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Frau Bengtsson geht zum Teufel

Frau Bengtsson geht zum Teufel

Titel: Frau Bengtsson geht zum Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline L. Jensen
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Stellen, an denen Gott nichts als ein machtgeiles, aufgeblasenes Arschloch war. Das war ihm unbegreiflich!
    Und warum sahen sie nicht, dass er selbst nur ihr Bestes wollte? Wenn es nach ihm ginge, wären sie nicht Diener, sondern würden selbst über ihr Leben bestimmen und tun, was ihnen gefiel, ohne dafür gleich bestraft oder ausgestoßen zu werden. Aber nein, in diesem Buch war er nur eine Schlange, ein Verführer und Verleumder. Er schnaubte. Befreier wäre das richtige Wort. Angewidert drehte er den gelbgefiederten Kopf zur Seite und kotzte erneut.

    Während er dem Gespräch der Bengtssons weiter lauschte, wurden ihm drei Dinge klar:
    1 . Kanarienvogel zu sein war beschissen, besonders wenn der Wind wehte und man sich krampfhaft auf einer glatten Fensterbank festklammern musste. Der Wind war plötzlich so stark, dass er erschrak und Gottes Atem darin vermutete; war er ihm auf die Schliche gekommen? Aber es war nur gewöhnlicher Wind.
    2 . Frau Bengtsson war diejenige, die er suchte. Sie sprach entrückt über dieses Buch und dass sie so wenig darüber wusste. Ihr Mann hmmmte kurze Antworten. Auch die Hintergründe erfuhr Satan, als die Frau ihrem Mann den Anlass ihres neuen Interesses an der Bibel erklärte. Sie war nämlich vor ein paar Tagen gestorben.
    Aha, dachte der Teufel. Gott hat eingegriffen? Warum das? Und
    3 . Als das junge Fräulein Karlsson zur Sprache kam (Theologiestudentin – würg!) und die Bengtsson erklärte, dass sie das Mädchen um Anleitung zur Bibellektüre bitten wolle, da schwoll der Vogel vor dem Fenster auf die Größe eines Wasserballs an. Er war so stolz auf das poetisch-humoristische Element seines Planes, dass er vergaß, wie klein der Körper war, den er eingenommen hatte. Er konnte sich nicht zurückhalten, und das wurde dem Vögelchen schließlich zum Verhängnis.
    Der Kanarienvogel schwoll und schwoll, als Satan im Freudenrausch seine eigentliche Größe annahm. Aus dem Wasserball wurde ein Ballon. Das Federkleid wurde licht, nackte Kanarienhaut kam zum Vorschein, feuerrot von der Anstrengung, durchzogen von geplatzten Adern, und schließlich … Nein, es lässt sich nicht beschönigen. Am Ende platzte der kleine Vogel wie Popcorn. Die Eheleute drehten erschrocken die Köpfe zum Fenster, aber sie konnten nicht mehr erkennen, was da gegen ihr Fenster geflogen war. Es war ein einziger Brei aus Fleisch, Eingeweiden und Federn.
    »Was für ein Knall!«, sagte Herr Bengtsson.
    Und Satan hatte seine kleine, gelbe Hülle verloren. Aber das machte nichts. Überhaupt nichts. Ihm war klar, dass er eine andere Gestalt annehmen musste.
    Er musste unbedingt in Rakel fahren.
    Frau Bengtsson starrte verdutzt auf die Schweinerei am Küchenfenster.
    Herr Bengtsson ging in die Garage, um Gummihandschuhe und einen Eimer zu holen.
    Herr Rubin kauerte immer noch auf dem Balkon, in der Hoffnung, das teuflische Vieh einzufangen, das ihm den Nachmittag verdorben hatte.
    Rakel kochte Mittagessen.
    Satan flog über die Straße, um in sie zu fahren.
    Und Gott buk Zimtkringel.

11
    Z u den Sonntagen der Bengtssons gehörte traditionell ein spätes und üppiges Abendessen, oft Braten, gefolgt von der innenpolitischen Reportage, bei der Herr Bengtsson bald einschlief, satt, wie er war. So auch an diesem Sonntag.
    Im Normalfall ließ seine Frau ihn ungefähr eine Stunde auf dem Sofa schlafen, bevor sie ihn zärtlich weckte, damit er ins Bett umziehen konnte. Just an diesem Sonntag dauerte sein Schläfchen ganze drei Stunden.
    In der ersten Stunde schaute sich Frau Bengtsson geistesabwesend die Reportage an, aber der wohlbekannte Drang, den sie immer dann verspürte, wenn sie ein neues Projekt gefunden hatte und neue Dinge lernen wollte, ließ sie das einschläfernde Gerede vergessen. Stattdessen vertiefte sie sich in das erste Buch Mose.
    Nach zwei Stunden war die Frage,
ob
sie glaubte, immer unwichtiger geworden – das hatte sie längst beschlossen. Vielmehr wollte sie herausfinden,
wie
sie glaubte, aber auch diese Frage trat bald in den Hintergrund.
    In den besagten zwei Stunden der Lektüre arbeitete sie die gesamte Schöpfungsgeschichte, die Vertreibung aus dem Paradies, die Sintflut, Abraham – der Arme! – und die Geschichte Lots bis zur Zerstörung Sodoms durch und wurde dabei immer entsetzter, ja, sogar ein wenig wütend.
    An der Stelle, an der die arme Frau Lot sich umdrehte und zur Salzsäule erstarrte – welch ein Übergriff auf ihren freien Willen! –, gab der Herr des Hauses ein lautes

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