Franz G. - Thriller (Wegners schwerste Fälle) (German Edition)
vermisst habe.« Er
ließ sich auf seinen Stuhl fallen und schaute frustriert auf den Papierberg,
der sich im Laufe weniger Tage auf seinem Schreibtisch angehäuft hatte.
Ernüchtert begann er von Neuem: »Wenn ich das hier so sehe, könnte ich es mir
doch nochmal überlegen.«
Wegner
grinste schelmisch. »Du kennst doch den Laden hier. Wenn die Kollegen mit einem
Fall nichts anfangen können, dann landet das erst einmal auf dem Schreibtisch
von einem, der nicht da ist. Alles Idioten!«
»Und
warum steht dann auf der Hälfte der Vorgänge dein Name?«
»Das
kann ich mir auch nicht erklären.«
»Was ist
denn mit Rex los«, erkundigte sich Hauser kurz darauf erschrocken.
»Hatte
Streit mit einem Verdächtigen – einem Pitbull.«
»Ups!
Der alte Knabe scheint in die Jahre zu kommen. Das wäre früher anders
abgelaufen.«
Wegner schaute
grimmig von seiner Akte auf und funkelte Hauser giftig an: »Du hast den anderen
nicht gesehen. Bei Herta gibt`s die nächsten zwei Tage Pitbull-Gulasch.«
***
Franz
Gerber hockte sich zufrieden auf den kleinen Schemel, den er vor der
überladenen Werkbank abgestellt hatte. Das unaufhörliche Klopfen und Schreien
aus der Kiste nahm er gar nicht mehr wahr. Mit Händen und Füßen hatte sich der
Junge gewehrt, bis ihn zwei heftige Schläge mit einem langen Stahlrohr endlich
nachhaltig zur Vernunft brachten. Nachdem sich die Handschellen um seine
Handgelenke schlossen, war es mit dem größten Teil der Gegenwehr ohnehin
vorbei. Brutal und rücksichtlos stieß Gerber ihn danach erst zu Boden, und dann
in die Kiste, die er in einer Mulde positioniert hatte, sodass ihr Deckel etwa
ebenerdig abschloss.
Er
brauchte am vergangenen Abend nicht lange zu warten, bis der Junge, fast direkt
vor seiner Nase, wieder aus dem Auto stieg. Nach so intensiven Verhandlungen
schien es am Ende doch nur um `nen schnellen Blowjob hinter der
Alsterschwimmhalle gegangen zu sein. Gerber lachte verbittert in sich hinein. Diese
Idioten wissen gar nicht, was gut ist und wie man die Sache richtig genießt!
Danach
war dann alles wie von selbst gelaufen. Eilig hatte er den Jungen angesprochen,
damit nicht ein Anderer ihm wieder zuvorkommen konnte. Eine Zwischenstation in
der schäbigen Pension wollte er gar nicht erst einlegen. Stattdessen waren sie
zu seinem Auto aufgebrochen, das nur einige Querstraßen weiter seit zwei Tagen
ungenutzt herumstand. Unbekümmert und fröhlich ließ sich der Junge in das
weiche Leder fallen und aktivierte sofort, wie auch Gerber selbst, die
Sitzheizung.
»Schönes
Gefühl so `n warmer Hintern, oder?«
Der
Junge grinste glücklich und nickte nur.
»Wie
heißt du, mein Lieber?«
»Pascal
...«
»Na
dann, Pascal. Du wirst es gut bei mir haben – das verspreche ich dir. Sehr gut
sogar!«
***
»Was
gibt es denn sonst zu tun?«, erkundigte sich Hauser mürrisch, nachdem er den
größten Teil der Papiere zumindest in eine chronologische Reihenfolge gebracht
hatte.
Noch
bevor Wegner antworten konnte wurden sie vom Telefon unterbrochen. Hauser nahm
den Hörer ab und grunzte nur ein paar Mal, um sich dann eilig zu verabschieden.
»Was
ist?«
»Das war
die Wache am Hauptbahnhof. Offensichtlich haben die einen Jungen, der deinen
Toten kennt. Er liegt dort im Behandlungszimmer und kommt langsam wieder zu
sich.«
»Du
sprichst in Rätseln, Kollege. Vielleicht ist deine Kopfverletzung doch
schlimmer als gedacht.«
»Arschloch!«
»Angenehm,
Wegner!«
Nachdem
sich die beiden noch wortlos einen Moment angefaucht hatten, setzte Wegner von
Neuem an: »Wenn es dir nichts ausmacht, dann kannst du meinen Termin im
Untersuchungsgefängnis übernehmen. Unser Harun wird heute dem Haftrichter
vorgeführt. Seine Eltern sind garantiert auch dabei und ich hab wenig Lust
diesen Leuten zu begegnen, die in aller Selenruhe zuschauen, wie ihre Tochter
umgebracht wird.«
»Und du
meinst, das ist der richtige Job für mich, ja?«
»Mit
deinem Turban wirst du nicht einmal auffallen, Kollege!«
»Es gibt
so viele Dinge, die ich dir jetzt gerne sagen würde, Manfred – aber die
wenigsten davon sind jugendfrei.«
»Spar
sie dir! Ich hol den Jungen ab. Endlich haben wir `ne Spur ...«
Wegner fluchte
wie ein Rohrspatz. Seit einer Viertelstunde kurvte er nun schon auf dem
Parkplatz vor dem Hauptbahnhof herum, ohne dass sich eine ausreichende Lücke
für seinen Kombi fand. Am Ende stellte er sich ins absolute Halteverbot, fast
direkt vor dem Eingang, und hielt dem
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