Franz Eberhof 05 - Sauerkrautkoma
nur ich alleine.«
»Damian, denk mal nach. Hast du irgendeine Ahnung, wem sie von dieser Schwangerschaft erzählt haben könnte?«
»Niemandem natürlich. Mensch, die Branka, die hat mir Sachen erzählt, da wissen noch nicht mal ihre Eltern davon. Ich weiß alles über sie. Wirklich alles. Also, wenn sie mir davon nichts erzählt hat, wem bitte schön sonst?«
Freilich hab ich vorsorglich ein Abstrichbesteck mitgebracht, und das hole ich jetzt aus meiner Jackentasche.
»Bitte einmal durch den Mund ziehen!«, sag ich und reich es ihm rüber.
»Wozu?«
»Sicher ist sicher«, sag ich noch, und er tut, wie ihm geheißen.
Dann sind wir eigentlich auch schon fertig hier. Irgendwie hab ich gar kein gutes Gefühl, wie ich den armen Buben da so mutterseelenallein in diesem kargen Klassenzimmer zurücklassen muss. Aber es hilft alles nix.
Danach steht noch dringend ein Besuch beim Rudi an, weil er mir erstens schon ein bisserl erbarmt mit seinen maroden Gedärmen, und freilich auch, weil ich ihn auf dem Laufenden halten muss. Sonst macht er am Ende noch ganz mit mir Schluss. Wegen seiner essenstechnischen Defizite halt ich noch kurz beim Würstlstand an und hole zwei PaarBratwürstl mit Senf, aber dafür ohne Kraut. Darüber wird er sich ganz bestimmt freuen.
»Sag mal, hast du eigentlich einen Vogel, Eberhofer?«, will er gleich wissen, wie ich ihm meine Beute unter die Nase halte.
»Magst die nicht, oder was?«, frag ich mit Blick auf den äußerst einladenden Pappkartonteller.
»Nicht mögen! Nicht mögen! Das ist doch hier nicht die Frage, Mensch! Ich darf einfach nicht!«
»Nicht?«
»Nein!«
»Aber es ist gar kein Kraut mit dabei.«
»Das hätte auch grad noch gefehlt!«
»Also nicht?«
»Nein, verdammt!«
Ja, das hab ich eigentlich schon beinah befürchtet. Und weil ich selber ja quasi auch noch nichts Gescheites gegessen hab heute, setz ich mich auf den Stuhl und fange an, die Würstl zu essen, bevor sie hier noch eiskalt werden.
»Wage es bloß nicht!«, schreit der Rudi, da hab ich noch keinen Bissen gegessen.
»Aber du willst sie doch eh nicht«, sag ich.
»Schmeiß sie in den Müll. Oder meinetwegen ins Klo. Aber wage es ja nicht, sie vor meinen Augen zu essen!«
So weit kommt’s noch. Ich werf doch keine astreinen Lebensmittel ins Klo! Das würd mir auch die Oma ja niemals verzeihen. Erst recht nicht, wenn ich sowieso einen Mordshunger habe. Irgendwie einigen wir uns dann aber darauf, dass jeder ein Paar abkriegt. Mir wird es schon reichen bis daheim, und dem Rudi, dem wird so ein winziges Würstl doch wirklich nichts ausmachen. Oder zwei. In der Zwischenzeit erzähle ich ihm von meinem Fall, und er hört aufmerksam zu.
»Wann darfst du eigentlich wieder nach Hause?«, frag ich beim Abschied.
»So wie es ausschaut, schon morgen. Ich muss mich halt ein bisschen halten. Meine Medikamente einnehmen und mit dem Essen aufpassen.«
Gut, sag ich, er soll anrufen, wenn ich ihn abholen kann. Dann bin ich auch schon draußen.
Bevor ich mich in mein wohlverdientes Wochenende begebe, hole ich wie vereinbart noch den Verlobungsring ab. Untersuchungsstuhl hin oder her, aber irgendwann will man ja schließlich doch auch mal wieder Sex haben. Die Emma ist nicht nur pünktlich fertig mit dem Schmuckstück, welches diesen Namen auch wirklich verdient. Nein, sie verpackt es auch noch sehr geschickt in ein Seidenpapier mit roten Rosen drauf und bindet eine mordskitschige Schleife drum herum. Ich bezahle bar und brauch auch keine Rechnung, und schon bin ich auf der Fahrt nach Niederkaltenkirchen. Unterwegs ruf ich die Susi an und sag, dass ich eine MegaÜberraschung für sie habe. Sie soll was Schönes kochen heute Abend und auf mich warten. Das will sie gern machen, und sie freut sich schon drauf.
Was so ein Verlobungsring mit einer völlig normalen jungen Frau anstellt, das ist in Worte nicht zu fassen. Jedenfalls ist an ein Abendessen erst gar nicht zu denken. Nachdem wir eine astreine Nummer geschoben haben, muss sie erst mal unbedingt die Mary anrufen. Danach die Jessy. Und abschließend die Gisela. Mir persönlich kommt das aber grad recht, weil ich jetzt wegen Sex schon ein bisschen groggy bin. Um zwei Uhr in der Früh wärmen wir uns schließlich das Essen auf und schlagen uns die Mägen voll. Lasagne al forno. À la Susi. Also ein Gedicht. Niemand auf diesem Planeten macht eine bessere Lasagne als wie meine Susi. Noch nicht einmal die Oma.
Am nächsten Vormittag, ich steh grad bei der Susi unter
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