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Frau Edelweiß und der Nato-Gipfel: Ein Schulkrimi - Der erste Fall von Frau Edelweiß (German Edition)

Frau Edelweiß und der Nato-Gipfel: Ein Schulkrimi - Der erste Fall von Frau Edelweiß (German Edition)

Titel: Frau Edelweiß und der Nato-Gipfel: Ein Schulkrimi - Der erste Fall von Frau Edelweiß (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Edelweiß
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Eltern waren mit ihren Erziehungsmethoden einverstanden. Es gab Eltern, die sich bei Herrn Radeck darüber beschwert hatten, dass sie z.B. alle Kinder per Handschlag verabschiedete. Das könne man doch kaum von einem Kind verlangen. Außerdem käme es der Maren merkwürdig vor, die Lehrerin noch so altmodisch zu verabschieden. Sie müssten ihr dabei auch in die Augen schauen, das empfänden sie als übergriffiges Erziehungsgebaren. Frau Edelweiß fand es natürlich gar nicht übergriffig sondern normal, dass Kinder wussten, wie man sich zu benehmen hatte. Vielleicht war wirklich unbemerkt der Zeitgeist an ihr vorübergezogen. Anderen Hilfe zu leisten war in ihren Augen normal. In der Pause würde sie das Problem mit dem Kartenständer beheben. Sie dachte erst an den Hausmeister, der hatte aber schon so viel zu tun. Sie würde einfach einen anderen Ständer aus dem Materialraum holen. Die Zeit ging schnell vorbei. Die zweite große Hofpause machte sich durch lautes Schülergeschrei bemerkbar. Frau Edelweiß ging in das Erdgeschoss, um den Kartenständer auszutauschen. Sie betrat ein kleines muffiges Zimmer mit Blick nach Norden. Obwohl es draußen warm war, war dieses Zimmer eiskalt. Von den hellen Frühlingsstrahlen kam nur ein grauer Dunstschleier durch das Materialgewirr. Sie zog einen Ständer aus der letzten Ecke hervor. Er war ziemlich schwer. Sie probierte den Mechanismus. Er klemmte ebenfalls. Bei dem Versuch den Kartenständer aus dem Zimmer zu tragen, besann sie sich eines Besseren. „Ich trage doch nicht dieses sauschwere Ding durch das ganze Schulhaus, zwei Stockwerke hoch, nur damit die Wimmer ein paar Karten zeigen kann, nee. Da gehe ich lieber noch mal oben schauen.“ Im obersten Geschoss gab es außer den 5 Klassenzimmern noch eine ehemalige Hausmeisterwohnung, die jetzt für die Schulkindbetreuung genutzt wurde. Daneben, in der Dachschräge, gab es zwei kleine Abstellkammern, die den Lehrbüchern vorbehalten war. Dahin verirrten sich manchmal auch andere Materialien. Außerdem gab es noch ein winziges Kämmerchen für die Putzfrauen und ein sehr heruntergekommenes Stübchen mit winzigem Dachlicht, das eigentlich für Materialien genutzt wurde, die gar niemand mehr benötigte, die aber nicht weggeschmissen werden durften, da sie zum Inventar gehörten. Der Rausschmiss musste immer erst hochoffiziell genehmigt werden. Einige Kolleginnen hatten dort ihre eigenen Ordner untergestellt, um die Privatsphäre in ihren eigenen Wohnungen zu wahren. Es gab ganz versteckt einen Aufgang zum Dachboden. Frau Edelweiß selbst hatte diesen noch nie betreten, da alleine schon das Kämmerchen und die Staubschicht auf dem Weg zur Tür des Dachbodens so abstoßend waren, dass man nicht wissen wollte, wie es dort oben aussah. Man konnte sich die mit Spinnweben verhangenen, staubigen Dachbodenräume eines an die hundert Jahre alten Gemäuers gut ersparen. Sie schloss die Tür zur Kernzeitbetreuung auf und betrat den Gang, von dem aus man die verschiedenen Räumlichkeiten gelangen konnte. Der Raum, der auch zum Dachboden führte, schien keinen Kartenständer zu beherbergen. Ihr fiel auf, dass der Boden merkwürdig sauber erschien. Wer hatte denn hier geputzt? Waren das wieder ihre übereifrigen Kolleginnen, die nie genug kriegen konnten? Fürchteten sie um ihre alten Ordner? Sie selbst hatte dort ihre vielen leeren Umzugskisten gestapelt. Leider war sie von Radeck dazu gezwungen worden, ihr Klassenzimmer mit den ganzen Materialien zu räumen. Sie musste aus unerfindlichen Gründen umziehen. Das war eine seiner Methoden, mit denen er ihr sein Wohlwollen kundtat. Sie dachte gar nicht daran, die vielen Kartons, 30 an der Zahl, in ihrem Heim zu horten. „Wer weiß wie es nächstes Schuljahr aussieht. Davon lasse ich mich doch nicht unterkriegen.“ Auch in diesem Zimmer wurde sie nicht fündig. Also blieb noch der Lehrmittelraum. Der war normalerweise wesentlich sauberer, er hatte keine nackten rohen Wände, sondern war verputzt und hatte einen Linoleumboden. Die Luft darin war das einzige Manko. Sie war immer abgestanden und extrem staubig. Jedes Mal schnürte es ihr die Luft ab, wenn sie ihn betreten musste. Sie wunderte sich, als sie den Schlüssel in das Schloss steckte, denn die Tür war nicht verschlossen. Nicht alle normalen Schulschlüssel passten hier. Eigentlich hatte sie auch kein Anrecht darauf in diesen Raum zu gehen, aber es wurden dort schließlich keine Schätze gelagert, sondern nur ein paar muffige Bücher

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