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Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Titel: Frau an Bord (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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damit gemeint?“
    „So kann man sich in einem Menschen täuschen, nicht wahr?“ Er lachte leise. „Bislang war ich ernsthaft der Meinung, er würde sich mit Frauen nicht sonderlich gut auskennen.“
    „Aber der große Clausing dagegen schon?“
    „ So ist es.“
    „Und wo ist dann eine Frau Clausing? Eine Frau, die daheim voll Sehnsucht auf ihren Gatten wartet, die ein Haus mit ihm bauen und gemeinsame Kinder aufziehen will? Wo ist die Frau, die unseren Kapitän trotz seiner Macken liebt?“
    Susannes spitze Worte trafen ihn tiefer, als er erwartet hatte. Düster starrte er sie an und für einen Augenblick sah sie ihn so, wie er ohne seine vielen Mauern war, einsam und verletzt und voll verzweifelter Sehnsucht nach Nähe und einem Zuhause. Er senkte den Blick und fuhr sich mit den Fingern durch das schwarze Haar.
    Es gab niemanden. Für einen wie ihn würde es nie jemanden geben, der ihn uneigennützig und einzig um seiner selbst willen liebte. Im Gegensatz zu seinem Freund war er in der Lage, seine genealogische Herkunft über Jahrhunderte zurückzuverfolgen. Sein Name konnte eine Vergangenheit vorweisen, mit welcher er zu Recht hätte angeben können – und die ihm dennoch wie eine Eisenkugel am Bein hing und so gut wie keinen Raum für freie Entscheidungen ließ. Und was nutzte ihm sein beruflicher Erfolg, wenn er niemanden hatte, mit dem er ihn teilen konnte?
    „Es geht hier nicht um mich“, erwiderte er tonlos. „Du wolltest mit mir über Ossi reden und diesem Wunsch kann ich mich uneingeschränkt anschließen. Obwohl wir Freunde sind, sehen wir uns bloß selten, zuletzt kurz nach dem Untergang eures Schiffes. Da habe ich ihn im Krankenhaus besucht. Als ich ihm jetzt wieder begegnet bin, war ich erschrocken über die Veränderung, die er in der Zwischenzeit durchgemacht hat. Sei ehrlich, ist dir nicht ebenfalls aufgefallen, wie grau er in dem einen Jahr geworden ist, wie abgemagert? Susanne, Ossi ist krank, ernsthaft krank, wie ich sogar befürchte. Und er will es nicht wahrhaben, markiert wie immer den Unbesiegbaren, den starken Max, unverbesserlicher Dickschädel, der er ist. Er muss …“
    „Absteigen. Ich weiß.“
    „Er muss sich endlich gründlich untersuchen lassen. Im Krankenhaus haben sie damals lediglich seine inneren Verletzungen behandeln können, weil dieser störrische Kerl gegen den ausdrücklichen Rat der Ärzte aufgestanden und zur Tür hinaus spaziert ist, als sei nichts gewesen. Keiner weiß, welcher Teufel ihn geritten hat, als er sich aus dem Staub machte, sobald er wieder einigermaßen aufrecht stehen konnte, ohne einen Ton darüber zu verlieren, wohin er ging.“
    „Er hat mich gesucht.“
    Natürlich hatte er Ossi damals für vollkommen verrückt erklärt. Inzwischen freilich, während er seinen sehnsuchtsvollen Blick langsam über die Funkerin wandern ließ, verstand er die Eile, mit der sein Freund das Krankenbett verlassen hatte. Ossi wäre ein noch größerer Narr gewesen, hätte er nicht versucht, diese wunderbare Frau wiederzufinden.
    „Mag er auch äußerlich fit sein, seine Psyche scheint mir total zerrüttet. Mehr als je zuvor. Im Übrigen glaube ich nicht, dass seine chronischen Schmerzen organische Ursachen haben.“
    „Adrian hat mir zwar erzählt, welch ein Ass sein Freund als Nautiker ist, dass der sich sogar mit Innerer Medizin auskennt, dürfte allerdings auch ihm neu sein.“ Sie gab sich keine Mühe, den Zynismus in ihren Worten zu unterdrücken.
    Chronische Schmerzen? Ging es ihm allen Ernstes so schlecht? Adrian hatte nichts davon erwähnt oder sich etwas anmerken lassen. Weil er nicht mit ihr darüber reden wollte! Weil sie ihm gleichgültig war?
    „Sehr beein druckende Vorstellung, Clausing!“, zollte sie ihm Beifall und verzog angewidert das Gesicht. „Kann es aber nicht auch ganz anders sein? Vielleicht will der unumstrittene Herrscher über dieses Schiff seinen ungehorsamen Koch loswerden und redet ihm deswegen irgendwelche ominösen Krankheiten ein? Ich schwöre, wenn Adrian absteigen muss, werde ich ebenfalls diesen Kahn verlassen.“
    Besänf tigend hob er die Hände und seine frappierend blauen Augen baten eindringlicher, als es Worte vermocht hätten: „Bleib hier.“
    Und wenn sie ihm Unrecht tat? War er aufrichtig besorgt um seinen Freund, war es zweifellos von Vorteil, mit seiner Unterstützung rechnen zu können. Er kannte Adrian besser als jeder andere und würde möglicherweise eine nicht zu unterschätzende Hilfe sein. Spielte sie

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