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Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition)

Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition)

Titel: Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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ihre Augen an die Finsternis gewöhnt. Sie stiegen langsam die Stufen hinauf und wandten sich dann nach links. Katinka atmete tief durch, bevor sie vor Tom durch den neu renovierten Pavillon schlich. Sie achteten auf jeden Schritt, gingen am Brunnen vorbei, orientierten sich am Schattenriss der Hecke. Katinka hörte Toms Keuchen hinter sich. Als sie die schmalen Stufen erreichten, die den letzten Hangabschnitt bis zum Kloster überwanden, blieben sie stehen.
    »Siehst du ihn noch?«, raunte Katinka. Vielleicht hatte sie sich getäuscht und sie verschwendeten hier nur ihre Zeit.
    »Nein. Dummerweise sieht Vishnu auch viel besser als wir.«
    Katinka lauschte. Sie tippte Tom auf die Schulter und deutete zuerst auf ihre Ohren, dann nach oben. Hörst du?, formten ihre Lippen. Tom konzentrierte sich. Er nickte. Katinka hielt den Atem an. Zwei Leute sprachen. Ein Mann und eine Frau. Katinka ging ein paar Stufen weiter hoch. Sie wünschte sich, sie könnte ihre Ohren wie ein Teleskop ausfahren. Die Anstrengung, so gebannt zu horchen, tat ihr beinahe körperlich weh. Aber dann war sie sicher. Sie humpelte wieder zu Tom und flüsterte ihm ins Ohr:
    »Nimm mein Handy. Ruf Hardo an. Wir haben falsch getippt. Hasseberg ist hier oben am Michaelsberg, mit seiner Tochter Grit. Sie sollen sofort herkommen, aber wenn’s geht ohne Tamtam, um ihn nicht aufzuscheuchen.«
    Tom nahm Katinka das Telefon ab und sah sie unsicher an. Sie las seine Gedanken.
    »Ich will mitkriegen, worüber sie reden. Keine Panik. Ich bin bewaffnet.«
    »O.k.«, sagte Tom tonlos.
    »Geh weit genug weg, dass dich niemand hören kann. Und wenn du zurückkommst: kein Geräusch.«
    Sie küsste ihn. Dann drehte sie sich um und schlich die Stufen hinauf, setzte einen Schritt vor den anderen.
    »Mach dir nichts draus, Grit. Ich kann auch viele Nächte lang nicht schlafen. Das hast du von mir.« Hassebergs Stimme klang sonor und freundlich. »Heute noch laufe ich nachts herum, das ist besser, als wach im Bett zu liegen und sich zu grämen. Ich fahre sogar extra in die Stadt. Dabei könnte ich einfach über ein paar Wiesen marschieren. Aber ich komme in die Stadt. Diese alten Mauern trösten mich.«
    »Naja. Der Blick von hier auf die Stadt ist schon wunderschön.« Grit sprach leise. Katinka musste all ihre Konzentration aufwenden, um zu verstehen, was sie sagte. Etwas raschelte neben ihr. Erschrocken sah sie zur Seite. Nichts. Alles war still. Dunkel und still. Sie kniete sich auf die Treppe und wartete.
    »Ich wollte was mit dir besprechen«, hörte sie Grit.
    »Gern.«
    »Aber es wird dir nicht gefallen.«
    »So?« Hasseberg lachte. »Warum denn nicht!«
    »Weil es mit dem Unfall zu tun hat.«
    »Kindchen, du solltest die Sache allmählich auf sich beruhen lassen. Wenn man immerzu in den Wunden herumrührt, dann können sie nicht heilen.«
    »Diese Wunde kann erst heilen, wenn du mir erklärt hast, warum du sie nicht gerettet hast!«, sagte Grit scharf.
    Wieder das Knistern neben Katinka. Sie spürte ihr Herz klopfen. Irgendein Tier, beruhigte sie sich.
    »Wen gerettet?«
    »Sybille. Sybille Uttenreuther, die Tochter des Polizisten.«
    »Ich? Wie hätte ich sie retten sollen!« Hasseberg hörte sich verwirrt an.
    »Weil du sie hast liegen sehen. Und mich und Tante Ida. Aber du hast nichts getan. Du hast dich davongeschlichen.«
    »Komm schon, Grit«, sagte Hasseberg. Katinka mochte sich täuschen, aber er klang alarmiert.
    Trotzig brandete Grits Stimme über Katinka hinweg. Die beiden standen nun ganz nahe, oben an der Treppe. Ich muss hier weg, dachte Katinka, aber ich will wissen, was sie bereden. Ich muss es einfach wissen.
    »Ida und ich waren bewusstlos. Aber ich bin kurz zu mir gekommen. Nur vielleicht für eine Minute oder so. Ich weiß, dass ich dich gesehen habe. Ich sehe, wie du dich über sie beugst und wie sie etwas zu dir sagt. Sie hat noch gelebt. Aber du bist abgehauen.«
    »Grit. Mädchen.«
    Fasziniert blieb Katinka auf der Treppe hocken. Hasseberg und Grit standen nur wenige Meter von ihr entfernt.
    »Dein Gehirn spielt dir einen Streich. Darüber musst du dir keine Sorgen machen. Das kann passieren nach einem Schock. Ich war zu Hause an dem Abend. Ich kann gar nicht bei euch auf der Straße gewesen sein!«
    »Du warst da. Du hast nach Wein gestunken. Ich hab’s gerochen. Versuche nicht, mich zum Narren zu halten. Und Tante Ida wusste es auch. Sie hat schon im Krankenhaus zu mir gesagt, Grit, hat sie gesagt, pass auf, was dein Vater tut. Sei

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