Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition)

Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition)

Titel: Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
Vom Netzwerk:
griff und versuchte, aufzutreten. Es ging nicht gut, aber sie wusste, dass sie durchhalten würde. Sie suchte sich dicke Socken, schlüpfte in frische Jeans und Winterschuhe und zog zwei T-Shirts unter den Pullover. Dann packte sie das Handy, die Schmerztabletten und die Schlüssel zu ihrem Büro in die Jackentasche. Tom war schon fertig. Sie griff nach dem Schal, den er ihr hinhielt. Während sie neben ihm die Treppe hinunterhumpelte, wählte sie Uttenreuthers Nummer.
    »Ja!«
    »Katinka Palfy hier«, sagte Katinka.
    »Ist was passiert?«
    Sie konnte hören, wie er sich im Bett aufrichtete.
    »Eben hat Alina Faber bei mir angerufen. Grit ist abgehauen. Angeblich will sie sich mit ihrem Vater treffen. Alina dreht total am Rad. Sie glaubt, dass ihr Ex Grit umbringen will.«
    »Sagen Sie bitte nicht, dass Sie schon mitten im Taifun stecken, Palfy.«
    »Ich weiß nicht so genau, wo der Taifun tobt«, erwiderte Katinka. »Laut Alina hat Grit etwas von bester Panoramalage gefaselt. Was denken Sie, wo soll das sein?«
    Tom schloss den Wagen auf. Sie rutschte auf den Beifahrersitz.
    »Altenburg«, sagte Uttenreuther. »Würde thematisch ja auch passen. Ich veranlasse das. Wir sind gleich dort.«
    »O.k.«
    Katinka beendete das Gespräch. Tom fuhr schnell und konzentriert durch die Stadt. Er hielt am Kranen. Katin-ka holte die Beretta aus dem Büro und packte eine Taschenlampe ein. Der Regen hatte aufgehört, der Himmel war ganz klar. Die Luft roch nach trockenem Schnee. Ein Stück Mond hing am Himmel, er sah abgefressen aus, wie eine angebissene Zitronenscheibe.
    »Weiter im Text«, sagte Katinka, als sie zurückkam.
    Tom fuhr an. Als sie abbogen und über die Markusbrücke kamen, sah sie den Schatten rechts auf dem Gehweg. Er bewegte sich schnell und gewandt.
    »Das ist Vishnu!«
    Tom bremste.
    »Spinnst du?«
    »Doch. Schau doch!«
    Tom hielt und spähte in die Nacht.
    »Eindeutig«, sagte er verwundert.
    »Was macht denn der hier!« Katinka riss die Tür auf. »Hej, Tiger! Vishnu, komm.«
    Sie lockte ihn nach allen Regeln der Kunst, aber er drehte sich nicht um, sondern witschte um die Ecke.
    »Los, fahr ihm nach!«
    »Ich denke, du wolltest Grit Faber retten«, sagte Tom zweifelnd.
    »Lass uns rechts herum fahren und dann über den Abtsberg zur Altenburg. Los. Vielleicht fangen wir ihn gleich ein!«
    Der Kater setzte in Riesensprüngen über die Straße und lief nun links von ihnen die Sandstraße entlang. Katinka verstand später, dass es ihr nicht um den Kater ging, sondern um etwas, das sie Ida hatte sagen hören. Ich frage mich, was diese Tiere sehen, das uns verborgen bleibt.
    »Der galoppiert ja richtig«, wunderte sich Tom.
    Vishnu wurde langsamer und blieb schließlich stehen. Er stand vor der grünen Tür, die einen nur den Eingeweihten bekannten Zugang zu den Michaelsberger Gärten freigab. Schnuppernd fuhr seine Nase über die Stufe. Sie hielten und stiegen aus. Tom wollte Vishnu packen, aber der Kater fauchte böse und schlug mit der Tatze.
    »Mistvieh«, brummte Tom und wedelte mit der Hand.
    Katinka sah, wie Vishnu mit den Pfoten gegen die Tür stupste. Sie fasste nach der Klinke.
    »Vergiss es. Der Durchgang ist nachts geschlossen«, sagte Tom in dem Augenblick, als Katinka sie hinunterdrückte. Die Tür gab nach. Vishnu drängte sich vorbei. Sie sahen sich an.
    »Wenn er ein Hund wäre«, sagte Tom im Flüsterton, »dann würden wir ihm zutrauen, uns dahin zu führen, wo’s brennt.«
    »Dann ist er ein Hund«, sagte Katinka. »Hier, nimm die Lampe.« Sie rückte am Holster und zog die Waffe.
    Gemeinsam stiegen sie die engen Treppen durch das Pfortenhäuschen hinauf. Der Lichtkegel irrte über die Wände. Der aufgesprungene Putz warf gespenstische Schatten. Katinka tastete nach dem Blisterstreifen und drückte zwei Tabletten heraus. Das Knistern des Alus hallte laut wider. Eine Spinnwebe streifte ihr Gesicht. Sie würgte die Pillen herunter. Als sie ins Freie traten, konnten sie gerade noch erkennen, wie Vishnu im Dunkel der Terrassenanlagen untertauchte.
    »Der Kater …«, begann Tom. Schnell legte Katinka ihm den Finger auf die Lippen. Sie folgten dem Weg bergauf. Mehrere von Hecken, kleinen Pavillons und einem Brunnen gesäumte Terrassen führten bis zu dem ehemaligen Benediktinerkloster hinauf. Mitten in der Nacht war es nicht mehr beleuchtet. Sie mussten sich mit dem Licht der Straßenlaternen jenseits der Mauer begnügen. Es war zunächst ungewohnt und mühsam, aber nach kurzer Zeit hatten sich

Weitere Kostenlose Bücher