Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition)

Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition)

Titel: Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
Vom Netzwerk:
hatte, war das Kalte, Weiche ein Rattenkadaver. Ihre Fingerspitzen befühlten es, aber sie bekam es nicht zu fassen. Sie ging in die Knie und schob den Arm bis zur Schulter in die Rolle. Sofort saugte sich ihr Pullover mit Wasser voll.
    »Ich hab’s.«
    »Na endlich. Was ist es denn!«
    »Ich glaube, es ist ein Schuh«, sagte Katinka. Sie fühlte sich ganz glücklich. Was bedeuteten ein paar abgestorbene Gliedmaßen und blaue Lippen. Aufgeregt betastete sie ihre Beute. Schnürsenkel, ein feste Sohle.
    »Bravo. Und jetzt raus«, befahl Hardo.
    Katinka bewegte sich wie in Trance. Noch bis vorhin hätte sie beschworen, dass keine zehn Pferde sie mehr in diese Höhle bringen würden. Sie reichte den Schuh durch den Schlitz und hörte, wie der Kommissar leise durch die Zähne pfiff. Dann wollte sie durch den Spalt kriechen. Es ging nicht. Sie steckte fest.
    Die Panik jagte durch ihren Körper. Ihre zitternden Hände fassten nach dem Durchschlupf, aber ihr rechtes Bein war irgendwo eingeklemmt.
    »Hardo«, rief sie.
    »Was ist?«
    »Ich stecke fest.« In ihrem Entsetzen sah sie sich hier drin sterben. Unterkühlt zusammensinken und in dem Dreckwasser ertrinken. Der Kommissar würde ihr nicht helfen können. Er passte nicht rein. »Ich stecke fest, Hardo.«
    »Ganz ruhig«, kam es von Hardo. Wieder klang seine Stimme tief und weich, wie vorhin, als er mit Grit gesprochen hatte. »Wo genau ist das Problem.«
    Problem. Der hatte gut reden, er hatte allenfalls nasse Füße. Katinka war mittlerweile völlig durchnässt. In ihrer Angst machte sie ein paar wilde Bewegungen. Das Wasser spritzte auf. »Mein rechter Fuß«, flüsterte sie, »sitzt irgendwo fest.«
    »Bewegen Sie Ihr Bein ganz langsam«, ordnete Hardo an. »Ganz langsam.«
    Katinka gehorchte. Sie versuchte es, befehligte Bein und Fuß, als handele es sich um ein hochkompliziertes mechanisches Gerät.
    »Drehen Sie das Bein ein wenig nach rechts, dann nach links. Tun Sie sich nicht weh dabei.«
    Katinka befolgte seine Anweisungen. Sie spürte etwas Scharfes an ihrer Wade. Langsam rutschte das Bein zur Seite.
    »O.k. Ich glaube, es geht was«, rief sie.
    »Weitermachen. Immer ganz vorsichtig.«
    Hardo schob seine Hand durch den Spalt. Katinka griff danach. Sie war warm und fest und schloss sich um ihre eiskalten Finger.
    »Geht’s?«
    »Schon«, flüsterte Katinka bibbernd. Ihre Bewegungen kamen ruckartig, und es nützte nichts, sich dagegen zu sperren. Der Schmerz in dem anderen Fuß setzte wieder ein. Ich muss sofort noch eine Tablette nehmen, dachte sie. Wenn ich nur endlich hier rauskomme. Rauskomme, rauskomme, rauskomme, hallte es in ihrem Kopf.
    Sie zog mit aller Kraft. Mit einem unerwarteten R atsch war das Bein frei. Katinka verlor das Gleichgewicht und stürzte beinahe hin. Hardos Hand zerdrückte fast ihre Finger.
    »Was tun Sie da, verdammt!«
    »Schon o.k.«, flüsterte sie. »Helfen Sie mir raus, Hardo, schnell, schnell.«
    »Gleich sind Sie draußen«, sagte Hardo. »Strecken Sie die Arme raus.«
    Katinka tat, was er sagte. Sie schob Schultern und Oberkörper nach. Er packte sie und zog sie durch den Spalt. Sie stöhnte vor Schmerz, als ihre Hüftknochen über die harten Fliesen schrammten. Wie ein Sack rutschte Katinka auf seiner Seite herunter. Sie fühlte sich schwach und leer und wie von Nebel umgeben.
    »Los. Kommen Sie. Nichts da. Nicht zusammenklappen.«
    Er stopfte sich den Schuh in seinen Hosenbund und zog Katinka hoch.
    »Mir ist kalt kalt kalt«, sagte Katinka.
    »Erstaunlich«, sagte Uttenreuther. »Bewegen Sie sich.«
    Katinka versuchte ein paar Schritte. Der Schmerz im Knöchel sagte ihr, dass die Übertragungsleitungen in ihrem Körper noch funktionierten. Hardo half ihr aus dem Becken und kletterte ihr nach. Energisch stieß er sie über das Hassebergsche Grundstück, ohne auf die gleißenden Lichtstrahler zu achten, und schloss den Wagen auf.
    »Rein mit Ihnen«, sagte er. »Ziehen Sie sich das nasse Zeug aus. Ich schaue nicht hin.« Er tauchte in den Kofferraum und warf Katinka eine Decke zu. Der Schuh landete auf dem Beifahrersitz. Katinka kroch auf die Rückbank. Sie beugte sich vor. Schuhgröße 40. Die bunte Musterung an der Ferse war schmierig vom Schmutzwasser.
    »Das ist das Modell«, sagte sie zu Hardo, der den Motor anließ. »Diese Turnschuhe hat Grit getragen, als ich sie zum ersten Mal in ihrer Wohnung besucht habe.«
    »Gut«, sagte Hardo. »Gut. Klasse gemacht, Palfy.«
    Katinka lehnte sich zurück. Als sie die Decke um

Weitere Kostenlose Bücher