Französische Nächte: Erotischer Roman (German Edition)
hier drin?« Er deutete auf sein Herz.
»Ich bin eine Frau«, antwortete sie. »Glaube ich.«
»Oh, das kannst du wirklich sein, nicht wahr? Du Glückspilz.«
Aber er hatte seine Erektion verloren. Renée begann zu weinen.
»Ach, Liebes. Du süßes Ding. Nimm mir das nicht übel. Ich mag Männer. Das ist alles. Sei nicht … Oh, es tut mir leid.« Er legte seine prallen Arme um sie. »Komm her.«
»Ich habe erst einen Mann kennengelernt, der sich nicht von mir abgestoßen fühlt, und inzwischen hasse ich ihn«, sagte Renée. »Die Affäre hat sich abgenutzt. Inzwischen scheint er meine Andersartigkeit zu ignorieren. Zuerst hat er sie angebetet, aber jetzt … Ach, ich weiß es nicht. Er ist nicht, nun ja, ideal.«
»Tja, niemand ist ideal, Schätzchen«, erklärte Raoul. »So ist das nun mal in der Liebe und in der Ehe. Wie viele glückliche Paare kannst du an einer Hand abzählen?«
»Ich wünschte, du hättest mich lieben können«, stieß sie hervor.
»Ach herrje, bist du gekränkt?«, wollte Raoul wissen. »Du bist liebenswert. Irgendjemand wird dich lieben.«
Er war sich sicher, dass er sie in Paris einigen Leuten vorstellen konnte, die sie mögen würden, und er hatte von einer griechischen Insel gehört, deren Name ihm gerade nicht einfiel, auf der Hermaphroditen als die ultimativen menschlichen Wesen angebetet wurden.
»Angebetet zu werden würde mir gefallen«, stellte Renée fest.
Paul klopfte an die Tür des Zimmers im zweiten Stock. Er hörte Schritte auf dem gefliesten Boden.
Euska öffnete die Tür und schenkte ihm ein warmes Lächeln. »Kommen Sie herein«, sagte sie. Sie trug ein langes orangefarbenes Kleid, dessen Farbe im Kontrast zu ihrer Haut und ihrem dunklen, wallenden Haar wie ein Feuer wirkte. Um den Hals trug sie eine schwere Goldkette, an der ein Topas hing, der zwischen ihren Brüsten baumelte. »Ich wollte gerade etwas zu trinken bestellen. Möchten Sie auch etwas?«
Er stimmte zu und ging dann auf den Balkon, während sie mit dem Zimmerservice telefonierte. Unten auf dem Platz schwankten die bunten Schirme des Restaurants leicht in der Brise. Die Bäume raschelten, und die Gaslampen beleuchteten das Kopfsteinpflaster.
»Wollen wir uns hier draußen hinsetzen?«, fragte sie. »Es ist wunderschön, nicht wahr?«
»Was immer Sie möchten«, erwiderte er.
»Sie möchten bestimmt rauchen«, fuhr sie fort. »Ich hole mir eben meine Blättchen.«
Er wollte in der Tat rauchen und holte eine amerikanische Zigarette aus der Schachtel, die er einmal auf dem Balkongeländer aufkommen ließ, bevor er sie anzündete.
Als sie wieder auf den Balkon trat, trug sie einen schwarzen Schal. Sie setzte sich in einen der Rohrsessel.
»Nun«, meinte sie dann.
»Sind Sie Oruelas Mutter?«, fragte er, noch immer stehend.
»Die bin ich«, bestätigte sie. »Und was sind Sie für sie?«
»Das weiß ich noch nicht«, entgegnete er. »Bisher hoffe ich nur.«
Sie lächelte. »Ein Verehrer?«
»Wir unterhalten uns, als ob sie im Nachbarzimmer wäre«, meinte Paul.
In diesem Augenblick wurden sie vom Kellner unterbrochen, und sie warteten, bis er die Cognacflasche abgestellt und zwei Gläser eingeschenkt hatte.
Paul beobachtete sie, als sie ihr Glas in die Hand nahm. Sie sah Oruela definitiv ähnlich, und wenn Oruela ebenso alterte, dann würde er ihrer niemals überdrüssig. Ihm schossen Metaphern über reife Früchte durch den Kopf, aber sie trafen nicht zu. Diese Frau hatte etwas Starkes, etwas Bewundernswertes an sich, das sehr reizvoll war.
»Ich habe sie heute gesehen«, berichtete er.
»Wie geht es ihr?«, fragte Euska.
»Sie ist stark und wunderschön«, erklärte Paul. »Trotz allem, was sie durchmacht, hält sie sich tapfer.« Er hielt inne. »Was genau hat sie durchgemacht? Wissen Sie mehr als ich?«
Euska war offenbar erfreut, dass er Oruela derart lobte. Ihr Gesicht strahlte. »Ich vermute, dass Jacques Derive mit Geneviève Bruyere konspiriert hat, um sie einsperren zu lassen.«
»Das ist offensichtlich«, entgegnete Paul. »Aber warum? Und noch viel wichtiger: Wie können wir ihr Gerechtigkeit widerfahren lassen und sie da rausholen?«
»Die Antwort auf den zweiten Teil Ihrer Frage ist einfacher als die auf den ersten. Ich kenne den Grund, aber … Sagen wir einfach, dass ich Oruela die Geschichte erst einmal selbst erzählen möchte. Aus diesem Grund bin ich hier. Ich werde morgen zum Gefängnis gehen, sie aufsuchen und mich ihr vorstellen.«
»Sie weiß von mir bereits,
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