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Franny Parker

Franny Parker

Titel: Franny Parker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Roberts McKinnon
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ist ihm nachgelaufen. Und als Martha losging, ist George auch hinterher. Der Walker-Frosch war nur noch einen Satz von der Ziellinie entfernt, da kommt Martha angerannt –«
    »Martha ist gerannt?«, fragte ich. Mama zwinkerte mir zu.
    »Jawoll!«, rief Ben. »Sie kommt also angerannt undder Walker-Frosch will gerade seinen letzten Satz machen, aber plötzlich werden seine großen Glupschaugen ganz schläfrig und gehen zu und
zack,
ist er eingeschlafen. Mitten auf der Bahn.«
    »Er ist eingeschlafen?«, fragte Lucas und brach in Gelächter aus.
    »Wie ein Baby«, sagte Ben. Er drückte seinen Froschpreis an die Brust. Sein Gesicht war ganz mit pinkfarbener Zuckerwatte verklebt.
    »Jeb Walker schläft in der Schule auch dauernd ein«, sagte Sidda.
    »Na, da habt ihr’s ja«, meinte Dad.
    Wir überquerten die Weide der Dorsens, die frisch gemäht war, und stiegen über Berry Hill, um die Abkürzung nach Hause zu nehmen. Es war eine schöne Nacht für einen Spaziergang. Wir waren alle so vergnügt und feierten das Froschhüpfen und den Jahrmarkt und lachten so unbändig, dass keinem das rostige schwarze Auto auffiel, das in Lindys Einfahrt parkte, als wir ankamen. Dasselbe Auto wie neulich.
    »Sieht so aus, als ob ihr Besuch habt«, sagte Dad.
    Lindy blieb stehen und zog sich den Schal enger um die Schultern. Wir spähten alle in die Dunkelheit und fragten uns, wer das sein mochte.
    Außer Lucas und Lindy. Sie schienen es zu wissen.
    Mama trat vor und legte Lindy die Hand auf den Arm. »Alles in Ordnung?«, fragte sie.
    Lindy sah gar nicht gut aus. Von der Veranda kamein Knarren. Der bleichgesichtige Mann erhob sich aus einem der Schaukelstühle und stieg wie ein unheimlicher Mond aus der Dunkelheit auf, dort drüben auf Lindys Veranda. Er starrte uns wortlos entgegen.
    »Wer ist das?«, fragte Ben.
    Lindys Stimme bebte. »Das ist Lucas’ Vater«, sagte sie.

Der ungebetene Gast
    K ein Laut kam am nächsten Morgen aus dem Holzhaus. Es blieb sogar das ganze Wochenende ruhig. Die Türen der Töpferwerkstatt blieben geschlossen und Jax jaulte am Gartenrand, einen Stock im Maul. Sonntagmorgen beklagte sich Sidda, dass Lucas auf Marilees Party nicht aufgetaucht war.
    »Da stimmt was nicht«, sagte Mama am Frühstückstisch und umklammerte ihren Kaffeebecher. »Habt ihr am Freitagabend nicht gesehen, was Lindy für ein Gesicht gemacht hat?«
    Wir hatten uns verabschiedet, nachdem wir Mr Dunn auf Lindys Veranda angetroffen hatten. Ich merkte, dass Mama sie nicht gehen lassen wollte. Als ob die Schönheit des Abends in einen wolkenlosen Himmel gesaugt worden sei und ein drohendes Gewitter zurückgelassen hätte.
    Ich wollte meinen Eltern erzählen, was Lucas an jenem Tag in der Scheune über seinen Vater zu mir gesagt hatte. Ich kam mir hintergangen vor. Tote Väter tauchen nicht in Autos auf oder essen Corn Dogs auf dem Jahrmarkt. Aber zuerst wollte ich ihn selbst dazu befragen.
    »Ich lade die Dunns zum Abendessen ein«, sagte Mama, stand auf und holte ihre Kochbücher. Wenn etwas krummlief, dann versammelte Mama alle Beteiligten gerne um den Esstisch. Ich konnte sehen, wie sich Mutter Wolfs Nackenhaare aufstellten, als sie in der Küche auf und ab ging.
    Dad hatte es auch bemerkt. »Also, Celia, vielleicht sollten wir ihnen mit ihrem Besuch erst mal Zeit lassen. Ich bin sicher, dass alles in Ordnung ist«, beruhigte er sie.
    Aber die Wölfin blieb stur. »Bei dem gemeinsamen Essen können wir ihn doch kennenlernen«, beharrte sie.
    Doch dazu kam es gar nicht. Mama rief im Häuschen an und das Telefon klingelte ewig, ehe Lindy dranging. Sie dankte Mama, sagte aber, sie könnten nicht kommen. Das bereitete Mama nur noch mehr Sorgen und sie verbrachte den restlichen Tag an ihrer Staffelei. Sie starrte die alte Frau auf dem Bild an und stieß unwillig mit dem Pinsel nach ihr.
    »Wer ist das eigentlich?«, fragte ich und sah die gemalte Frau mit dem vertrauten geraden Rücken und dem entschlossenen Kinn an.
    Aber Mama antwortete nicht. Sie ließ die Farben liegen und starrte durchs Fenster zu dem kleinen Holzhaus.
    »Du kannst sie nicht zwingen rüberzukommen«, sagte Dad, wobei ich das Gefühl hatte, dass Mamagenau das getan hätte, wenn sie nur gekonnt hätte.
    Ich war genauso neugierig. Ich weiß nicht, ob das daran liegt, dass wir uns so ähnlich sind, wie Grandma Rae sagt, oder wegen der Geschichte, die mir Lucas damals in der Scheune erzählt hatte. Ich nahm die Sache also selbst in die Hand und fing an, das Holzhaus zu

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