Franz Eberhof 05 - Sauerkrautkoma
mir jetzt schwindelig. Ich krieg kaum noch Luft und muss mich erst mal dringend ins Auto rein setzen.
»Was ist? Keine Lust?«, fragt sie und beugt sich zu mir herein.
»Nein, passt schon«, sag ich, während ich langsam zu einer regelmäßigen Atmung zurückfinde.
»Also?«
»Ich hab eine, ja, wie soll ich sagen? Also ich hab so was wie eine Verlobte, verstehst du?«, versuche ich, eher halbherzig, aus der Nummer wieder rauszukommen.
»Ich werde ihr nichts verraten«, sagt die Steffi grad noch. Aber dann ist eh alles zu spät. Sie hat ein Bauchnabelpiercing mit einer Erdbeere dran, die ständig so hin und her wackelt.
Pünktlich um eins kehren unsere Marktleute zurück, und alle haben ganz rote Wangen.
»Das hat so einen Spaß gemacht, Mama!«, ruft eines der Mädchen ganz übermütig und stürmt auf ihre Mutter zu. »Die Eberhofer-Oma, die hat uns sogar Guatln gekauft!«
»Ein unverschämtes Pack ist das da auf dem Viktualienmarkt«, können wir dann auch gleich die Oma vernehmen. »Da kann ich ja daheim eine ganze Sau kaufen, wo ich hier fürs gleiche Geld noch nicht einmal eine Wurstsemmel krieg!«
»Ja, ja, Oma. Und wie läuft’s bei euch so? Seid ihr irgendwie vorangekommen?«, will der Papa jetzt wissen.
»Vorangekommen?«, frag ich und weiß gleich gar nicht so recht, wo ich hinschauen soll.
»Ja!«, sagt die Steffi statt meiner und streicht sich dabei eine Strähne aus ihrer Stirn. »Wir sind echt prima vorangekommen. Besten Dank auch fürs Babysitten.«
Nachdem sich irgendwann alle ganz herzlich verabschiedet haben, gehe ich mit der Oma und dem Papa noch zum Mittagessen. Ihre durchaus hartnäckigen Überredungsversuche jedoch, wieder nach Hause zu kommen, muss ich leider postwendend abschmettern. Schließlich ist Niederkaltenkirchen mein Revier und nicht das vom Leopold. Wenn er weg ist, komm ich zurück. Und keine Sekunde eher. Sosag ich das den beiden, bevor sie sich endlich wieder auf den Heimweg machen.
Am Nachmittag schau ich noch einmal bei den Dettenbecks vorbei. Irgendwie packt mich der Gedanke, ich muss unbedingt noch mal Brankas Sachen durchforsten, ehe sie dann ein für alle Mal weg sind. Außer der Frau Schneller ist niemand im Hause. Und weil wir ja fast so was wie Freunde sind, bittet sie mich auch umgehend herein. Wir trinken ein Tässchen Tee zusammen und plaudern ein bisschen. So ein Vertrauensaufbau ist unheimlich wichtig, gerade wenn man hinterher noch etwas will. Und ich will schließlich noch in Brankas Zimmer und hab freilich keinen Durchsuchungsbeschluss. Die Frau Schneller jedoch macht hinterher keinerlei Anstalten und begleitet mich sogar noch hinauf.
»Sie beschränken sich aber nur auf diesen Raum hier, haben Sie mich verstanden?«, sagt sie scharf. Ich nicke. Sie bleibt noch kurz im Türrahmen stehen, blickt sich um und wandert danach wieder die Treppe hinunter. Irgendwas nötigt mich plötzlich, ihr eigenes Zimmer einmal unter die Lupe zu nehmen. Also das von der Frau Schneller praktisch.
Abgeschlossen, das ist ja komisch.
Dann geh ich mal davon aus, dass ich mir das Durchforsten hier getrost sparen kann, oder? Weil es ganz offensichtlich gar nichts zu finden gibt, jedenfalls nicht in Brankas Zimmer. Höchstens in dem von der Frau Schneller. Oder in einem der anderen Räume. Und da soll ich ja offensichtlich ums Verrecken nicht rein.
So setz ich mich erst mal auf die Bettkante und überlege. Wenn ich jetzt zum Stahlgruber laufe, wegen einer Durchsuchung, dann schmeißt sich der auf den Boden vor Lachen. Eberhofer, würde er sagen, Eberhofer, Sie schaffen’s eben doch nicht alleine, gell. Brauchen S’ also doch meine Hilfe. Das würde mir grade noch fehlen! Aber wie zum Teufelkomm ich sonst in die anderen Räume? Und zwar in jeden einzelnen davon? Ich überleg und überleg und starr dabei ständig den Heizkörper an. Und wie durch ein Wunder ist sie plötzlich da, diese geniale Idee.
»Ja«, sag ich beim Wiedereintreffen im Erdgeschoss. »Ich muss dann auch schon wieder weiter, gell.«
»Haben Sie denn was entdeckt, das Sie irgendwie weiterbringt«, fragt die Schneller und trocknet sich dabei ihre Hände am Handtuch ab.
»Könnte man so sagen.«
»Interessant«, sagt sie weiter und schaut nur knapp an mir vorbei. »Sie dürfen sicherlich nicht darüber reden, oder?«
»Nein, Gnädigste, das darf ich nicht. Abgesehen davon«, sag ich und schau auf meine Uhr, »bin ich auch schon in einigen Minuten mit meinem Kumpel verabredet, wissen Sie. Der ist nämlich
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