Frau Bengtsson geht zum Teufel
der Engel im Himmel, wann immer eines von Gottes Geschöpfen zum ersten Mal seinen Glauben fühlte und erkannte. Es war jedes Mal ein orgiastisches Erlebnis, das alle Bewohner des Himmelreiches mitriss und ihre drei Flügelpaare zittern ließ. Durch ihre Engelsherzen wurde dieses Erlebnis zum kollektiven Rausch.
Freilich war Satans Engelsherz stark geschrumpft, aber trotzdem spürte er auch diesmal die Schwingungen im Inneren. Er verzog das Gesicht vor Ekel.
Gott war gerade sehr beschäftigt.
Er buk ein paar seltsame Zimtkringel, die in fertigem Zustand der heiligen Teresa von Ávila ähneln sollten. Die meisten von ihnen würden in Südamerika oder Südeuropa landen und dort für Massengebete und Schlagzeilen sorgen. Es war eine kleine Hommage an eine seiner treuesten Dienerinnen. Teresas merkwürdige Besessenheit vom Leid als dem einzigen Weg zu Gott hatte er ihr ausgeredet, sobald sie sich zu den himmlischen Scharen gesellt hatte.
Der Gedanke an Teresa stimmte ihn froh, und ein Lächeln trat auf Gottes Lippen, während er den Teig knetete. Er war so vertieft, dass er Satans plötzliche Anspannung nicht bemerkte. Oder er ignorierte sie, weil sie zu seinem Plan für die kleine Hausfrau gehörte. Wie auch immer, er buk Zimtkringel.
Mehl auf der Nase hatte er auch.
Satan bemerkte trotz seines verschrumpelten Herzens, dass Gott buk. Oder zumindest, dass er nicht wie üblich reagierte.
Normalerweise folgte auf die Freude der Engel über eine gewonnene Seele ein lautes, herzliches Lachen. Das hemmungslose Lachen des Herrn, der sich unbändig freute, wenn ein Mensch ihn aus freiem Willen und bewusst anerkannte.
Diesmal aber hörte der Teufel nichts.
Wie immer, wenn sein Engelsherz zitterte, zuckte Satan zusammen und verkrampfte sich in Erwartung großer Schmerzen. Gottes Lachen verursachte ihm nämlich schlimme Kopfschmerzen. Aber diesmal blieb es aus, und das wunderte alle Engel und auch ihn. Warum grölte Gott nicht vor Freude über die gewonnene Seele? Irgendetwas stimmte hier nicht. Ein Tuscheln ging durchs Himmelreich, das bis zu dem Wanderer drang.
Er spürte die Unruhe dort oben, und sie war Musik in seinen Ohren. Er beschloss, sich ein weiteres Mal auf die Reise zu begeben.
Die Flammenbrücke zwischen der Hölle und unserer Welt bestand seit seiner ersten Reise, und ab und zu benutzte er sie. Heute war ein solcher Tag.
Der rebellische Engel entfaltete seine sechs Flügel und hob ab. Er wollte wissen, was das für eine Seele war, die Gott nicht zum Lachen brachte.
Satan flog in die Fröjdgata.
10
E r war fröhlich, knallgelb und flauschig. Igitt. Wie ekelhaft.
Er saß auf einem Ast und sang ein Lied auf die Schöpfung, widerlich süß und fröhlich. Kleine orangefarbene Krallen umklammerten den Zweig, der Schnabel war in den Himmel gereckt, und die runden Äuglein strahlten vor Freude über alles, was er bejubelte. Bäh!
Der Böse wäre lieber in ein passenderes Tier gefahren, als er in die Fröjdgata kam. Meistens benutzte er Katzen, die ihn immer willkommen hießen, aber dieser hässliche Kanarienvogel, der wohl irgendwo ausgebrochen war, störte ihn so sehr, dass er ihn als Umweg in eine Katze benutzte. Er lachte in sich hinein, als er sich dem kleinen Federknäuel näherte.
Ein Außenstehender hätte gesagt, dass der Kanarienvogel ganz plötzlich verstummte.
Dass er für eine Millisekunde verwundert die Augen aufsperrte und zu einem abstrusen Format anschwoll, bevor er das Gefieder schüttelte, wieder auf Normalgröße schrumpfte und sich verwirrt umsah.
Ein genauer Beobachter hätte auch die Veränderung in den Augen des Vogels bemerkt, deren Pupillen plötzlich vertikal waren. Der Kanarienvogel sah nun mit Schlangenaugen und lachte höhnisch, soweit man mit einem Schnabel lachen kann.
Ein musikalischer Passant hätte wohl auch aufgehorcht, als der Vogel wieder zu trillern begann. Wie kein anderer seiner Art sang er plötzlich des Teufels liebste Begleitmusik, wenn er in einen Körper fuhr. Wer will da noch behaupten, Satan habe keinen Sinn für Humor? Zum ersten Mal auf Erden hörte man einen Kanarienvogel Iron Maidens
Number of the Beast
trillern.
Das Gitarrensolo zwitschernd, breitete der Dämonenvogel die kleinen gelben Flügel aus und flog eine Runde über die Fröjdgata, um die Seele zu finden, die ihren Glauben gefunden hatte, ohne dass Gott sich freute.
Unter ihm spazierte Rakel nach Hause. Ihr Kreuz glitzerte in der Sonne und blendete den Vogel. Beinahe wäre Satan vom Himmel
Weitere Kostenlose Bücher