Französische Nächte: Erotischer Roman (German Edition)
jeden Abend zu Paul nach Hause, kuschelte sich im Bett an ihn, und er legte die Arme um sie. Fast an jedem Abend flüsterte sie ihm in der Dunkelheit etwas zu. »Verlass mich nicht. Verlass mich nicht. Du sorgst dafür, dass ich nicht den Verstand verliere. Dein Körper ist die Welt, die ich weiterhin berühren muss. Deine Hände sind die Bänder, die mich hier halten. Ich wäre verloren. Ohne dich wäre ich verloren …«
Nach einer Weile flüsterte sie diese Worte nicht mehr. Sie klammerte sich nur noch an ihn. Und noch einige Zeit später kam sie nicht mehr jeden Abend nach Hause. Sie sagte zu Paul, dass das Rennen kurz bevorstand und sie jeden Tag trainiere, daher würde sie draußen in einem Zelt schlafen, das ihr die Gräfin bereitgestellt hatte. Manchmal kam sie zu ihm und schmiegte sich schweigend an ihn. Sie stritten sich nicht mehr.
Am Tag, an dem das Rennen stattfand, schickte Paul seinen Brief an Oruela ab. Renée hatte ihn gebeten, beim Start um elf Uhr anwesend zu sein.
Renée wachte früh auf und versuchte, die Müdigkeit und den vielen Champagner vom Vorabend abzuschütteln. Sie war nur um Haaresbreite darum herumgekommen, mit der Gräfin zu schlafen. Das Verlangen nacheinander war im Schein des Feuers fast übermächtig gewesen. Die Gräfin hatte ihr Gefolge entlassen, sodass sie alleine waren. Renée spürte, welche Macht sie besaß, und genoss dieses Gefühl. Sie wusste, dass sie an diesem Tag gewinnen musste, damit sie diese Macht nicht verlor. Sie war nervös.
Nach dem Frühstück ging sie zu ihrem Wagen. Der Mechaniker sah unter die Motorhaube.
»Ist alles in Ordnung?«, erkundigte sie sich. Auf einmal wurde ihr bewusst, wie verrückt das Ganze war und wie ungleich die Chancen standen. Die Gräfin und ihre Leute waren schon da und schwärmten um Pierres Wagen herum. Und hier war sie, alleine mit ihrem Mechaniker. Wo blieb Paul? Es war 10:45 Uhr, und er hatte versprochen zu kommen. Sie fühlte sich so allein.
Aber dann kam er über das Feld. Er sah für sie so gewöhnlich aus, fast schon peinlich. Warum begleitete ihn keiner seiner Freunde, um sie moralisch zu unterstützen?
»Einsteigen«, sagte der Mechaniker.
Ihre Nerven waren so angespannt, dass sie wie eine Katze in den Wagen sprang. Paul stand neben dem Auto.
»Gas«, rief der Mechaniker.
Sie trat aufs Gaspedal, und der Motor heulte auf.
»Gut«, meinte der Mechaniker. »Besser geht’s nicht.« Dann ließ er die Motorhaube herab, drehte den Silberhaken und tätschelte ihn.
Renée setzte ihre Mütze und die Brille auf und richtete sie. Sie warf der Gräfin einen Blick zu. Paul wünschte ihr Glück. Der Mechaniker lief neben dem Wagen her zur Strecke.
Sie fuhr einmal vorsichtig die Strecke ab, lauschte auf den Motor, spürte ihn, wurde ein Teil von ihm. Ein Zucken ihres Zehs, und diese wunderbare Maschine würde reagieren, als wäre sie ein Teil ihres Körpers. Sie fuhr zur Startlinie und machte einige Atemübungen.
Der Fahrer der Gräfin war jetzt auf der Strecke. Sie sah ihn in diesem Moment nicht als Person, auch wenn sie genau wusste, wer er war. In diesem Moment war er für sie eine mythische Bestie, halb Mensch, halb Auto, ihr Gegenstück … Das würde Spaß machen. Aufregung stieg in ihr auf. Die Flaggen wurden geschwenkt. Er fuhr neben sie. Der Wagen, dem sie eine Runde lang folgen würden, kam auf die Strecke. Danach würde das Rennen beginnen und nach zwölf Runden enden.
Als es losging, wurde der Wagen vor ihnen langsam schneller. Sie hatten die halbe Runde hinter sich und näherten sich der Startlinie.
Ihr Fuß drückte das Gaspedal durch, als der Wagen verschwand. Der Motor reagierte sofort. Sie wusste, wie sie mit diesem Wagen umgehen musste. Sie wusste, was er mochte. Sie ging in Führung und grinste zufrieden. Es konnte nicht allzu schwer sein, die Führung über zwölf Runden zu halten, sie musste nur verhindern, dass er sie überholte. Sie hatte die bessere Position und wusste es, daher fuhr sie nicht mit Höchstgeschwindigkeit.
In der Kurve versuchte er zum ersten Mal, sie zu überholen. Sie spürte, dass er sich näherte, aber sie hatte noch nicht alles aus ihrem Wagen rausgeholt und vereitelte sein Überholmanöver. Gleichzeitig sank er in ihrer Achtung. Dass er das ausgerechnet in einer Kurve versucht hatte!
Sie fuhren die nächsten vier Runden hintereinander, dann versuchte er es erneut, dieses Mal auf gerader Strecke. Er fuhr neben sie, warf ihr einen Blick zu und grinste. Sie ignorierte ihn und gab
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