Franny Parker
nett von euch, uns den Platz freizuhalten!« Es war Sidda, die die Augen verdrehte und grinste. Marilee und ihre andere Freundin Beth standen kichernd neben ihr. Ehrlich, ich wusste überhaupt nicht, was die ganze Zeit so komisch sein sollte. »Ich hab leider keine Tickets mehr«, sagte sie und schob theatralischdie Lippen zu einer Schnute zusammen. »Franny, du gibst mir doch deines, oder?«
Ich starrte sie fassungslos an. »Aber ich habe auch nur noch eins für diese Fahrt«, wandte ich ein.
Sidda zuckte die Schultern. Das störte sie anscheinend überhaupt nicht. Sie hielt mir die Hand hin und wartete.
»Nimm die hier«, sagte Lucas und kramte in seiner Tasche. Er legte ihr eine Handvoll zerknitterter Tickets in die Handfläche. »Ich krieg Freikarten, weil ich hier arbeite.«
»Wow, danke«, sagte Sidda und stopfte die Tickets in ihre Tasche, ohne uns anderen welche davon anzubieten. Wir waren jetzt ganz vorne in der Schlange. Eine große gelbe Gondel schwebte schaukelnd herunter und der Riesenradhelfer hielt sie fest. Es war die letzte, die noch frei war.
»Wer ist dran?«, rief er.
»Wir!«, schrie Sidda, schob mich aus dem Weg und stellte sich neben Lucas. Sie sprang auf einen der leeren Sitze und ihre Freundinnen folgten ihr.
Ich resignierte.
»He, Lucas! Neben mir ist noch Platz«, brüllte Sidda und schob Marilee etwas weg.
Es entstand eine Pause und der Riesenradhelfer machte schon ein ungeduldiges Gesicht.
»Oje!«, rief Pearl, die neben mir stand. »Es ist neun. Ich muss meine Mutter treffen.« Sie verschwand inder Menge und ließ mich allein zurück.
Was nun?
, fragte ich mich.
»Komm schon, Lucas!«, rief Sidda.
»Fahrt los«, antwortete Lucas. »Ich nehm die nächste Gondel mit Franny.«
Mein Herz schlug heftig. Der Blick auf Siddas Gesicht hätte gereicht, um das Riesenrad zum Stehen zu bringen, um jede Fahrt und jedes Spiel anzuhalten, aber es war zu spät. Der Helfer klickte den Sicherheitsbügel ein und Sidda verschwand in der Nacht.
»Ich glaube, sie wollte mit dir fahren«, sagte ich zu Lucas.
»Aber ich wollte mit dir fahren.« Er lächelte auf mich herunter und meine Beine wurden ganz weich. Es machte nichts, dass wir zehn Minuten warten mussten, bis wir drankamen. Lucas saß direkt neben mir, unsere Knie waren aneinandergedrückt und das Rad drehte sich und hob uns in den Himmel hinauf.
»Schau mal, wie winzig alle aussehen«, sagte ich. Ganz oben erglänzte die Stadt im Leuchten der Fahrbetriebe und Lichter und den bläulichen dunklen Flecken der Jugendlichen, die durch den Park schlenderten. Aber ich fühlte mich sicher und gut aufgehoben und der Kick, so weit über dem Boden zu sein, war nichts im Vergleich mit dem Kick, neben Lucas Dunn zu sitzen.
»Man möchte am liebsten eine Weile hier oben bleiben, nicht?«, sagte er. Und dann legte er seine Handauf meine, die mitten auf dem Sicherheitsriegel vor uns lag. Mir drehte sich der Kopf. Ich dachte an die Tierpatienten, die sicher in der Scheune ruhten, und an das gluckernde Quaken der Frösche im Flussbett hinter unserem Garten. Ich genoss den Sommer in vollen Zügen. Ich schloss die Augen und mein Körper wurde von der sanften Bewegung des Riesenrads ergriffen, vom Schaukeln der Gondel, von der Nachtluft, die um uns aufstieg. Ich spürte, wie mich das Sommerfieber erfüllte und in den Himmel strömte und in meinen Gliedern vibrierte. Ich drückte Lucas’ Hand. Ich wollte es ihn wissen lassen, er sollte fühlen, was ich fühlte.
Und dann wurde das Rad langsamer und hielt an, um die Leute aussteigen zu lassen. Es setzte uns wieder in der Menge ab, brachte uns in die üblichen Geräusche der Welt zurück, doch der Bann der Sternennacht schwebte über uns wie ein Versprechen.
Wieder daheim
W ir haben es geschafft! Wir haben den Walker-Frosch geschlagen!«, schrie Ben.
»Wie das denn?«, fragte ich. Wir liefen mit Lindy und Lucas durch die ruhigen Straßen nach Hause, etwas schwerfällig von den Unmengen von Jahrmarktsessen, das wir gefuttert hatten. Ben hüpfte auf Dads Schultern, in einer Faust Zuckerwatte, in der anderen seinen Gewinn fürs Froschhüpfen.
»Na ja, die meisten Konkurrenten sind von der Bahn in die Menge gehüpft, die einzige echte Bedrohung war nur noch der Walker-Frosch.« Ben war völlig überdreht. »Der ist zwar groß, aber nicht besonders schlau. Er hat einen großen Satz gemacht, dann hat er angehalten. Als Martha den Frosch vor sich auf ihrer Bahn gesehen hat, hat sie den Kopf rausgestreckt und
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