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Frau Bengtsson geht zum Teufel

Frau Bengtsson geht zum Teufel

Titel: Frau Bengtsson geht zum Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline L. Jensen
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gefallen – das wollte er keinesfalls noch einmal durchmachen. Dies konnte nicht die Person sein, nach der er suchte. Sie war bereits in den schwülstigen Lügen des Christentums verloren. Der Vogel schüttelte sich entsetzt, so dass er zwei Federn verlor. Erleichtert flog er weiter zum nächsten Haus.
    Auf dem Balkon saß Herr Rubin in einem morschen Sessel, trank selbstgemachte Limonade und las mit gerunzelter Stirn die Zeitung. Er knabberte konzentriert an seiner Oberlippe. Der Satansvogel flog eine Kurve und landete wenige Meter vor ihm auf dem Geländer. Musterte ihn.
    »Ja, hallo, kleines Geschöpf«, sagte Herr Rubin, als er das gelbe Federvieh sah. »Du siehst hungrig aus.«
    Nach deiner Seele, ja, dachte der Kanarienvogel und zwitscherte noch ein paar Takte Heavy Metal.
    »Wie schön du singst«, sagte der nichtsahnende Onkel und warf dem Vogel ein paar Krümel seines Sonntagsfrühstücks hin.
    Satan hüpfte anmutig zu den Krümeln und pickte sie auf, während er den Alten anschielte. War dieser Greis etwa die Ursache der ganzen Aufregung?
    Herr Rubin nahm ein paar Krümel, streckte die Hand aus und lockte. Wir können uns vorstellen, wie erschrocken er war, als der liebe, kleine Piepmatz mit einem Satz über den Balkon stürzte, auf seiner Hand landete und pickte. Fest.
    »Nicht so fest«, lachte der Alte gequält und versuchte den Vogel abzuschütteln. Aber die kleinen Krallen hatten sich fest in seine Handflächen gebohrt.
    »Was zum Teufel …«, schrie Herr Rubin und fuchtelte wild herum.
    Ja, genau, dachte der Teufelsvogel, flog auf und umkreiste Herrn Rubins Kopf.
    Bevor er seines Weges flog, trillerte der kleine Vogel, so laut er konnte, die ersten Takte der
Carmina Burana,
ein Stück, das der Alte sofort erkannte, und dann entleerte Satan den Darm des Kanarienvogels auf Herrn Rubins Kopf.
    Herrn Rubin war schwindlig. Verwirrt und verärgert lief er ins Bad, um seine blutige Hand zu kühlen und die Vogelscheiße aus den Haaren zu waschen. Hatte er es sich eingebildet, oder hatte das Vieh Orff gesungen? Konnten Kanarienvögel Tollwut übertragen? Er wurde nervös und rief das Krankenhaus an, wo man köstlich über seine Geschichte lachte und ihm versicherte, dass dies nicht der Fall sei. Aber vielleicht sollte er sich heute nicht mehr der Sonne aussetzen? In seinem Alter konnte einem die Hitze leicht einen Streich spielen.
    Herr Rubin fluchte und legte auf. Den Rest des Tages kauerte er mit einem Kescher in der Hand vor seiner Balkontür.

    In einem anderen Garten schob ein Mann mit nacktem Oberkörper einen gelben Rasenmäher vor sich her.
    Wie hässlich und schwach die Menschen im Vergleich zu seinem Geschlecht waren, und doch liebte Gott sie so sehr, dass er ihnen sogar die freie Wahl ließ, ob sie seine Liebe erwidern wollten oder nicht! Pah! Im Himmel herrschte er ganz anders. Dort reichte der kleinste Zweifel, der bescheidenste Wunsch nach Selbstbestimmung, und patsch, schon erschuf Gott eine Hölle und stürzte sie hinein. Bloß weil sie nicht den lieben langen Tag um seinen Thron herumsitzen und Halleluja singen wollten. Hätte er sich nicht gerade erst entleert, so hätte Satan auch auf Herrn Bengtsson geschissen. Lächerliche Vogelhülle, nicht einmal das konnte sie. Vor lauter Ärger riss sich der Kanarienvogel ein paar Federn aus der Brust. Scheißkörper.
    Moment mal!
    Der Mann dort unten sprach mit jemandem.
    Satan kreiste ein paarmal um das Haus, landete ziemlich ungraziös (er rutschte aus) vor dem Küchenfenster des Ehepaars Bengtsson und spitzte die Ohren.
    »Liebling, was machst du?«
    Liiiiebling,
äffte der Piepmatz verächtlich nach und verdrehte die Augen.
    »Ich lese«, antwortete die Frau im Haus.
    Als Satan ihre Stimme hörte, überschlug sich sein Vogelengelsherz. Er hüpfte ein Stück zur Seite, um sie besser zu sehen, neigte den Kopf und vergaß für eine Weile, nicht süß auszusehen. Aber es hielt nicht lange.
    Frau Bengtsson saß am Küchentisch und rauchte. Sehr gut. Und neben ihr stand eine Tasse Kaffee. Super! Aber auf dem Tisch lag dieses verhasste Buch, aufgeschlagen auf der ersten Seite. Die Bibel.
    Der Kanarienvogel kotzte ans Fenster und war gezwungen, noch einmal zur Seite zu hüpfen. Die abscheuliche Kreatur saß tatsächlich da und las diese verfluchte Propagandaschrift. Alles Lüge!
    Könnten die Menschen die Bibel nur mit seinen Augen lesen, dann würden sie erkennen, welchen Tyrannen sie anbeteten. Sie lasen und lasen und übersahen einfach die vielen

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