Frau an Bord (Das Kleeblatt)
Schwangerschaftstest!
S ie hatte die Prozedur heute Morgen durchziehen wollen. Aber wieso hatte sie ihn dann unter das Kopfkissen gelegt? Bereits nach dem Aufstehen war ihr ziemlich übel gewesen, fiel ihr wieder ein, sodass sie letztlich froh war, es irgendwie in ihre Klamotten geschafft und sich auf beiden Beinen bis in das Funkschapp gequält zu haben. Auf ein Frühstück hatte sie verzichtet und sich dabei gedacht, später immer noch bei Adrian in der Kombüse vorbeischauen und sich ein Stück trockenes Brot holen zu können.
Allein der Gedanke an Essen ließ sie erneut schlucken. Und in genau dieser Sekunde wurde ihr bewusst, dass die Übelkeit vom Morgen keinerlei Ähnlichkeit mit der Seekrankheit hatte, die sie jetzt umklammert hielt. Sie musste endlich Adrian von ihren Vermutungen, Befürchtungen – oder Hoffnungen? – erzählen.
Wieder hob sich Suses leerer Magen. Stöhnend fiel sie auf das Kissen zurück. Nein, der Schwangerschaftstest hatte genauso Zeit bis morgen wie das Gespräch mit Adrian darüber. Er würde es nicht krummnehmen, wenn sie heute Abend nicht auf ihn wartete.
Aber … sie war … so müde. Morgen. Ganz bestimmt.
Doch nichts hatte mehr Zeit in dieser Nacht.
Und nicht einmal Suses Träume und Seifenblasen ließen sich bis zum nächsten Morgen retten.
1 3. Kapitel
Das gleichmäßige Rollen des Schiffes hatte Suse in einen flachen Schlaf gewiegt. So bemerkte sie nicht, dass Adrian nur Minuten später ihre Kammer betrat.
N ach dem abendlichen Reinschiffmachen der Kombüse hatte er zunächst eine Weile mit den wachfreien Männern im Clubraum gesessen und zum hundertsten Mal „Lady Shatterley“ gesehen. Aber wozu brauchte er einen solch billigen Ersatz, wenn er seine wunderschöne, kleine Sanni hatte? sinnierte er schmunzelnd, als er schon bald gelangweilt von den Bildern und den immer gleichen, zotigen Kommentaren der Seeleute die Flucht ergriff. Auf dem Weg zum Zwischendeck war ihm der Funkoffizier begegnet, der ihm augenzwinkernd von Suses angeschlagenem Zustand erzählt und gleichzeitig ihr Durchhaltevermögen gelobt hatte.
Dass sie tatsächlich schon schlief, hatte er nicht erwartet.
Adrian ließ sich vor ihrer Koje auf ein Knie nieder. Wenngleich ihre vom Schlaf sanft gerötete Haut und die unter die Wange gelegte Hand sie wie ein kleines Mädchen aussehen ließen, erinnerte ihn das Heben und Senken ihrer Brüste daran, dass sie kein Kind mehr war. Seine Frau.
Noch immer erschien es ihm wie ein Wunder, ihr begegnet zu sein. Ein unbeschreibliches Glücksgefühl erfasste ihn, sooft er sich bewusst machte, dass er, ausgerechnet er es war, dem sie ihre Zuneigung schenkte. Selten hatte er sich so lebendig gefühlt wie während der letzten Wochen, und obwohl er sich zunächst die größte Mühe gegeben hatte, sich nichts anmerken zu lassen, war den anderen längst aufgefallen, was mit ihm los war. Zur endlosen Erheiterung der Mannschaft lief er in Sannis Gegenwart – und sobald ihn jemand dabei beobachtete – knallrot an und begann zu stammeln wie ein Vierzehnjähriger. Einige Male hatte er sich sogar dabei ertappt, wie er vergnügt vor sich hin gepfiffen hatte. Und wenn er sich im Spiegel betrachtete, bemerkte er einen verdächtig seligen Ausdruck auf seinem Gesicht.
Er nahm ihre kleine Hand und legte sie behutsam an sein Herz. Es gehörte ihr.
Doch was, wenn seine Träume seinen Blick für die Realität trübten? Wenn sie sein Herz gar nicht haben wollte, mit ihm lediglich spielte und sich vergnügte, solange sie hier an Bord war. Was würde sein, wenn einer von ihnen auf ein anderes Schiff abkommandiert wurde? Würde sie so schnell, wie sie sich für ihn entschieden hatte, mit einem anderen anbandeln? War er etwa gerade dabei, sich zum Narren zu machen? Hatte sie ihm nicht erst heute wieder vorgehalten, sie würde ihn nicht verstehen?
Sie kannten sich erst wenige Wochen, nichtsdestotrotz war er überzeugt, dass es dieses Mal für immer sein würde. Wie hatte sie es bloß geschafft, sich in so kurzer Zeit so tief in sein Herz zu schleichen? Fühlte sie genau wie er? Sie hatte von Anfang an die aktive Rolle in ihrer Beziehung übernommen, aber sie hatte ihm bislang nicht gesagt, was sie für ihn empfand. War sie so ehrlich, ihn lieber mit der Wahrheit zu verletzen, als mit einer Lüge zu beschwichtigen? Dennoch war er überzeugt, dass sie sich etwas aus ihm machte. Möglicherweise …
Möglicherweise liebte sie ihn. Er fürchtete sich beinahe davor, dies zu
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