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Franz Sternbalds Wanderungen

Franz Sternbalds Wanderungen

Titel: Franz Sternbalds Wanderungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludwig Tieck
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Sara war sonst nie so melancholisch, sondern die Lustigkeit selbst; seit sie Euch gesehn hat, ist ihr ganzer Sinn umgewandt. Sagt mir aufrichtig, wie gefällt sie Euch?«
    Franz versicherte, daß er sie sehr liebenswürdig finde, und der Vater fuhr fort: »Seit vielen Jahren habe ich es mir fest vorgenommen, und es ist ein Vorsatz, von dem ich gewiß nicht weiche, daß niemand als ein geschickter Maler mein Eidam werden soll. Es kommt nun bloß auf Euch an, ob ich in Euch meinen Mann gefunden habe. Ich weiß alles, was Ihr mir antworten könnt, aber laßt mich ausreden. Ich will Euch damit keinesweges von Eurer Reise zurückhalten, sondern ich muntre Euch vielmehr selber auf, Italien zu besuchen und dort zu studieren. Meine Tochter liebt Euch, Ihr versprecht Euch mit ihr, und mein Vermögen macht Euch die Reise bequemer und nützlicher. Ihr kommt dann zurück, und was ich besitze sichert Euch vor dem Mangel. Ihr könnt dann Eurer Kunst, wie Ihr Euch immer gewünscht habt, mit allen Kräften obliegen. Ihr braucht nicht des Gewinstes wegen zu arbeiten, was Ihr uns neulich mit so vieler Rührung als das größte Unglück des Künstlers vorstelltet, und wodurch ich selber bewegt wurde; Ihr werdet bekannt und berühmt, meine Tochter ist mit Euch glücklich, und alle meine Wünsche sind erfüllt.«
    Franz war heftig bewegt, er dankte in den wärmsten Ausdrücken dem Kaufmann für sein Wohlwollen, er bat ihn, noch jetzt keine entscheidende Antwort zu verlangen und sein Zögern nicht übel zu deuten. Er verließ ihn, und schweifte mit tausend Vorstellungen durch die Straßen umher. So nahe auf ihn zu war das wirkliche Leben noch nie getreten, um sein inneres poetisches zu verdrängen, und doch war es ein weit höheres, als seine Pflegemutter oder Zeuner ihm anbieten konnten; er fühlte sich angezogen und zurückgestoßen, das schöne Bild seiner Phantasie stand bald ganz hell vor ihm, bald rückte es tief in den Hintergrund hinab. Hier bot sich ihm ganz unverhofft eine sichere Zukunft an, eine Lebensweise, wie sie immer sein Wunsch gewesen war, und man forderte nichts weiter von ihm, als einen Schatten, ein Traumbild aufzuopfern, das nicht sein war. Doch fürchtete er sich wieder, so seinen Lebenslauf zu bestimmen und sich selber Grenzen zu setzen; die Sehnsucht rief ihn wieder in die Ferne hinein, seltsame Töne lockten ihn und versprachen ihm ein goldenes Glück, das weit ab seiner warte. »Mein Leben fängt an ein Leben zu werden«, rief er aus, »sich so zu gestalten, wie ich es seit früher Kindheit nur mit Sehnsucht wünschen konnte, Liebe und Wohlwollen kommen mir entgegen und tragen das Füllhorn, das mich gegen Unglück und Demütigungen beschützen soll, in reichen Händen. Und was ist es denn, was sich in mir dagegen auflehnt? Ein Nachtgebild, ein Traumgespenst, das mit phantastischen fremden Wundern gekränzt ist. Kann mich das Schicksal auf gelindere Weise aus meinem Traume voll Unmöglichkeiten wecken? Wäre ich nicht wahnsinnig, das gewisseste, edelste Gut gegen jenen Schatten eines Schattens auf das Spiel zu setzen?«
    Er dachte, wie sehnlich Sara seiner Antwort warten möchte, und mit welchen Leiden sie sich ihm so lange verborgen habe: es schien ihm, daß er es diesem lieben Wesen schuldig sei, ihr alle diese um ihn erduldeten Schmerzen zu vergüten, und in dieser Stimmung besuchte er am andern Morgen seinen Freund Rudolph. So vertraut er mit diesem war, so konnte er ihm doch nie seine Geschichte, so wie seine wunderbare Liebe entdecken, es war nur Sebastian, dem er dergleichen vertrauen durfte. Aber er erzählte ihm jetzt Vansens Vorschlag, und bat um seinen Rat. »Wie soll ich dir hierin raten?« rief Rudolph lachend aus; »das Ratgeben ist überall eine unnütze Sache, aber vollends bei der Ehe; jeder Mensch muß sein eigenes Glück machen: und dann kommt auch deine Frage viel zu früh, denn du weißt ja nicht einmal, ob dich das Mädchen auch wirklich haben will.«
    Franz stutzte. Das Wort Ehe erweckte überdem mancherlei Vorstellungen bei ihm. Er sah alle die Szenen einer ruhigen Häuslichkeit vor sich, Kinder, die ihn umgaben, er hörte die Gespräche seines Schwiegervaters und der Freunde, er fühlte seine frische Jugend verschwunden und sich eingelernt in die ernsteren Verhältnisse des Lebens; seine wunderbaren Gefühle und Wünsche, das zauberische Bild seiner Geliebten, alles hatte Abschied genommen und sein Herz hing an nichts mehr glühend. Es war wie ein klarer geschäftiger Tag, der nach der

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