Franz Eberhof 05 - Sauerkrautkoma
ich wahrscheinlich gar nicht, was ich den lieben langen Tag machen sollte.«
»Bitte!«
»Herrschaft, dann leg’s mir rüber auf den Schreibtisch und hau ab.«
Und so leg ich’s ihm rüber auf den Schreibtisch und hau ab.
Nach der Mittagspause ereilt mich ein Anruf aus der PI 11, und ein Kollege mit unfassbar fränkischem Akzent möchte von mir wissen, ob ich eine gewisse Mooshammer Elisabeth kenne. Und eine Eberhofer Magdalena ebenso. Freilich, sag ich. Ja, dann soll ich doch bitte schön gleich einmal in der Hochbrückenstraße vorbeikommen, da würden nämlich besagte Damen grad in den Diensträumen sitzen und auf meine Ankunft warten, sagt er. Wie jetzt: Die Mooshammer Liesl und die Oma sitzen bei der Münchner Polizei und warten auf mich? Das muss mir jetzt aber mal wer erklären. Deswegen leg ich auf und geh gleich einmal dort rüber.
»Franz!«, schreit die Oma, sowie sie mich sieht. »Gut, dass du da bist, Bub. Du kannst dir ja gar nicht vorstellen, wie deppert die sind, diese Münchner!«
»Ja, genau. Besonders diese Marktweiber. Ein bösartigesPack ist das vielleicht, ob du’s glaubst oder nicht«, hechelt dann die Liesl aus ihrem Stuhl raus.
»Macht’s ihnen erst einmal die Handschellen ab«, sag ich zu meinem Kollegen.
»Das kannst recht gern selber machen«, sagt er zurück und wirft mir den Schlüssel entgegen. »Die sind ja gemeingefährlich, die zwei!«
So nehm ich den beiden Grazien erst mal die Achter von den Handgelenken, welche sie sich anschließend ganz ausgiebig reiben, grad so, als hätten sie die jetzt schon monatelang getragen.
»So, was ist denn eigentlich passiert?«, muss ich schließlich wissen. Und so erfahr ich – man kann es wirklich kaum glauben –, dass die Oma neulich bei ihrem Besuch am Viktualienmarkt beschlossen hat, ihre Allerheiligenbasteleien heuer genau dort zu verkaufen. Weil man da freilich ganz andere Preise verlangen kann als wie bei uns daheim, gell. Gut das Doppelte, nein, das Dreifache kann man da durchaus verlangen. Und drum haben diese zwei Weiber heute einfach mitten auf dem Viktualienmarkt einen Tapeziertisch aufgebaut und ihre Ware ausgebreitet. Und eine Weile haben sie sogar einen prima Umsatz gemacht. Aber leider nicht allzu lange. Dann nämlich sind die Marktfrauen darauf aufmerksam geworden. Und kurz darauf ist auch schon die Post abgegangen. Sie sollen ihr Glump zusammenpacken und sich schleichen, hat es geheißen. Aber die Oma und die Liesl, die zwei haben nicht mögen. Nicht ums Verrecken. Und so ist eine Mordsstreiterei entstanden. Durch dieses ganze Tohuwabohu sind freilich nur noch viel mehr Menschen aufmerksam geworden, und der Umsatz ist noch mal rapide gestiegen, etwa im gleichen Verhältnis wie die Wut der Marktleute. Ja, und irgendwann kam dann freilich, was kommen musste, und zwar die Polizei.
»Sagt’s einmal, wie seid ihr denn eigentlich mit dem ganzen Zeug nach München gekommen?«, frag ich abschließend.
»Ja, mit deinem Vater halt«, sagt die Liesl und zuckt mit den Schultern. »Der hockt drüben im Hofbräuhaus und wartet, bis wir fertig sind.«
Der Papa also auch noch! Sind denn eigentlich jetzt alle am Durchdrehen?
»Also los, auf geht’s. Pack ma’s!«, sag ich so, und die zwei Mädels gehorchen aufs Wort.
»Aber so einfach geht das nicht, Eberhofer«, mischt sich jetzt der Franke wieder ein. »Immerhin liegt eine Anzeige gegen die beiden vor.«
»Ja, ist schon recht. Schickst mir’s per E-Mail. Oder per Fax«, sag ich noch, und schon verlassen wir hurtig die dienstlichen Räume. Im Hofbräuhaus angelangt, übergeb ich dem Papa seine Komplizen und zeig ihm den Vogel. Dann drückt mir die Oma zwinkernderweise einen Hunderter in die Hand und sagt, dass ich schließlich auch etwas abkriegen soll von ihrem Reibach. Das ist schön.
Am nächsten Tag passieren ganz viele Dinge gleichzeitig. Der Rudi wird entlassen. Der Leopold verlässt den Hof. Dafür kommt die Panida mitsamt der kleinen Sushi. Und der Günter hat auch Neuigkeiten. Aber alles der Reihe nach. Wenn ich mir denke, was für unglaublich langweilige Tage es gibt, wo man gar nicht weiß, wie langsam man seinen Streifenwagen durch die Straßen steuern kann, ohne dabei von einem Fußgänger überholt zu werden. Und dann so was! Alles passiert plötzlich fast zeitgleich.
Zuerst einmal kommt der Anruf vom Rudi.
»Was ist los, Mann?«, frag ich noch ziemlich verschlafen und werfe einen Blick auf den Wecker.
»Ich bin fertig. Du kannst mich abholen kommen«,
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