Französische Nächte: Erotischer Roman (German Edition)
mit Perlen bestickt und mit einer Schärpe an der Hüfte. Sie trug ein schwarzes Stirnband und hatte seitlich eine Feder hineingesteckt. Ohrringe aus schwerem Silber zierten ihre Ohren, und ihre Lippen waren rot wie Erdbeeren. Ihre Augen waren umwölkt, die Pupillen vergrößert, sodass sie irgendwie schläfrig wirkte.
»Hier, trink ein Glas Wein«, sagte sie und führte Oruela in eine Ecke des Raums, wo ein Tisch mit mehreren offenen Flaschen und Gläsern stand. Sie goss blutroten Wein in ein Glas und reichte es ihr.
»Wir haben auch Haschisch«, meinte sie und zwinkerte ihr zu. »Ich wette, du hast noch nie im Leben Haschisch geraucht.«
»Nein, habe ich nicht«, bestätigte Oruela. Sie war sich aber auch nicht sicher, ob sie es jetzt tun wollte.
»Komm mit«, meinte Marthe.
Oruela folgte ihr in eine andere Ecke und stieg dabei wie Marthe über die am Boden liegenden Frauen hinweg. Ihre nackten Beine glänzten im Kerzenlicht.
Marthe forderte sie auf, sich zu den Frauen, die die Wasserpfeife herumreichten, zu setzen. Oruela hockte sich neben eine schwarze Frau mit strammen Oberschenkeln, die sie als eine von Kims Kolleginnen aus der Küche wiedererkannte. Die Frau lächelte sie an und rückte ein Stück zur Seite.
Die Wasserpfeife machte die Runde und kam zu der schwarzen Frau, die sie vor sich stellte und das Mundstück zwischen die Lippen nahm. Sie zog daran und nahm das Mundstück dann aus dem Mund. Mit geschlossenen Augen hielt sie den Atem an und nahm den Rauch tief in ihre Lungen auf. Sie zog noch drei Mal und reichte die Pfeife dann an Oruela weiter.
Oruela sah Marthe an, die sich mit einer anderen Frau unterhielt. Vielleicht würde sie sich danach ja besser fühlen. Also machte sie das nach, was die Frau neben ihr getan hatte. Sie steckte sich das metallische Mundstück zwischen die Lippen und zog daran. Ihr Herz schlug schneller, als der parfümierte Rauch in ihre Lunge eindrang, und ein Fleck mitten auf ihrer Stirn schien sich wie ein Fenster zu öffnen. Gleichzeitig begann sie, alles zu spüren. Ihre Fingerspitzen glühten. Sie merkte, wie sich die Muskeln in ihren Schultern lockerten und entspannten. Ihr Gedärm zuckte und entspannte sich kurz darauf wieder. Aber das stärkste Gefühl entwickelte sich zwischen ihren Oberschenkeln. Ihre Muschi begann anzuschwellen.
Gleichzeitig verschwand ihre Angst, sich von anderen weiblichen Körpern angezogen zu fühlen.
»Zieh noch mal dran«, flüsterte Marthe, als Oruela die Wasserpfeife gerade alarmiert weiterreichen wollte.
Es funktionierte. Die Furcht löste sich auf. Na und? Die Sexualität ist ein wildes, ungezähmtes Tier, sagte sie sich. Sie konnte den Oberschenkel der Frau neben sich an ihrem Bein spüren. Er war lang und warm. Aber sie blieb, wo sie war, denn er war menschlich und fühlte sich gut an.
Rings um sie herum wurden Unterhaltungen geführt, intime Unterhaltungen. Sie hatte nicht die Kraft, diese zu unterbrechen oder sich mit einzuschalten. Also entspannte sie sich sitzend und zog die Beine unter sich.
Das störte die Frau zu ihrer Linken. Sie drehte sich um. Sie hatte starke Knochen und lächelte ihr kurz drohend zu. Oruela zog sich in ihr Innerstes und ihre Gedankenwelt zurück. Das schien sehr lange zu dauern, auch wenn eigentlich nicht viel Zeit verstrich.
Sie dachte an Caspar, nicht mit Angst um seine Sicherheit oder voller Schmerz, weil sie ihn verloren hatte, sie überlegte nur, wie es ihm wohl gehen mochte. Sie dachte daran, wie sie sich das letzte Mal gesehen hatten, wie sie sich darüber kaputtgelacht hatten, dass sie mit dem, was sie getan hatten, durchgekommen waren. Sie war so stolz auf sich!
War das die Frau, die verrückt wurde, weil ein Polizist kam und sie des Mordes an ihrem Vater beschuldigte? Nein, ganz bestimmt nicht. Verdammt sollten sie alle sein. Sie hatte sich weiterentwickelt und würde Caspar, Kim und Marthe immer in ihrem Herzen behalten. Sie hatten sie verändert. Sie hatten sie befreit. Eines Tages würde sie hier auch rauskommen. Sie würde wirklich frei sein, und dann konnte sie nichts mehr aufhalten.
Und dann fiel es ihr wieder ein. Der Brief. Sie hatte ihn an Michelle geschickt. Großer Gott! Von Streibnitz würde sie für immer in den Hut stecken, wenn er ihn in die Hände bekam. Aber er musste ihn inzwischen gelesen haben, und nichts hatte sich geändert. Vielleicht kam sie damit ebenfalls durch.
Sie fragte sich, was Michelle davon halten würde. Vielleicht würde sie glauben, dass sie jetzt
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