Franz Eberhof 05 - Sauerkrautkoma
freilich mit dem Traugespräch beim Pfarrer. Wovon spricht das gute Kind? Wahrscheinlich schau ich ein klein wenig komisch, weil irgendwann der Papa sagt: »Also, das mit dem Traugespräch beim Pfarrer, das musst du schon machen, Franz. Sonst ist es Essig mit der Hochzeit.«
»Ein Tanzkurs kann auch nicht schaden«, mischt sich jetzt der Rudi ein und nimmt eine zweite Breze aus dem Brotkorb. »Willst ja auf deiner eigenen Hochzeit nicht rumhoppeln wie ein Affe, oder?«
»Den Brautwalzer, den krieg ich schon noch hin. Da üb ich ein bisserl mit der Oma, gell«, schrei ich über den Tisch und schau sie aufmunternd an.
»Ja, freilich, Bub«, sagt sie und zwinkert mir zu. »Das kriegen wir schon hin, wir zwei.«
»Aber wegen dem Traugespräch …«, probiert es der Papa noch einmal.
»Hab’s schon kapiert, Chef«, unterbreche ich ihn. Dann müssen wir aber auch schon los, der Rudi und ich.
Bevor ich den Weg nach München einschlage, halt ich noch ganz kurz beim Pfarrer an. Er sitzt ganz entspannt in seinem Bürostuhl, schlürft an einer Tasse Pfefferminztee undmacht dabei irgendwelche handschriftlichen Notizen. Seine Zofe schließt die Tür hinter mir, und ich setz mich mal nieder.
»Meine Sonntagspredigt«, sagt er freundlich und trommelt auf seine Aufzeichnungen.
»Soso!«, sag ich.
»Aber was führt Sie zu mir, Eberhofer?«
»Das Traugespräch.«
»Ach, ja, stimmt. Ich hab’s schon gehört, hähä. Ja, das ist eine Freude, dass ihr es jetzt doch noch mal packt, ihr zwei, gell. Dann schauen wir gleich einmal nach einem passenden Termin«, sagt er und beginnt in seinem Kalender zu blättern.
»Ich will keinen Termin, Pfarrer. Ich will diesen Zettel.«
»Welchen Zettel?«
»Ja, diesen Scheißzettel halt, wo draufsteht, dass ich daran teilgenommen hab an diesem Traugespräch. Eine Bestätigung quasi.«
»Aber Sie haben ja noch gar nicht daran teilgenommen.«
»Werde ich auch nicht.«
Er lehnt sich zurück und schaut mich an. Und er legt seinen Kopf ganz leicht schief. Langsam scheinen meine Worte zu ihm durchzudringen.
»Kein Traugespräch, kein Zettel, Herr Eberhofer!«
»Das sehen Sie völlig verkehrt, Pfarrer. Sagen Sie mal, wie viel spendet Ihnen die Oma eigentlich immer so?«
Jetzt läuft er rot an. Sagen tut er nix.
»Fünfhundert? Tausend? Zweitausend?«
»Ja, so um den Dreh rum«, sagt er jetzt brummig.
»An Ostern und …«
»An Weihnachten«, unterbricht er mich. »Was wollen Sie denn eigentlich, um Himmels willen?«
»Keine Bestätigung, keine weiteren Spenden, Herr Pfarrer.«
»Aber das wäre doch eine glatte Lüge, wenn ich Ihnendieses Formular ausfüllen würde, und Sie hätten das Seminar gar nicht gemacht!«
»Sie müssen gar nix ausfüllen, Herr Pfarrer. Sie müssen nur unterschreiben. Ausfüllen tu ich es mir dann schon selber, gell.«
»Himmelherrgott«, murmelt er, wie er seine Schublade öffnet und dieses dämliche Formular hervorkramt.
»Vergelt’s Gott«, sag ich noch so beim Rausgehen und muss grinsen.
So, das hätten wir auch. Jetzt können wir endlich nach München fahren, der Rudi und ich.
Direkt vor seiner Wohnung werfe ich ihn aus dem Wagen und fahre danach schnurstracks rein in mein Büro. Dort angekommen, finde ich im Faxgerät gleich mal die Anzeige von der Oma und der Liesl und überfliege sie kurz. »Ordnungswidrigkeit wegen fehlender Gewerbeunterlagen«, steht da drauf. Ich geh mit dem Papier rüber zum Schreibtisch und male mit all meinen schon rein angeborenen künstlerischen Fähigkeiten eine riesige Hand darauf. Mit einem ganz fetten Edding und einem riesigen Stinkefinger. Wie ich fertig bin, bin ich ziemlich zufrieden. »Opportunitätsprinzip«, schreib ich noch drunter. Dann nehm ich den Zettel und fax ihn return to sender, quasi.
Es dauert keine Viertelstunde, und der Stahlgruber kommt zu mir ins Büro. Das heißt, eigentlich galoppiert er ins Büro wie ein Brauereigaul. Und es dampfen ihm auch die Nüstern, wenn man’s genau nimmt. Was mir überhaupt einfällt, will er wissen. Eine Frechheit sei das, eine ganz unverschämte. Und froh und dankbar soll ich sein, dass wir bei diesem überaus freundlichen Kollegen gelandet sind. Weil, da gibt’s nämlich ganz andere Konsorten in der PI 11, die bei weitem nicht so sanftmütig gewesen wären mit diesen zwei zwielichtigen Damen.
Wie er langsam aufhört, seine Nüstern zu blähen, schnapp ich mir meine Lederjacke vom Haken und schreite langsam zur Tür.
»Und?«, frag ich beim Rausgehen. »Was
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