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Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition)

Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition)

Titel: Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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sich wickelte und die Beine anzog, kam es ihr vor, als sei die Schwellung des Knöchels zurückgegangen. Vorne hörte sie Hardo telefonieren.
    »Uttenreuther hier. Machen Sie Ihrer Freundin ein heißes Bad zurecht. Wir sind gleich da.«
    Katinka stöhnte leise. Toms Geduld wurde bei diesem Fall auf eine harte Probe gestellt. Sie machte sich ganz klein. Hardo sprach schon mit jemand anderem. Sie hörte die Namen von Philipp und Roland Hasseberg. Arme Kathrin, dachte sie. Aber dann bemerkte sie, wie völlig gleichgültig ihr alles war. Neben Erschöpfung und Müdigkeit empfand sie eine ungekannte Zufriedenheit mit sich selbst. Trotz der Kälteschauer nickte sie ein. Erst, als der Wagen stand, wurde sie wach.
    »Tut mir leid, Palfy, dass ich Ihnen keine angenehmere Abendbeschäftigung geboten habe.« Hardo hatte sich zu ihr umgedreht.
    »Macht nichts«, sagte Katinka. »Halten Sie mich auf dem Laufenden?«
    Er nickte und half ihr beim Aussteigen. Sie hüpfte auf die Haustür zu und hangelte sich nach oben. Tom hatte sie schon kommen hören. Er stand in der Wohnungstür.
    »Mann o Mann«, sagte er.
    »Nichts Dramatisches«, wiegelte Katinka ab und hopste in die Wohnung. »Nichts nennenswert Dramatisches.«

19. Eine angebissene Zitronenscheibe
    Katinka vermisste den Kater, der abends an ihrem Bett entlangzuschleichen beliebte und nach dem Rechten sah, bevor er sich wieder seinem eigenen Nachtleben widmete.
    »Hast du Vishnu gefunden?«, murmelte sie.
    Tom kraulte ihr das Haar.
    »Nein. Ich hoffe, er kommt von selbst zurück. Bist du warm?«
    »Halbwegs.« Sie lag unter zwei dicken Federbetten, hummerrot von dem heißen Bad, eine Wärmflasche auf dem Bauch. Nach zwei weiteren Schmerztabletten war die Sache mit dem Knöchel auszuhalten. Tom hatte den Fuß dick mit Salbe eingerieben. »Weißt du, im Grunde bin ich froh, dass ich jetzt nichts mehr mit dem Kram zu tun habe. Soll Hardo nach den beiden Hassebergs fahnden.«
    »Gesunde Einstellung«, fand Tom. »Aber ich frage mich, wie lange die anhält.«
    »Das nenne ich wiederum gesunden Realismus«, witzelte Katinka. Sie war todmüde, und jetzt, nachdem sie Tom alles erzählt hatte, fühlte sie sich endlich ruhig und der Schwelle des Schlafes ganz nahe, als könne sie jeden Moment hinübergleiten. Als das Handy schrillte, hatte sie den Eindruck, gerade erst eingeschlummert zu sein. Verwirrt tastete sie nach dem Telefon. Im Zimmer war es dunkel. Tom schnarchte leise. Katinka knipste das Licht an und fuhrwerkte hektisch herum. Endlich drückte sie die grüne Taste.
    »Palfy?«, keuchte sie. Ihr Blick fiel auf den Wecker. Sie musste ihn sich nah vor die Augen halten, um die Zeit ablesen zu können. Drei Uhr morgens.
    »Frau Palfy, helfen Sie mir! Mein Kind, mein Kind!«
    So sehr sie sich auch bemühte, Katinka erkannte die schrille Stimme nicht, die ihr hysterisch entgegenschallte. »Wer ist denn da!«, sagte sie.
    »Grit ist weg! Sie schlief bis eben, aber dann stand sie auf und sagte, sie wollte abrechnen. Mit ihm abrechnen!«
    »Frau Faber?«, fragte Katinka langsam. Tom drehte sich um und machte ein Auge auf. »Sind Sie das?«
    »Sie ist weg! Verstehen Sie? Sie trifft sich mit ihm. Er wird sie umbringen!«
    »Wer ›er‹, Frau Faber.«
    »Ihr Vater, natürlich. Helfen Sie mir!« Alina Faber brach in wüstes Schluchzen aus.
    »O.k. Mal langsam. Hat sie gesagt, wohin sie gehen will?«
    »Sie hat gesagt, in bester Panoramalage. Grit geht oft nachts in der Stadt spazieren. Sie hat soviel sonderbare Dinge heute Abend erzählt. Sie sagte immer nur, ›ich erinnere mich, ich erinnere mich‹. Tun Sie was! Finden Sie Grit, Frau Palfy! Bitte! Finden Sie mein Kind! Finden Sie sie, bevor er ihr etwas antut!«
    Katinka fuhr sich übers Gesicht. Während sich langsam das Adrenalin seinen Weg durch ihren Körper bahnte, setzte sie sich auf.
    »Ich kümmere mich drum. Lassen Sie Ihr Handy an.«
    Sie drückte den Aus-Knopf und legte das Telefon auf den Nachttisch.
    »Tom?«
    »Hm?«
    »Ich muss weg.«
    Er öffnete das zweite Auge. »Habe ich mir gedacht.«
    »Und es wäre ganz lieb, wenn du mich fahren würdest. Du weißt, der Fuß.«
    Tom gähnte, rieb sich die Augen und stand dann auf. Katinka rutschte aus dem Bett und blieb einen Moment auf dem Boden sitzen. Sie fühlte sich erstaunlich klar, als durchdringe ihr Bewusstsein jede Faser ihres Körpers mit voller Kraft.
    »Wir müssen zuerst in die Hasengasse, meine Waffe holen«, kommandierte sie, als sie aufstand, nach ihrer Brille

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