Frau Edelweiß und der Nato-Gipfel: Ein Schulkrimi - Der erste Fall von Frau Edelweiß (German Edition)
diesem Kurs. Das Zahlenstrahlmaterial wollten sie doch unbedingt herstellen!“ „Also gut, sie sind wirklich nicht schlecht im Überzeugen. Ich gehe offiziell auch zu der Fortbildung heute, Sie sagen der Hermann und ihrem Tross, dass ich sowieso nicht da gewesen wäre.“ Er lächelte zaghaft. „Sagen wir mal so. Für die Schüler gehen sie offiziell zu den Lehrgängen. Für Frau Herrmann habe ich sie zwangsverpflichtet. Ich bin ehrlich zu Ihnen. Anders bekommen wir diese Furie nicht besänftigt.“ „Also gut, ich bin einverstanden. Ich muss mit denen jetzt nicht sprechen.“ „Ich halte Sie Ihnen vom Leib.“ Dann ging er aus dem Zimmer. Sie vernahm zustimmendes Murmeln. Frau Herrmann hörte sie sagen: „Sie wird jetzt sofort gehen.“ „Ja, sie packt ihre Sachen zusammen.“ Die Schritte verhallten im Gang. Frau Edelweiß packte ihre Tasche. Sie schrieb noch eine Notiz für die Vertretungslehrerin und wartete bis ihre Schüler von der Pause abgeholt wurden. Dann erklärte sie den Schülern, was sie von ihnen in den darauffolgenden Stunden und am nächsten Tage erwartete. Es war genug Material im Zimmer vorhanden. Die Schüler könnten sich ein ganzes Schuljahr lang mit dem Material beschäftigen, sie hoffte nur, dass ihre Kollegin das genauso sah und sie nicht mit Arbeitsblättern langweilen würde. Sie waren es nicht gewohnt, dass alle das Gleiche machten. Das ging auch nicht, denn die Schüler konnten und können nie immer alles gleich gut, der Trick besteht darin, dass jeder das vertieft, was er gut kann und das übt, was er noch nicht so gut kann. „Erzähle das mal den Kollegen“, seufzte sie in Gedanken. Egal, heute Nachmittag hatte sie die Möglichkeit auf Frau Dussek zu treffen. Sie war eine der Fortbildnerinnen. Sicherlich ergab sich eine Möglichkeit, sie auf den Ohrring anzusprechen. Allein deshalb würde sie heute Nachmittag dort hin gehen.
14
Seine Sorgen zermürbten ihn. Es war eine todsichere Sache gewesen. Er war sich so sicher gewesen. Es gab keinen Grund den Auftrag nicht perfekt ausführen zu können. Jetzt war weder Obama oder wenigstens ein anderer unwichtigerer Präsident tot, sondern nur so ein unbedeutender Schulleiter. Hatte er etwas von seinem Tun erfahren? Hatte er das Attentat verhindert und war ihm zum Opfer gefallen? Der Schulleiter als Märtyrer und niemand ahnt etwas davon. Nur wo war er dann? Er hatte alles überprüft. Von dem Konto war die Anzahlung nicht abgehoben worden. Es gab kein Lebenszeichen von ihm. Er beobachtete die Schule und die Umgebung jeden Tag. Gestern war er fast von einer Mutter enttarnt worden, die sich wütend auf ihn gestürzt hatte. „Was wollen sie hier, wieso starren sie die Kinder, die in die Schule gehen so an?“, fuhr sie ihn an. Dabei stand er gegenüber an einem Hauseingang und machte so, als filme er die Schule. Das taten unzählige andere Reporter auch. Die Mutter ließ sich nicht abwimmeln. Wie eine Löwin, die ihr Junges zu verteidigen hat, stellte sie ihn zu Rede. „Ich hole jetzt gleich die Polizei. Sie dürfen nicht einfach unsere Kinder filmen, das ist verboten.“ Ihm fiel nichts Besseres ein als zurückzukeifen: „Dann holen Sie sie doch, ich habe nichts zu verbergen.“ Gott sei Dank war seine Verkleidung heute recht ausgefallen, sie würde ihn in einer anderen Montur nicht wiedererkennen. Die Frau stapfte schnurstracks los und tatsächlich kam nach einiger Zeit eine Polizeistreife vorgefahren. Er konnte es aus einer sicheren Entfernung erkennen. Die waren alle so aufgeschreckt und sensibel. Nach diesem Nato – Gipfel, den Demonstranten und dem Tod des Schulleiters. Unschlüssig schlenderte er die Großherzog-Friedrichstraße entlang bis zur Passerelle. Jetzt war sie wieder für alle Menschen zugänglich. Die letzten Metallplatten wurden gerade aufgeladen, die den Untergrund des Promizeltes gebildet hatten. Das Rheinvorland sah ganz schön mitgenommen aus. Überall zeichneten sich im Gras Druckspuren der vielen Aufbauten ab. „Und dieser ganze Aufwand für einen Fototermin von 10 Minuten.“ Wenn er Steuern zahlen würde, er würde sich ganz schön über diese Verschwendung aufregen. Seine Blicke schweiften über die Dächer der angrenzenden Häuser. Vielleicht hatte er den Anschlag gar nicht von der deutschen Seite aus geplant? Das war immerhin eine Möglichkeit. Er blickte zum anderen Rheinufer. Dort war nur ein Park zu sehen. Die ersten Häuser waren zu weit weg, um sie richtig erkennen zu können. Nein, er war sich
Weitere Kostenlose Bücher