Franz Eberhof 05 - Sauerkrautkoma
verabschieden wir uns für später.
Wie ich im Büro ankomm, kann ich es gleich sehen. Auf meinem Schreibtisch liegen die Unterlagen von der Spurensicherung. Alles Verwertbare aus dem Wagen vom Papa ist nun also überprüft und fein säuberlich aufgezeichnet worden. Es sind etliche Seiten mit umfangreichen Informationen, doch für mich persönlich quasi alles nur böhmische Dörfer. Nur die handschriftliche Notiz auf einem kleinen gelben Klebezettel, die kann ich begreifen. Der Schreiber dieser Zeilen vermutet, dass es sich möglicherweise um das Auto eines Drogenkuriers handelt. Der Zettel wandert in den Müll, und ich muss grinsen. Der Papa schafft es doch tatsächlich auf seine alten Tage, mit den dämlichen Joints noch aktenkundig zu werden. Außer dem Haschisch gibt’s aber natürlich unzählige weitere Partikel von unzähligen anderen Substanzen. Was weiter kein Wunder ist, weil mit diesem alten Hobel ja schon seit Urzeiten beinahe alles transportiert wurde, was der Planet so hervorbringt. Und freilich sind auch Spuren des toten Mädchens darunter, was der Sache aber auch keinen wirklich neuen Aspekt verleiht. Irgendwie dreh ich mich hier im Kreis. Und irgendwo muss der doch ein Loch haben. Also ruf ich mal den Ibranovic an, weil ich ansonsten auch keine brauchbare Idee habe. Von ihm erfahre ich auch gleich, dass er übermorgen mitsamt seinem Bruder und dessen Gattin nach München kommen wird, um die persönlichen Gegenstände von der Branka bei den Dettenbecks abzuholen. So vereinbaren wir ein Treffen an besagtem Vormittag und legen auf.
Mit meinen Unterlagen von der Spusi fahr ich anschließend erst mal in die Gerichtsmedizin, in der Hoffnung, dass der Günter mehr Durchblick hat als ich selber. Nachdemich einen Kaffee abgekriegt hab, hockt er sich auf einen der Seziertische und beäugt die Informationsflut sehr gründlich.
»Ist dein Alter ein Dealer, oder was?«, ist das Erste, was er wissen will.
»Kannst du sonst was entdecken?«, frag ich, allein schon, um das Thema zu wechseln, und nehm einen Schluck Kaffee.
Der Günter grinst.
»Mit diesen Spuren hier könnte man vermutlich von Cäsars Mord bis heute so ziemlich alles aufklären, was es je an Verbrechen gegeben hat. Vorausgesetzt, man hat eine ganze Armee von Leuten zur Verfügung und ungefähr hundert Jahre Zeit«, sagt er, springt vom Tisch und gibt mir die Akten zurück. »Nein, sorry, Eberhofer, aber wo wir sonst oft wenig bis gar keine Spuren haben, haben wir hier deutlich zu viele. Ich glaube kaum, dass man anhand des Wagens irgendwas Brauchbares rausfinden kann.«
Ja, vielen Dank auch. So weit war ich schon selber.
Und übrigens hat er auch gar keine Zeit mehr, der Günter. Weil hier in München grassieren derzeit quasi Massenmorde. Will heißen, Arbeit ohne Ende für den armen Mann.
Wie mir der Rudi am Abend die Tür öffnet, strömt mir sofort ein sonderbarer Geruch in den Kolben, den ich ums Verrecken nicht zuordnen kann.
»Was riecht denn hier so?«, frag ich und zieh erst mal meine Jacke aus.
»Gut, gell?«, sagt der Rudi, nimmt mir das gute Stück aus der Hand und hängt es auf den Haken. Dann schnapp ich mir die Reisetasche vom Fußboden und frag erst mal nach meinem Zimmer. Mit verschränkten Armen steht der Rudi vor mir, mitten im Gang, und plötzlich hält er mir die Hand entgegen. Ich bin etwas verwirrt, greife sie aber schließlich und schüttle sie herzlich. Wenn er meinen Einzug so feierlich einläuten will, dann bitte sehr!
»Dreihundert!«, sagt er dann. Verstehe. »Ich will zuerst das Zimmer sehen«, sag ich dann, schieb ihn zur Seite und schau danach suchend durch sämtliche Türen.
»Rechts hinten«, hilft er mir auf die Sprünge.
Wow! Muss ich jetzt direkt sagen. Ein Schrank, ein riesiges Bett, Fernseher, Sessel, Tisch, alles echt ordentlich. Auf dem Bett liegt ein weißer Bademantel mit der Aufschrift »Hotel Zur Sonne« und in Folie eingeschweißte Schlappen, ebenfalls in Weiß.
»Ist das von deinen hotelinternen Raubzügen?«, frag ich mit Blick auf das schneeweiße Wäscheset.
»Die verdienen genug mit meinen Besuchen, das kannst du mir glauben. Da ist so ein popeliger Bademantel doch wohl drin«, sagt er und grinst.
Ich räum mal meine Reisetasche aus und öffne die Schranktür. Leider ist da aber kein Platz drin für meine Klamotten. Bademäntel, so weit das Auge reicht. Der Rudi drückt sie etwas zur Seite, und so kann ich meine eigenen wenigen Habseligkeiten grad noch so dazwischen
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