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Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Titel: Frau an Bord (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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aufhören , Sissi?“
    Aufhören mit Lästern war für die Stewardess ein Fremdwort. Nach einem weiteren, tiefen Zug aus ihrer Zigarette wandte sie sich wieder an Suse: „Dieser fantastische Körper sollte dir eigentlich jede Frage nach seiner liebsten Freizeitbeschäftigung beantworten. Den verdankt er nämlich weder dem Stemmen von Bierkrügen, noch dem von … Autsch! Oller Spielverderber“, beschwerte sie sich und rieb sich das Schienbein. „Dann erzähl ihr halt selber, dass du dich jede freie Minute im Fitnessraum rumdrückst. Wenn du nicht gerade in einem der hundert Bücher schmökerst, die du auf jede Reise mitschleppst.“
    „Warum sollte sie das interessieren?“
    „Ihr habt einen Fitnessraum an Bord?“, klinkte sich Suse ein, die das derart brennend interessierte, dass sich ihre Lauscherchen sichtbar aufrichteten und ihre Augen zu leuchten begannen, als sie Adrian mit nacktem, schweißglänzendem Oberkörper und in Boxershorts vor sich sah, wie er auf einer Hantelbank lag und Gewichte stemmte.
    „Ein winziges Schapp neben dem Fotolabor , mehr ist es nicht. Und es passen bloß deswegen drei Geräte in den Raum, weil aus Sicherheitsgründen höchstens zwei Männer gleichzeitig trainieren dürfen.“
    „Und was ist mit Frauen?“
    „Was … was sollte mit … Du kannst selbstverständlich genauso …“
    „ Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass nicht nur du, sondern ebenfalls unser Köchlein seine Kammer auf dem Hauptdeck räumen musste, um diesen Sesselpupsern von der Reederei und den Passagieren Platz zu machen? Ähm, was ich sagen wollte … er wohnt hier gleich um die Ecke.“ Simone zwinkerte Suse auffordernd zu.
    In Ossis Kopf schlug eine Alarmglocke an. Der mühsam beherrschte Verdruss, der aus seinen braunen Augen sprach, hatte inzwischen ein gefährliches Ausmaß angenommen. Noch ein Wort und er würde der Stewardess den Hals umdrehen. Oder wenigs tens die Freundschaft kündigen! Was war bloß in sie gefahren?!
    Simones Aufmerksamkeit waren die Sturmwolken über seiner Stirn nicht entgangen. Mit einer entschuldigenden Geste hob sie die Hände und hielt es für klüger, zunächst das Thema zu wechseln.
    Aber nicht , ohne vorher belustigt die Augen zu verdrehen.
    „Habt ihr euch die beiden mitreisenden Ehefrauen schon mal genauer ange guckt? Ich war heute Vormittag oben in den Kammern zum Rein-Schiff-Machen. Mann-oh-Mann, ich sage euch … lieber nichts.“ Die Stewardess verzog angewidert das Gesicht. „Diese Geldsäcke stehen einem ständig im Weg, stellen schwachsinnige Fragen und haben in einer Tour Sonderwünsche. Die halten uns für Animateure in einer Clubanlage!“
    Plötzlich wedelte sie aufgeregt mit den Armen und winkte jemandem auf dem Gang zu, während sie loskreischte: „He, Locke! Hast du dich verlaufen?“
    Mit breitem Grinsen steckte der Matrose seinen Kopf durch das offene Schott. „Salve, Volk! Ist es gestattet?“
    Nachdem er eine angebrochene Flasche Kümmel zwischen die Gläser, Flaschen und Büchsen gestellt hatte (womit sich seine Frage schon von selbst beantwortet hatte), ließ er sich auf den Hocker unter dem Bulleye sinken und streckte die langen Beine unter der Back aus.
    Suse grüßte mit gezwungenem Lächeln. Sie erinnerte sich widerwillig an die unzweideutigen Blicke, die er ihr mehr als einmal zugeworfen hatte, wenn sie sich zufällig beim Essen oder auf dem Gang begegnet waren.
    „Locke, was? Ist das nicht ein klitzekleines bisschen übertrie ben?“, monierte sie und beugte sich über die Back, um André Gaubert über die millimeterkurzen, borstigen Haare zu streichen.
    „Du hast das bedauernswerte Opfer einer Äquatortaufe vor dir“, schnaufte er kummervoll. „Mein güldenes Haar war mindestens so lang wie das deine, bevor es unter Neptuns unerbittlichem Messer fallen musste.“ Blitzschnell hatte André ihr Handgelenk gepackt und ihre Finger an seine mindestens ebenso stachlige, weil seit Tagen unrasierte Wange gelegt.
    Unangenehm berührt zog Sus e ihre Hand zurück. „Ich stehe nicht auf Igel, wenngleich man sich zuweilen in ihnen irrt.“
    Locke lehnte sich an die Wand zurück und verschränkte die Arme im Nacken. Selbstgefällig blickte er in das ernste Gesicht des Kochs, der aufmerksam diese Szene beobachtet hatte, und von ihm wieder zu Suse. Holzauge sei wachsam, daher also weht der Wind. Von wegen unscheinbares Köchlein. Wenn wir uns mal nicht alle in dem Jungen getäuscht haben. Aber so nicht, ganz bestimmt nicht! Es wäre doch

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