielleicht kann man auf der Rückseite etwas erkennen.«

Nach weiteren fünfhundert Metern durch den Wald war von Natalies gepflegtem Outfit nicht mehr viel übrig. Die ehemals schwarzen Pumps waren von zahlreichen Kratzern zerfurcht und auf der dünnen Stoffhose hatten sich allerlei Spinnweben angesammelt.
»Wohl doch falsch angezogen«, stichelte Mike, der sie amüsiert betrachtete.
»Kann jemand ahnen, dass aus einem Ausflug nach München ein Spaziergang im Unterholz wird?«, erwiderte Natalie und blickte an sich herunter. Mike warf noch einen letzten Blick auf die verschwitzte Bluse seiner Partnerin, dann wandte er sich der angeblichen Schlachterei zu und sagte: »Glaubst du, wir kommen irgendwie an das Fenster dort?« Natalies Blick folgte seiner ausgestreckten Hand. An der Rückseite des Gebäudes gab es nur ein einziges, kleines

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