Franley, Mark
deutsche Kinder waren.« Dann sah er Karl an und fragte: »Muss das mit diesem Empfang bei Petrov heute Abend wirklich sein?« Doch an Karls Stelle antwortete Natalie: »Also, ich will dahin! Erstens interessiert es mich, wie so ein Mensch lebt, und zweitens können wir ihm vielleicht ein wenig auf den Zahn fühlen. Mehr als die Information über diese ominöse Karla wird er uns nicht geben, doch irgendwie scheint das ja alles in Verbindung mit ihm zu stehen.« Mike warf ihr einen verärgerten Blick zu.
Karl nickte: »Und außerdem habt ihr noch einen weiteren Auftrag, oder glaubt ihr, ich lasse ohne Grund zwei Kommissare der Mordkommission Personenschutz machen. Wie ihr wisst, deutet die Halsverletzung an der Frau des Arztes darauf hin, dass Profis am Werk waren, und die KTU hat DNA-Spuren, die nicht von unseren Leuten stammen, isolieren können. Euer Auftrag lautet, heute Abend von möglichst vielen Männern aus Petrovs Umfeld Proben zu nehmen. Falls diese nicht mit denen von Ravensteins Villa übereinstimmen, haben wir keinen Staub aufgewirbelt. Und wenn doch, lasse ich alle seine Leibwächter offiziell zur DNA-Probe antreten.«
»Guter Plan«, stimmte Mike zu und ärgerte sich fast, nicht selbst darauf gekommen zu sein.
Karl erhob sich von dem Schreibtisch und warf einen Blick auf seine Armbanduhr, die erst kurz nach acht zeigte, und bestimmte: »Euer Einsatz beginnt heute Nachmittag um 17 Uhr. Der Innenminister wird von seinem Fahrer zu Petrovs Villa gebracht, ab da übernehmt ihr.« Dann musterte er seine beiden Untergebenen mit leicht abfälligem Blick und sagte: »Und zieht euch etwas anderes an. Jetzt ist es kurz nach 8 Uhr. Ich würde sagen, ihr macht hier spätestens Mittag Schluss, damit ihr heute Abend fit seid. Ich denke nicht, dass ihr irgendwelche Probleme haben werdet. Petrovs Familie ist besser geschützt als unsere Kanzlerin und an die Proben zu kommen, wird sicher nicht ganz einfach werden, aber sonst dürfte nichts passieren.« Abschließend murmelte Karl noch einen Gruß und verschwand aus dem Büro.
Keine zehn Sekunden später klopfte es erneut und Jänke, der junge Kollege, trat ein.
»Was hast du?«, fragte Mike, dann fiel ihm ein, dass Natalie den Mann nur vom Sehen kannte und stellte ihn kurz als fähigen Kollegen vor. Alle drei setzten sich und Jänke begann: »Ich habe nun alle Protokolle aus der fraglichen Zeit überflogen und tatsächlich, jedes unserer Opfer wurde bei Razzien im Rotlichtmilieu als Zeuge befragt.«
»Also können wir davon ausgehen, dass unsere Mörderin aus dieser Ecke kommt«, fiel ihm Mike ins Wort.
»Ich denke ja«, stellte Jänke fest. »Allerdings irritiert mich eine Sache. Ich habe mir gestern die Filmaufnahmen der Überwachungskamera angesehen, und auch wenn man diese Person nur kurz sieht, auf mich wirkte sie noch recht jung. Der besagte Zeitraum ist aber schon gut zwanzig Jahre her. Wenn wir davon ausgehen, dass die Mörderin eine Prostituierte war, und das beste Alter dafür zirka zwanzig ist, müsste die Frau heute um die vierzig sein und so sah sie mir nicht aus.«
Natalie, die bisher anscheinend mehr an den Kumuluswolken hinter dem Fenster interessiert gewesen war, sah nun zu ihren Kollegen und sagte trocken: »Es gibt ja auch noch Kinderprostitution.«
Mike dachte über das bisher Gehörte nach: »Alles gute Ansätze, und doch hilft uns nichts davon wirklich weiter. Es dürfte unmöglich sein, an die Namen der damals tätigen Frauen zu kommen, und wenn wirklich Kinder im Spiel waren, werden wir überhaupt nichts erfahren.« Nun war er es, der aus dem Fenster sah und mehr zu sich selbst sagte: »Wenn wir nur etwas über diese Frau, die uns der Anwalt genannt hat, herausbekommen würden.«
»Welche Frau?«, fragte Jänke.
»Sebastian von Hausner nannte uns eine Frau, die wir überprüfen sollten. Doch wir haben keinerlei Informationen über sie in unseren Systemen.«
»Ich kann mir das auch noch einmal ansehen«, bot Jänke an. Mike nahm einen Zettel, schrieb Karla Grass darauf und reichte diesen seinem Kollegen mit den Worten: »Kannst du gerne machen.« Dieser nahm ihn, verabschiedete sich und versprach sich zu melden, sobald er etwas herausbekommen hatte.
Natalie und Mike setzten sich hinter ihre Rechner, fassten den Stand der Dinge schriftlich zusammen und verließen kurz vor zwölf Uhr das Büro.
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Karla hatte lange darüber nachgedacht, wie sie diesen fetten Anwalt unbemerkt ins Auto bekommen sollte. Nun stand sie vor ihm und
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