Französische Nächte: Erotischer Roman (German Edition)
sie als Entschuldigung, um alle zu missbrauchen, die dich lieben.« Sein Tonfall wurde hart, und Renée begann zu weinen.
Er ignorierte sie, ging zur Tür und setzte sich draußen in einen Rohrsessel. Nach der nachmittäglichen Siesta wurde es draußen langsam betriebsamer. Eine Frau, die er kannte, nickte ihm zu, als sie mit ihrer Einkaufstasche an ihm vorbeiging. Alles war angenehm normal. Doch als er seine Kaffeetasse an die Lippen hob, hörte er, wie Renées Weinen lauter und lauter wurde. Er hatte sie noch nie zuvor so weinen gehört. Es klang, als ob ihr Herz brechen würde. Er kehrte ins Haus zurück und schloss die Tür. Dann ging er zu ihr und nahm sie in die Arme.
Ihre Nähe betäubte seinen Verstand. Sie klammerte sich an ihn und stöhnte immer wieder seinen Namen. Er strich ihr über das Haar und hielt sie, so wie er sie schon hundertmal zuvor gehalten hatte. Er versuchte, sie zu besänftigen, sie zu trösten. Ihre Finger glitten zu seiner Kleidung und zwischen seine Beine, und bevor er sich versah, lagen sie nackt auf der Couch im dunklen, kühlen Studio, und er wollte sie ficken.
Er packte ihre Hände und hielt sie fest. Sie drückte sich mit solcher Kraft gegen ihn, dass er nicht anders konnte. Er musste sie einfach festhalten. Es erregte ihn so sehr. Sie glitt wie eine Besessene auf ihn und drückte ihre Missbildung gegen seinen Bauch. Er beobachtete sie und wurde immer faszinierter von dem, was er sah. Ihr Zauber hatte ihn wieder gepackt. Er gehörte ihr erneut, und sie war wieder ganz. Doch er war leer.
Am folgenden Morgen klingelte Pauls Telefon. Renée war gerade gegangen und hatte gedroht, später nach dem Training wiederzukommen. Er nahm den Hörer ab und hörte Oruela sagen: »Wir haben die Party für Samstagabend geplant. Es kommen nicht viele Leute. Ich möchte deine Freunde, Annette und die Leute, die uns beim Schmuggeln der Briefe geholfen haben, gerne einladen. Vielleicht gehe ich nachher spazieren und komme mal bei dir vorbei …«
Doch er wusste, dass er das nicht durchstehen würde. Also entschuldigte er sich und legte auf, nachdem er versprochen hatte, seine Freunde einzuladen, und bestätigt hatte, dass er auch kommen und sich sehr darauf freuen würde.
Bis Samstag waren es noch zwei Tage. Bis dahin konnte er sich doch bestimmt endgültig von Renée befreit haben.
Oruela hatte das Gefühl, als hätte sie einen Schlag ins Gesicht bekommen. Instinktiv wusste sie, dass er sich eine Ausrede hatte einfallen lassen. Konsterniert saß sie da und dachte nach. Hatte sie sich in diesem Mann getäuscht? Der Rezeptionist teilte ihr mit, dass sie jemand sprechen wollte. Sie wartete einen Moment, während das Gespräch durchgestellt wurde. Es war Jean! Er hatte gehört, dass sie entlassen worden war, sagte er. Ob sie wohl zu seinem Haus kommen und mit ihm schwimmen gehen wollte?
Und um sich über die Enttäuschung hinwegzutrösten, sagte sie zu.
Er wartete in der Lobby auf sie und sah in seiner Leinenhose, dem cremefarbenen Seidenhemd und dem Strohhut umwerfend aus. Sein Blick wanderte über ihren Körper, als sie auf ihn zukam.
Es war seltsam, mit ihm durch die geschäftigen Straßen zu gehen. Er benahm sich außerordentlich höflich, und immer, wenn ihnen Urlauber den Weg versperrten, führte er Oruela mit Bedacht um sie herum. Als sie den leichten Anstieg zu seiner Villa hinaufgingen, wurden die Straßen leerer.
»Ich muss mich bei dir entschuldigen«, sagte er, als sie alleine auf der Straße waren.
Darauf kannst du deinen Arsch verwetten, dachte sie, doch sie sagte: »Was ist passiert?«
»Ich weiß es wirklich nicht«, erwiderte er. »Ich wurde von all den Geschichten überwältigt, die man über dich erzählt hat.«
Als ihm Oruela einen Blick zuwarf, konnte sie ihm ansehen, dass er sich schämte.
Sie erreichten die Villa, und eine Dienstbotin zeigte ihr, wo sie sich umziehen konnte. Als die Frau die kleine Kabine neben dem Pool öffnete, fiel Oruela ein, dass sie gar keinen Badeanzug dabeihatte.
Vor der Tür, die ins Haus führte, hingen dünne Musselinvorhänge, die im Wind wehten. Über die Holztür der Kabine hinweg sah sie Jeans Gestalt wie durch einen Nebel. Die Vorhänge teilten sich für ihn, als er hinaus in die Sonne trat. Er trug einen gestreiften Badeanzug mit dünnen Trägern, die den Konturen seiner Muskeln folgten. Der Jerseystoff brachte die Wölbung in seinem Schritt gut zur Geltung.
Oruela warf sich das Tuch über, das an einem Haken hing, und ging hinaus.
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