Französische Nächte: Erotischer Roman (German Edition)
Gas, aber dieses Mal fiel er nicht zurück, sondern blieb dicht hinter ihr und zwang sie, schneller zu fahren, als sie es vorgehabt hatte. Adrenalin schoss durch ihre Adern. Das war unmöglich! Das konnte er nicht tun! Er bluffte nur. Sie riss sich zusammen und nahm den Fuß ein wenig vom Gas.
Damit hatte er offensichtlich nicht gerechnet, denn sie spürte, wie ihr Wagen von Gummi gestreift wurde. Das Lenkrad zitterte. Sie hielt es fest, wurde aber nicht schneller und zwang ihn so, sich vor der Kurve zurückfallen zu lassen.
Jetzt fuhren sie ein richtiges Rennen! Sie war auf alles vorbereitet!
In der sechsten Runde versuchte er es mit demselben Trick, aber dieses Mal war sie nicht überrascht und konnte ihn problemlos abschütteln. Ha! Sollte er doch schwitzen! Sie fuhr die siebte und achte Runde mit Nerven aus Stahl. Dann, in der neunten, hängte er sich dicht hinter sie, direkt an ihre Stoßstange. Sie konnte es kaum glauben. Das würde er doch nicht lange durchhalten. Dieses Mal musste sie in die Vollen gehen. Er schien entschlossen zu sein, sie von der Strecke zu drängen. Die zehnte Runde fuhren sie mit Höchstgeschwindigkeit.
In der elften Runde zog er in der Geraden neben sie. Sie drückte das Gaspedal durch, aber die Kurve war zu nah. Sie musste langsamer werden, wenn sie nicht sterben wollte. Er überholte sie, der Bastard!
Auf der vorletzten Geraden holte sie ihn wieder ein. Doch die Kurve war bereits zu sehen. Kurz kamen ihr Zweifel. Das konnte sie nicht tun! Sie wagte es nicht, ihn in der Kurve zu überholen, also hängte sie sich hinter ihn, als sie hindurchrasten, und hob sich ihre Energie für die letzte Gerade auf.
Als sie die Kurve hinter sich hatten, trat sie das Gaspedal ganz durch. Sie zog neben ihn und schob sich Stück für Stück an ihm vorbei. Die Ziellinie kam in Sicht. Sie zwang den Wagen, noch schneller zu fahren. Sie drängte und drängte und konzentrierte sich nur auf das Ziel.
Der Wagen reagierte. Sie war selbst überrascht, als sie vor ihrem Gegner über die Ziellinie fuhr. Die beiden Wagen fuhren von der Strecke und kamen zum Stillstand. Pierre Suliman sprang aus seinem Auto und kam zu ihr, um ihr zu gratulieren. Die Gräfin war ebenfalls da. Renée nahm die Brille und den Hut ab und stieg aus.
»Herzlichen Glückwunsch«, sagte die Gräfin.
Renée ging zu ihr und umarmte sie. Sie spürte, wie der Körper der Frau auf die Berührung reagierte. Dann gab ihr Renée einen langen, dreisten Kuss auf den Mund. Arm in Arm gingen sie zum großen Zelt, in dem der Champagner bereits wartete.
Paul stand neben der Strecke. Es überraschte ihn, dass sie ihm nicht einmal mehr einen Blick zuwarf. Erst wollte er ebenfalls zum Zelt gehen, nur um sich zu verabschieden, doch dann überlegte er es sich anders. Er ließ ihren Wagen, wo er war, und fuhr per Anhalter zurück nach Biarritz.
In Paris lag Pauls Brief zusammen mit der restlichen Post in Oruelas Fach. Euska und Oruela waren aufs Land gefahren. Sie hatten sich ein kleines Häuschen in der Nähe von Alberts Hausboot gemietet und genossen die Ruhe und die Schönheit der klaren Herbsttage. Der Fluss strömte wie eine glänzende Schlange über die Ebene und reflektierte die Sonne. Täglich waren mehr orangefarbene und goldene Flecken an den Bäumen zu sehen, die den Winter ankündigten. Morgens war das Land in Nebel gehüllt, und Früchte fielen zu Boden.
Als sie einige Tage dort waren, kündigte Euska an, dass sie mit Ernesto nach Rio segeln wollte. Er hatte vor, sie auf See zu heiraten.
Eine tiefsitzende Wut breitete sich in Oruela aus. Jede Kleinigkeit brachte sie aus der Ruhe. Sie stritten sich wegen der Hausarbeit und darüber, was sie an diesem Tag machen wollten. Zu guter Letzt forderte sie Euska auf, endlich mit der Sprache rauszurücken, was ihr auf der Seele läge.
»Ich fühle mich verlassen«, gestand Oruela. »Ich fühle mich von allen verlassen. Zuerst Paul, jetzt du. Was soll ich mit meinem Leben anfangen?«
Einer ihrer Bekannten aus Paris hatte vorgeschlagen, dass sie nach Wien gehen sollte, doch das wollte sie nicht. Sie stellte sich Wien als kalten, seelenlosen Ort vor. Aber sie wusste nicht, was sie tun sollte. Paris hatte sich nicht als das herausgestellt, was sie gehofft hatte.
»Komm mit nach Rio«, schlug Euska vor. »Zumindest für den Winter. Danach kannst du entscheiden, was du machen willst.«
»Das möchte ich nicht«, erwiderte Oruela. »Ich möchte mein eigenes Leben führen.«
»Warum schreibst du Paul
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