Franz Eberhof 05 - Sauerkrautkoma
ein Heizungsmonteur und hat grad zufällig hier in der Gegend zu tun.«
»Schade«, sagt sie noch.
»Wann kommen denn die Dettenbecks eigentlich immer so nach Hause?«, will ich jetzt noch wissen.
»Also sie … sie kommt vermutlich so gegen fünf. Länger hat nämlich die Kinderkrippe gar nicht offen, wo die Kleine jetzt drin ist. Und der Herr Dettenbeck, ja, das kann man schlecht sagen. Da kann es schon auch einmal weit nach Mitternacht werden, wissen Sie. Diese großen Limousinen zum Beispiel, die werden ja hauptsächlich nachts gern gebucht.«
»Und da hat er kein Personal dafür, das die Autos dann zurückbringen würde?«
»Doch, natürlich hat er das. Aber wenn so richtig wichtige Events sind, dann macht er das am liebsten selber.«
»Verstehe«, sag ich noch so beim Rausgehen. »Ach, der Bub, dieser Damian, der ist ja jetzt in einem Internat. Wissen Sie eigentlich, weswegen?«
»Weswegen? Ja, wie soll ich sagen? Er war ja vorher schon schwierig, wissen Sie. Die Pubertät halt. Der hat ja nichts ausgelassen, dieser Bengel. Aber seit einigen Wochen ist er … ja, ich würde sogar sagen, direkt renitent geworden. Die Frau Dettenbeck, die war damit total überfordert. Und dann noch diese miesen schulischen Leistungen, herrje! Solange die Branka noch da war und ihm Mathe eingepaukt hat, da ging das ja alles noch einigermaßen. Aber jetzt. Wer sollte sich denn nun kümmern um den Jungen?«
Kapitel 12
Schon oft in meinem Leben hab ich mich gefragt, warum in aller Welt ich eigentlich mit dem Flötzinger befreundet bin. Und das schon seit fast hundert Jahren. Er ist ein Weiberer (also kein so ein Exemplar Frauenversteher wie, sagen wir mal, ich es bin, eher das Modell »ich pimpere alles, was nicht bei drei am Baum oben ist«), der Hellste ist er auch nicht, und im Übrigen schreibt er für seine popeligen Dienste als Heizungsmonteur Rechnungen, dass dir die Ader schwillt. Aber heute ist er mir plötzlich mehr wert als so manch anderer Zeitgenosse.
»Gas, Wasser, Heizung, Flötzinger«, meldet er sich ganz ordnungsgemäß.
»Servus, Flötzinger«, sag ich. »Heut brauch ich mal deine Hilfe.«
Und schon nach knappen zehn Minuten weiß ich ganz exakt, was ich wissen wollte, und das, obwohl er wie gesagt nicht der Hellste ist.
Anschließend ruf ich den Rudi an und informier ihn über meine echt genialen Pläne. Und weil sowieso grad nix Wichtiges ansteht, kann er diese jetzt ganz prima gemeinsam mit mir in die Tat umsetzen.
Und gleich darauf gibt’s dann auch schon den Startschuss. Zunächst mal begeb ich mich erneut zum Hause Dettenbeck, und wieder öffnet mir erwartungsgemäß die Frau Schneller.Man kann sich schon denken, dass sie einigermaßen überrascht ist, dass ausgerechnet ich jetzt wieder auf der Matte stehe. Ob’s noch irgendwas gibt, will sie auch gleich wissen. Und ja, sag ich, es gibt was. Zwar nichts Berufliches, sondern eher was Persönliches.
»Mein Kugelschreiber, Frau Schneller«, sag ich ziemlich überzeugend. »Ich muss meinen Kugelschreiber hier irgendwo verloren haben. Und das ist nicht irgendeiner, wissen Sie. Den hab ich von meinem verstorbenen Onkel zu meiner Kommunion bekommen.«
Sie kriegt auch gleich ganz mitfühlende Gesichtszüge und lässt mich umgehend wieder eintreten. Und nachdem wir beide dann außerordentlich gründlich im Wohnzimmer nachgeschaut haben und freilich nicht fündig geworden sind, geh ich noch einmal die zwei Etagen nach oben. Dort warte ich einen angemessenen Moment lang, und anschließend komm ich ganz zerknirscht wieder runter.
»Nix!«, sag ich und zucke mit den Schultern. So überlegen wir gemeinsam ein Weilchen. Und plötzlich starr ich auf die Kellertreppe, und schon allein mein Blick muss einen Hoffnungsschimmer allererster Güte ausstrahlen. Ja, ein Schauspieler hätte ich wahrscheinlich auch gut werden können. Sehr gut sogar. »Vielleicht ist er mir ja in den Keller gepurzelt«, sag ich und schau sie dabei an.
»Das ist durchaus möglich«, sagt sie und blickt auf die Treppe. »Sind Sie so gut und schauen alleine nach, Herr Kommissar. Ich muss mich jetzt wirklich langsam um das Essen kümmern.«
Ja, der Franz ist so gut und schaut allein nach. Und er findet auch ruckzuck die Heizung. Und als wär das noch nicht genug: Er kann auch genauso ruckzuck dem Flötzinger seine Anweisungen ausführen und diese Heizungsanlage so stilllegen, wie es im Grunde halt nur ein Fachmann kann.
Zurück im Erdgeschoss, präsentiere ich voller Erleichterung
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