Franz Sternbalds Wanderungen
dann weiter miteinander sprechen.«
Franz sprang auf. Im Vorsaal begegnete ihm Sara, der er mit wenigen Worten alles erzählte; dann eilte er zum Kranken. »Seid getrost«, rief er aus, »alles ist gut, der Vater bewilligt Euch die Tochter, wenn Ihr Euch auf die Malerei legt. Darum werdet gesund, damit Ihr ihn selber besuchen könnt.«
Der Kranke wußte nicht, ob er recht höre und sehe. Franz mußte ihm die Versicherung öfters wiederholen. Als er sich endlich überzeugte, sprang er auf und kleidete sich schnell an. Dann tanzte er in der Stube herum, wobei er alte niederländische Bauernlieder sang, bald umarmte und küßte er Sternbald, dann weinte er wieder, und trieb ein seltsames Spiel mit seiner Freude, das den jungen Maler innig bewegte. »Ist es so gekommen?« rief er dann; »so? Ei so gibt es ja da draußen auch noch was, was ebenso gut, wie die Trauer drinnen ist. Aber das soll auch dem langen breitschultrigen Burschen, meinem Schwiegervater, von Gott und von mir vergolten werden! Ich schwöre, Maler, sowie ich nur erst mit den Farben umzugehn weiß, daß ich ihn Euch hinstelle, wie er leibt und lebt, mit seiner Erbse auf der Mitte der Nase, wie er sein Geld zählt, wie er die Stücke prüfend betrachtet, und die linke Hand den Geldhaufen vorsorglich und tastend deckt, alles, wie er in seiner Schreibestube herumhantiert. Die ganze Schreibestube male ich ab, auch seinen Handelsdiener, mit seinem krummen, spitzigen Rücken, und dem verfluchten Gesicht, das man durch eine Nadel fädeln könnte. Auch seine rote, gelbe Federmütze soll zu Ehren kommen. Gott verzeih' mir die Bosheit, wie oft, wenn ich ihn über die Straße gehn sah, und ich fühlte so recht im Herzen seinen Hochmut, trieb mich der Teufel an, daß ich ihm die Mütze abreißen, und einen recht derben Schlag mit dem Hammer auf den Kopf geben wollte. Aber nein, nun wird er gemalt, ganz, alles an ihm, nun ist er mein Schwiegervater, und ich beweise ihm Liebe und Ehrfurcht. Kommt, lieber Franz, glaubt nicht, daß ich so böse bin, ich bin nur zu glücklich, und dumme Gedanken hat auch der beste Mensch. Ihr kriegt dergleichen wohl auch noch einmal. Kommt nun!«
Sie machten sich auf den Weg nach Vansens Hause. Auf der Straße taumelte der Kranke, als ihn die ungewohnte freie Luft umfing; Franz unterstützte ihn und so kamen sie hin. Das erste was sie im Hause sahen, war Sara, und Horst gebärdete sich wie ein Verrückter; sie schrie laut auf, da er plötzlich so unvermutet und blaß vor ihr stand. Sie kamen in das Zimmer des Vaters, der sehr freundlich war, Horst war verlegen und blöde. »Ihr liebt meine Tochter«, sagte der Kaufmann, »und Ihr versprecht, Euch auf die Malerei zu legen, so daß Ihr Euch in einigen Jahren als ein geschickter Mann zeigen könnt: unter dieser Bedingung verlobe ich sie Euch; aber dazu müßt Ihr reisen, und trefflich studieren, ich will Euch zu diesem Endzweck auf alle Weise unterstützen. Vor allen Dingen müßt Ihr suchen, gesund zu werden.«
Die beiden Liebenden kamen hierauf in Gegenwart ihres Vaters zusammen und fühlten sich unaussprechlich glücklich. Horst mußte eine bessere Wohnung beziehen, und nach einigen Tagen war er fast ganz hergestellt. Er wußte nicht, wie er unserm Freunde genug danken sollte.
Es waren jetzt die letzten Tage des Februars, und die erste Sonnenwärme brach durch die neblichte Luft. Franz und Rudolph machten sich auf die Reise. Ehe sie Antwerpen verließen, erhielt Franz von Vansen ein ansehnliches Geschenk; der Kaufmann liebte den jungen Maler zärtlich. Sternbald und Florestan hatten jetzt schon die Tore der Stadt weit hinter sich, sie hörten die Glocken aus der Ferne schlagen, und Rudolph sang mit lauter Stimme:
»Wohlauf! es ruft der Sonnenschein
Hinaus in Gottes freie Welt!
Geht munter in das Land hinein
Und wandelt über Berg und Feld!
Es bleibt der Strom nicht ruhig stehn,
Gar lustig rauscht er fort;
Hörst du des Windes muntres Wehn?
Er braust von Ort zu Ort.
Es reist der Mond wohl hin und her,
Die Sonne ab und auf,
Guckt übern Berg und geht ins Meer,
Nie matt in ihrem Lauf.
Und, Mensch, du sitzest stets daheim,
Und sehnst dich nach der Fern:
Sei frisch und wandle durch den Hain,
Und sieh die Fremde gern.
Wer weiß, wo dir dein Glücke blüht,
So geh und such es nur,
Der Abend kommt, der Morgen flieht,
Betrete bald die Spur.
Laß Sorgen sein und Bangigkeit,
Ist doch der Himmel blau,
Es wechselt Freude stets
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