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Franley, Mark

Franley, Mark

Titel: Franley, Mark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla
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aber hier zu sitzen und einfach nur zu reden, tat ihm unendlich gut. Ohne dass er es mitbekam, verflog die Zeit. Irgendwann bestellten sie ein leichtes Mittagessen und in Mike kehrte langsam eine Ruhe und Entspanntheit ein, die er schon lange nicht mehr gefühlt hatte. Erst erzählte er und Jenni hörte einfach nur zu. Dann erzählte sie von ihrem letzten Jahr, ließ selbst die eine oder andere Männerbekanntschaft nicht aus, was Mike immer noch Stiche versetzte. Sie lachten zusammen über die schrägen Vögel, die sie dabei kennengelernt hatte, und wie sie diese wieder loswurde. Dann kam sie irgendwann zu dem Punkt, der zwischen ihnen stand, doch Mike wehrte ihn diesmal nicht ab. Er hörte ihr so zu, wie er es lange nicht konnte.
Bei den ersten Worten sah sie ihn noch unsicher an, doch als Mike ihr aufmunternd zunickte, erklärte sie aufrecht: »Mike, ich hatte damals nicht nachgedacht. Als es hieß, dass dieser Entführer mir alleine ein Interview geben will, hatte ich nur meine Karriere im Sinn. Ganz ehrlich«, sie hob den Blick und sah Mike in die Augen, »ich habe in den wenigen Minuten, die es dauerte, noch nicht einmal an dich gedacht. Es ging nur um meine Arbeit. Erst als das Sondereinsatzkommando unser Studio stürmte, wurde mir bewusst, was ich dir damit angetan hatte.« Wieder folgte eine kurze Pause. »Ich kannte deine Wertvorstellungen und bewunderte dich dafür. Mir hätte klar sein müssen wie du darauf reagierst, wenn ich einem gesuchten Schwerverbrecher eine solche Bühne gebe.« Jennis drehte den Kopf und starrte mit leerem Blick über das schillernde Wasser der Pegnitz. Nach einer Weile sah sie Mike wieder an und er erkannte eine kleine Träne in ihrem Augenwinkel. Sie legte ihre Hände auf seine und sagte mit erstickter Stimme: »Es tut mir leid … einfach nur leid.«
    Mike ließ seine Hände unter den ihren. Sein Magen hatte sich verkrampft, aber er konnte noch nicht zuordnen warum. Alles in ihm schrie danach, sie einfach in den Arm zu nehmen, alles bis auf eine kleine Festung, die sich Stolz nannte. Auch sein Blick suchte in dem Wasser des Flusses nach Antworten und fand tatsächlich einen kleinen Ausweg. Er drückte ihre warmen, weichen Hände und sagte: »Lass mir etwas Zeit, um herauszufinden, ob ich damit umgehen kann. Deine Offenheit hat gut getan.« Nun sah er sie mit einem Lächeln an und sagte: »Danke!«
Da keiner von beiden wusste, was er sagen sollte, fragte Jenni: »Hast du noch etwas vor, oder gehst du auch nachhause?«
Mike dachte einen Augenblick nach. Eigentlich hatte er sich vorgenommen, diesen Anwalt genauer unter die Lupe zu nehmen, aber das hatte auch Zeit bis morgen. Karl hatte ihm diese Auszeit aufgezwungen, warum also nicht einfach mal den Tag genießen? Er ignorierte den Impuls, auf seinem Handy nach Neuigkeiten aus dem Präsidium zu schauen, und sagte: »Ich habe heute nichts mehr vor, wollen wir ein Stück zusammen gehen?«

Fast als wären sie wieder ein Paar, schlenderten sie über den Hauptmarkt, scherzten über die alles fotografierenden Asiaten und gingen langsam den Burgberg hinauf. Da die Nachmittagssonne unerbittlich von Himmel brannte und der steile Berg sein Übriges tat, beschlossen sie, in einem der kleinen Biergärten noch eine kurze Pause einzulegen. Eigentlich wollte Jenni nach einem Bier weitergehen, doch Mike überzeugte sie von einem zweiten. Dass es ihm davor graute, nachhause in seine leere Wohnung zu gehen, verschwieg er allerdings.
Irgendwann konnte er es nicht mehr hinauszögern und erst als sie einige Schritte getan hatten, merkten beide, wie ihnen das Bier in den Kopf stieg. Trotz der länger werdenden Schatten kamen sie schließlich ziemlich verschwitzt vor Jennis Haus an und blieben verlegen stehen. Bemüht beiläufig fragte sie: »Noch einen Kaffee?«
Mike tat zwar so, als müsse er mit sich ringen, doch in Wirklichkeit hatte sein Stolz den Kampf schon lange verloren.
In Jennis kleiner Wohnung hatte sich kaum etwas verändert, nur ihre gemeinsamen Fotos fehlten. Fast schon unsicher folgte er ihr in die offene Küche, lehnte sich an die Arbeitsplatte und sah seiner Ex-Freundin dabei zu, wie sie zwei Tassen Kaffee zubereitete. Falls sie bemerkte, dass er sie von oben bis unten musterte, ließ sie sich nichts anmerken.
»Hast du heute noch etwas vor?«, fragte Mike, während er seine Tasse entgegennahm, worauf Jenni den Kopf schüttelte: »Nein. Ich muss nur noch einen kurzen Bericht über ein neues Computerspiel schreiben, dann habe ich

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