Französische Nächte: Erotischer Roman (German Edition)
Liebhaber plaudern sah, kam sie näher. Renee fragte sich, ob sie die Eifersucht hergetrieben hatte. Die Gräfin war eine dünne, gut aussehende Frau von ungefähr fünfundvierzig. Sie trug dem Terrain entsprechend flache Schuhe und ein grünes Kleid, das ihr bis auf die Waden reichte. Sie wurden einander vorgestellt, und die Gräfin wollte wissen, woher die beiden Männer sich kannten. Victoire sagte, sie wären zusammen zur Schule gegangen. Die Gräfin lächelte Renee an und hielt sie in ihrer Männerkleidung offensichtlich ebenfalls für eine Angehörige dieses Geschlechts. Sie machte ihr ein Kompliment zu ihrem Fahrstil.
»Trinken Sie doch einen Champagner mit uns«, schlug sie vor.
Als sie über das Gras gingen, flüsterte Raoul ihr zu, dass Victoire und er gar keine Schulfreunde waren, sondern dass Victoire ein Habitué in den Nachtklubs von Biarritz war und sie sich erst letzte Woche kennengelernt hatten.
Seine Bemerkung bewirkte, dass Renees Angst wuchs. »Wie lange ist er schon ihr Gigolo?«, wollte sie wissen.
»Ach, schon ewig«, erwiderte Raoul. »Mindestens einen Monat.«
Unter einem pastellfarben gestreiften Sonnensegel standen einige junge Männer und Frauen, die modisch gekleidet waren und offensichtlich nichts mit den Autos zu tun hatten, sie lachten zu laut und musterten die Neuankömmlinge mit eisernen Blicken. Das war die Partygesellschaft, erklärte Victoire. Sie lebten auf die eine oder andere Weise von der Gräfin. Aufgrund der Aufmerksamkeit, die Renee zuteilwurde, vermutete sie, dass der Großteil der Männer homosexuell war. Wie in aller Welt konnten die der Gräfin Freude bereiten?
»Aber du wärst der Star, wenn sie herausfindet, was du zu bieten hast, Schätzchen«, sagte Victoire.
Renee hatte das Gefühl, einen Schlag ins Gesicht bekommen zu haben. »Raoul hat es dir erzählt?«
»Sei nicht so schüchtern, Süße. Wir sind alle nicht ganz normal, weißt du.« Victoire lächelte sie freundlich an.
»Aber erzähl es bitte nicht weiter. Lass es einfach. Meine Karriere ist ruiniert, wenn sich das rumspricht.«
»Oje. Ich glaube, dafür ist es zu spät.«
In einiger Entfernung sah sie Raoul mit der Gräfin plaudern.
Renée nahm ihren Mut zusammen und ging hinüber. »Entschuldigen Sie, Gräfin, ich hoffe, Raoul langweilt Sie nicht zu sehr mit seinen dummen Geschichten.«
»Meine Lippen sind versiegelt, das versichere ich Ihnen«, trällerte die Gräfin. »Er findet übrigens, dass Sie wunderbar sind.«
»Bitte erzähl diese Lügen niemandem sonst, Raoul«, beharrte Renée. »Meine Karriere steht auf dem Spiel.«
Raoul sah peinlich betreten drein.
»Lasst mich mit Renée alleine«, verlangte die Gräfin. »Setzen Sie sich hier in den Schatten, meine Liebe. Wir werden dieses ungehobelte Volk zurücklassen und uns unterhalten.«
Welche andere Wahl hatte sie schon, jetzt, wo ihr Geheimnis ans Licht gekommen war? Sie folgte der Gräfin zu einem kleinen Tisch, der neben dem Wohnwagen stand. Sie setzten sich, und ein Diener brachte Kuchen und noch mehr Champagner.
»Würden Sie für mich fahren?«, fragte die Gräfin.
»Ich bleibe lieber unabhängig«, antwortete Renée.
»Das verstehe ich, aber haben Sie auch das Geld, um weiterzumachen?«
»Ich … Ich habe genug«, sagte Renée.
»Könnte es nicht mehr sein?«, wollte die Gräfin wissen und lächelte.
»Zweifellos.«
»Ich könnte es Ihnen geben.«
Renées Herz klopfte wie wild. »Als Gegenleistung wofür?«
»Für Ihre Zuneigung.«
»Wirklich?«, entgegnete Renée sarkastisch.
Der Blick der Gräfin wanderte über Renées Gesicht, ihre kleinen Brüste und ihre Beine. Renée hatte das Gefühl, gleich von einem umstürzenden Baum begraben zu werden.
»Ich habe das Herz einer Frau, Madame«, sagte Renée und benutzte absichtlich nicht ihren richtigen Titel.
Die Gräfin zuckte zusammen. Das tat Renée leid, sie hatte nicht unhöflich sein wollen.
»Sie haben alles, was ich will«, sagte die Gräfin nur.
In Wahrheit war Renée schwer in Versuchung, was jedoch nicht an der Frau, sondern an dem in Aussicht gestellten Geld lag. Doch der Gedanke, zu der Meute von ihr abhängiger Menschen zu gehören, behagte ihr nicht. Da würde sie lieber arm und vergessen weiterleben.
Aber sie blieb sitzen. »Ich wäre gern Ihre Freundin, Gräfin.«
Die Gräfin schien amüsiert zu sein. »Wie naiv Sie sind und wie überaus charmant.«
Renée stand auf und wollte gehen.
Die Gräfin erhob sich ebenfalls und sah ihr in die Augen. »Warum
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