Franny Parker
gefüllt«, sagte Dad zu Ben und mir. »Es wird wieder eine Affenhitze.« Er legte die Montagszeitung auf den Tisch, stürzte seinen Kaffee hinunter und gab uns allen einen Abschiedskuss. »Bleibt schön kühl. Wir sehen uns nach der Arbeit.«
»Rechnet bloß nicht damit, dass ich euch helfe, die Eimer zu füllen«, informierte uns Sidda. »Ich treff mich mit Marilee im Schwimmbad. Wir müssen früh hin, um die guten Liegestühle zu erwischen.« Sidda hatte das ganze Wochenende übelste Laune gehabt, wegen der Grillen natürlich. Jetzt wollte sie noch wenigermit Ben und mir zu tun haben, und mit den Tieren auch nicht.
»Kannst du deinen Bruder bis zum Ferienlager mitnehmen?«, fragte Mama und räumte das Geschirr ab.
»Aber das fängt doch erst um neun an!«, hielt ihr Sidda entgegen.
»Super!«, jubelte Ben. »Dann kann ich vorher noch schwimmen.«
»Aber Mom …«, beschwerte sich Sidda. Ihre blauen Augen waren vor Empörung weit aufgerissen.
»Oder«, fuhr Mama fort, »du kannst hier noch ein bisschen helfen.«
Sidda verließ aufgebracht den Tisch und riss ihre Badetasche aus dem Schrank. »Er hat fünf Minuten«, sagte sie und knallte die Fliegentür zu. »Und dass du es nicht wagst, deine Schildkröten mitzubringen!«, schrie sie in Richtung seines Zimmers.
Nachdem ich Snorts Wassertrog gefüllt und allen Tierpatienten Wasser gegeben hatte, suchte ich Mama. Sie saß an ihrem Maltisch im Wohnzimmer und stöberte in ihren Pinseln. In einer Hand hatte sie einen kleinen roten Farbtiegel.
»Bist du an deinem Porträt?«, fragte ich und warf einen Blick auf die Frau auf der Staffelei.
»Nee, heute arbeite ich am Postkasten. Grandma Rae hat gesagt, wir sollen ihm einen neuen Anstrich geben. Sie sagt, er sei so blass, dass sie unseren Namen nicht mehr lesen kann.«
Ich verdrehte die Augen. »Wir würden doch niemals wollen, dass Grandma ins falsche Haus läuft!«
Mama lächelte. »Komm und hilf mir, damit wir das auf jeden Fall ausschließen.«
Ich saß auf einem trockenen Rasenstück am Ende unserer Auffahrt und sah Mama zu, wie sie die roten Buchstaben unseres Namens ausmalte, »Parker«, das »P« ganz groß und mit lustigem dickem Bauch. Auch wenn Grandma Rae echt eine Tyrannin war, ich musste zugeben, dass es richtig schön aussah, als Mama fertig war.
»Was ist mit Lindys Postkasten?«, fragte ich und sah hinüber zu dem schwarzen Ding der Dunns ganz ohne Namen.
»Hmm.« Mama sah sich den Kasten an. »Sieht wirklich ein bisschen düster und ernst aus.« In Windeseile hatte sie »DUNN« in Blockschrift aufgemalt und eine kleine Blume dahintergesetzt.
»Viel schöner«, sagte sie mit einem Lachen.
»Schick!«, stimmte ich ihr zu.
»Entschuldigt.« Lindy kam auf den Weg gelaufen. »Was macht ihr da?«
»Ach, hallo«, sagte Mama. »Wir haben unseren Postkasten aufgemöbelt. Ich dachte, eurer könnte auch was vertragen. Es macht dir doch nichts, oder?«
Lindy zwang sich zu einem Lächeln, aber es war eher unbehaglich.
»Ach, das hättet ihr doch nicht müssen«, sagte sieund schob die Hände verlegen in die Taschen. Ich sah Mama an.
»War überhaupt keine Mühe«, sagte Mama. Wir starrten zu dem neuen Kasten. Die Farbe war noch ganz feucht. »Tut mir leid«, setzte Mama plötzlich hinzu. »Ich hätte dich erst fragen sollen.«
Lindy schüttelte den Kopf. »Nein, nein, es sieht echt gut aus. Wirklich. Ich hatte nur nicht vor, unseren Namen draufzuschreiben. Hier draußen, wo ihn jeder sehen kann.« Sie sah sich nervös um.
»Ich kann es auch wieder rückgängig machen, wenn du willst«, sagte Mama und hielt ihren Pinsel hoch.
Lindy seufzte, dann schüttelte sie den Kopf. »Nein, nein, es ist okay. Ich bin sicher nur albern. Ich sollte mich bei dir bedanken.«
»Ganz sicher?«, fragte Mama. Jetzt sah sie genauso beklommen aus wie Lindy.
»Ganz sicher«, sagte Lindy und nickte. »Aber jetzt, wie wär’s mit etwas Eistee? Euch Mädels ist doch sicher heiß.«
Mama nahm an. Sie war eindeutig erleichtert. Zusammen gingen sie zur Hütte.
»Kommst du mit, Franny?«, riefen sie.
»Bin gleich da«, antwortete ich. Aber stattdessen betrachtete ich Lindys Postkasten. Die Buchstaben waren gerade und präzise, hübsch anzusehen. Was hatte ihr eigentlich nicht gepasst?
Alles im Überfluss
D ie Nachmittage waren am schlimmsten. Da konnte man der Hitze einfach nicht entkommen. Die Tiere tranken das Wasser so schnell, wie wir es aus der Scheunenpumpe zapften. Ich schloss die Lippen um den Hahn und saugte
Weitere Kostenlose Bücher