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Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition)

Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition)

Titel: Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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nur irgendeine Kleinigkeit geplant.«
    Diese Lebenseinstellung war Katinka sympathisch.
    »Auf dem Rückweg geschah der Unfall?«
    »Ja. Es gab Blitzeis. Das war hauptsächlich der Grund, weshalb man Grit nichts anhängen konnte. Innerhalb von Sekundenbruchteilen verlor sie die Kontrolle über das Auto. Sie schleuderte in den entgegenkommenden Wagen hinein. Grit konnte nichts machen. Zwei Sachverständige haben das bestätigt. Die Fahrerin erlitt schwerste Verletzungen. Aber niemand war in der Nähe, um zu helfen. Grit und Ida waren bewusstlos. Alle drei müssen mindestens eine Stunde in den zertrümmerten Autos gelegen haben. Bei Eiseskälte. Ida zog sich im Winter immer an wie ein Polarforscher. Grit lag in ihren dünnen Teenie-Klamotten da … Sie hatte starke Unterkühlungen.«
    Sieglinde Unruh spielte mit ihren Zigaretten Mikado. »Im Radio kamen ständig Durchsagen, dass man bloß nicht auf die Straße sollte, wegen Glatteis. Naja, endlich kam dann wohl doch ein Auto. Der Fahrer hat gleich die Polizei gerufen. Für das andere Mädchen kam aber jede Hilfe zu spät.«
    »Seit diesem Unfall also hatte Ida Visionen?«
    »Das waren keine Visionen. Ihr Gehirn war vollkommen durcheinandergeschüttelt. Irgendeine Furche in den tiefen Schichten dieses geheimnisvollen Organs hat ihr Filme vorgespielt.«
    »So was lässt sich sicher medizinisch erklären.«
    »Na klar.« Es klang sarkastisch. Sieglinde Unruh sah auf ihre Armbanduhr. Katinka kannte das Modell. Vor einiger Zeit für knappe fünf Euro bei Burger King zu haben. »Ida war schon immer ein fantasievoller Mensch. Die konnte sich Sachen ausdenken, da wären Sie fasziniert gewesen!« Sie zuckte die Schultern. »Aber die Träume nach dem Unfall waren nicht mehr nur bunt und tropisch, sondern furchteinflößend. Naja. Glauben Sie wirklich, dass Mediziner jemals eine einleuchtende Erklärung für eine menschliche Reaktion abgegeben haben? Amnesie kommt doch häufig vor nach Unfällen. Ich versuchte Ida damit zu trösten, dass sie nicht die e inzige ist, die ihr Gedächtnis verloren hat. Aber es schien sie etwas zu quälen, das schlimmer war als die abgetauchte Erinnerung. Es war eine Sache, die ihr wichtig war. Sie sprach aber nicht darüber. In den Tagebüchern könnte was stehen.«
    Sie fixierte Katinka mit zusammengekniffenen Lidern. Katinka hielt dem Blick stand, während sie fragte: »Haben Sie den Bamberger Reiter auch für eine Halluzination gehalten?«
    »Ja!«
    Und jetzt bereuen Sie es, wollte Katinka noch anfügen, aber sie ließ es bleiben. Reue und Schuldgefühle in Sieglinde Unruh waren mit Händen zu greifen.
    »Fotografieren Sie gerne?«
    »Nein. Wieso?«
    »Haben Sie vielleicht einen Farbdrucker? Ich müsste ein paar Fotos ausdrucken, aber meiner ist kaputt«, bluffte Katinka.
    »Sorry, Mädel, aber technisch bin ich nicht gut ausgestattet.«
    »Wissen Sie, wer Idas Haus erbt?«
    »Wir werden mal die Testamentseröffnung abwarten.«
    »Aber Sie wissen es.«
    Sieglinde Unruh starrte in ihre Kaffeetasse.
    »Natürlich weiß ich es.«
    Katinka wartete eine Weile. Ihre Gedanken vibrierten in ihren Fingern. Sie krallte sie in ihre Oberschenkel und zwang sich zu schweigen.
    »Ida war nach dem Unfall so besorgt. Einesteils um Grit. Dann überwarf das Mädchen sich auch noch mit dem Vater. Meiner Meinung nach wurde es Zeit. Sie musste sich endlich abnabeln, er lenkte sie wie ferngesteuert. Aber Ida machte sich wirklich Sorgen um sie. Also zerriss sie ihr bisheriges Testament und entwarf ein neues.«
    »Sie haben Ida … beraten?«
    »Habe ich.« Sieglinde Unruh bestellte sich noch einen Kaffee. Sie ließ den Löffel auf ihrem Zeigefinger wippen und sah aus dem Fenster, ins Nichts. Als der Kaffee vor ihr abgestellt wurde, nahm sie einen tiefen Schluck, verzog die Lippen und redete weiter.
    »Sie wollte von mir wissen, ob sie Grit einen größeren Teil ihres Vermögens vermachen sollte. Ida war wirklich außerordentlich begütert, ihre Eltern waren reiche Geschäftsleute und sie die einzige Erbin. Ich riet ihr zu. Obwohl Grit nicht mein Typ ist. Wir mögen uns nicht. Ich kann keine Leute ab, die sich bei anderen einschleimen. Grit schimpft wie ein Rohrspatz über ihren Vater, aber simultan spielt sie Schoßhündchen. So kann’s ja nun nicht gehen.« Wieder balancierte Sieglinde Unruh den Löffel auf ihrem Zeigefinger, bis er aus dem Gleichgewicht geriet und in die Kaffeetasse platschte. Braune Spritzer verteilten sich auf dem Tisch. Sieglinde wischte sie

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