Französische Nächte: Erotischer Roman (German Edition)
es ihr schwerfiel, normal zu handeln. Unwillkürlich sah sie auf seinen Hemdkragen. Es gefiel ihr, dass er ihn so offen trug.
»In mir herrscht ein ziemliches Durcheinander«, gestand sie. »Ich weiß nicht genau, was ich denken soll.«
»Das wird sich schon geben«, versicherte er ihr. »Lass dir einfach Zeit.« Er drehte sich um und sah aufs Meer hinaus. »Deine Mutter ist eine beeindruckende Frau.«
Bei diesen Worten war Oruela ein wenig empört. Das lag an der Art, wie er es sagte. Sah er Euska etwa als mögliche Geliebte? Doch ihre Empörung legte sich, als sie darüber nachdachte. Ihre eigenen sexuellen Abenteuer hatten ihr zweifellos gutgetan. Na und? Sie mochte es, wenn ein Mann einen vielseitigen Geschmack hatte. Solange er nicht auch dementsprechend handelte.
»Wann kann ich dich wiedersehen?«, erkundigte er sich und unterbrach ihren Gedankengang.
»Morgen?«, schlug sie vor.
»Zum Abendessen?«, erwiderte er. »Nur wir beide.«
»Pourquois pas?« , meinte sie und zuckte mit den Achseln, als ob es ihr gleichgültig wäre.
Der Nachmittag verstrich mit Einkäufen in den Haute-Couture -Häusern von Biarritz. Die großen Ventilatoren an den Decken drehten sich langsam und wirbelten die Luft kaum auf, während die Mannequins in der neuesten Mode vor ihnen flanierten. Euska bestellte mehr als ein Dutzend Kleider für Oruela. Aber als es Ernesto langweilig wurde und er ein Bier trinken ging, gestand Oruela, dass sie auch noch etwas brauchte, was sie sofort anziehen konnte, und etwas Besonderes für den Abend mit Paul.
Sie gingen in Oruelas Lieblingsgeschäft, wo sie sich ein dunkelblaues Cocktailkleid und einige Leinenhosen kaufte und gleich mitnahm.
»Hosen!«, kreischte Euska.
Oruela sagte ihr die Meinung, und Euska gab keinen weiteren Kommentar mehr ab.
»Ich habe eine Idee«, meinte Euska, als sie den Laden verließen. »Lass uns ins türkische Bad gehen.«
Der Anblick, als sich ihre Mutter vor ihr auszog, war atemberaubend. In Oruela regten sich Gefühle, die sie verwirrten. Euskas Brüste waren voller. Sie ruhten schwer auf ihren Rippen. Sie hatte eine gute Haltung und sah für ihr Alter umwerfend aus. Oruela musterte sie heimlich. Als sie ihre dunklen, dichten Schamhaare sah und daran dachte, dass sie aus diesem Schoß gekommen war, erschauerte sie tief im Inneren.
Im Dampfbad lag sie auf einer der Bänke, etwas höher als Euska, und musste immer wieder den Körper ihrer Mutter ansehen, während sie darüber sprachen, dass Oruela in ihrer Wohnung in Paris wohnen konnte, wenn sie wollte. Es fiel ihr schwer, ihr zu antworten. Sie wollte ihr sagen, dass sie nicht wusste, was sie tun sollte. Alles hing von Paul ab, aber sie fühlte sich zu verletzlich, um ihr Herz auszuschütten.
Danach gingen sie schwimmen, und Euska machte ihr Komplimente über ihren Körper. Sie ließen sich Zeit. Oruela trieb auf dem Rücken dahin und ließ das Wasser über sich hinwegspülen. Über dem Schwimmbecken war ein großes Glasdach. Die Sonne fiel auf ihre Haut und erwärmte das Wasser.
Euskas Körper glitt durch das Wasser und Tropfen glitzerten auf ihrer schönen braunen Haut, als sie Wasser tretend anhielt. Auf einmal rief sie: »Wer zuerst da ist!«, und schwamm schnell und mit kräftigen Zügen durch das Becken. Oruela hatte das Gefühl, auf einmal einen klaren Kopf zu bekommen, und fühlte sich besser. Sie tauchten und spielten wie Delfine.
Am nächsten Abend holte Paul sie ab und fuhr in Renées offenem Panhard-Lavassor mit ihr die Küste entlang bis nach St. Jean de Luz, wo sie sich für ein kleines Fischrestaurant entschieden, von dem aus sie auf das Meer hinausblicken konnten. Das Geräusch der klappernden Teller vermischte sich mit dem Geplauder der anderen Gäste. Sie bestellten Champagnercocktails, und das prickelnde Getränk stieg Oruela sofort zu Kopf.
»Wie läuft es mit Euska?«, wollte Paul wissen, als ihre Krebsscheren serviert wurden.
»Es fällt mir schwer, mit ihr über das zu reden, was ich wirklich will«, sagte Oruela. »Hast du ihre Geschichte gelesen?«
»Nein«, gestand Paul. »Ich glaube, dass du sie mir erzählen sollst.«
»Sie war eine Hure«, erklärte Oruela. Es fiel ihr schwer, das laut auszusprechen. Sie hatte das Gefühl, mitten im Paradies eine Bombe fallen zu lassen.
Paul lächelte nur. »Fühlst du dich unwohl dabei, die Tochter einer Hure zu sein?«, fragte er sie.
»Man findet ja nicht jeden Tag heraus, dass die eigene Mutter eine Domina war!«, erwiderte
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