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Frau Holle ist tot

Frau Holle ist tot

Titel: Frau Holle ist tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Stark
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Minuten später saßen sie vor einer dampfenden
Schüssel Pasta am Küchentisch und schlangen die Nudeln in sich hinein. Nachdem
sie alles vertilgt und den Abwasch gemacht hatten, zündete Herbert sich und
Annika Zigaretten an und stellte eine Flasche Rotwein, eine Flasche Traubensaft
und drei Gläser auf den Tisch.
    »Heute Mittag hattest du ziemlich üblen Stress«,
begann er das Gespräch.
    »Und soll das jetzt so weitergehen?«, fragte Annika
giftig.
    »Mit dem Stress wird es ewig so weitergehen, wenn du
nicht für Klarheit sorgst, junge Frau. Leg die Karten auf den Tisch. Du weißt
etwas, und deswegen wirst du bedroht und verfolgt. Niemand wird dir glauben,
wenn du nicht sagst, worum es geht. Dann bleibst du für alle die kleine
Paranoikerin.«
    Wenn er was sagte, schien Herbert eine klare Ansprache
zu bevorzugen, dachte Marie.
    »Danke für das Verständnis«, schrie Annika und sprang
von ihrem Stuhl auf.
    »Du solltest einen neuen Anlauf nehmen und noch mal
mit meinem Sohn reden.«
    »Dem Bullen?«
    »Wenn es überhaupt gute Bullen gibt, dann ist er
einer.«
    Was man so nebenbei alles erfährt, sagte sich Marie.
Annika war mit dem Vater eines Bullen unterwegs, und ihr machte sie wegen Basti
Vorwürfe.
    »Du hast was von einem Video angedeutet. Du solltest
es Robert geben, wenn du es wiederhast. Er kann dir nur helfen, wenn er weiß,
worum es geht.«
    Das Video hatte Marie fast vergessen gehabt.
    »Bloß weil ich bei dir Unterschlupf bekommen habe,
hast du noch lange kein Recht, mir in meine Angelegenheiten reinzuquatschen,
ist das klar?«, zeterte Annika.
    »Du wärst die Erste, die es schafft, mich davon
abzuhalten, meine Meinung zu sagen«, erwiderte Herbert und trank einen Schluck
Rotwein. »Ich wollte dich nur daran erinnern, dass du heute Mittag mit den
Nerven völlig am Ende gewesen bist, Angst wegen dieses Videos hattest und dir
Vorwürfe gemacht hast, dass du es Marie gegeben hast. Stimmt das alles nicht
mehr?«
    Annika setzte sich wieder. »Haste noch eine Flippe für
mich?«
    Herbert reichte Annika seine Packung und ein Feuerzeug
über den Tisch.
    »Mein bloß nicht, mir macht die Scheiße Spaß«, sagte
Annika weinerlich. »Es ist einfach schwer, mit Typen über so was zu reden.«
    »Dann rede mit Julia, seiner Frau.«
    »Der Köchin?«
    »Köchin, Psychologin, wie du willst. Oder rede mit
einer Kollegin von Robert. Man merkt doch, dass du in Not bist. Das wächst dir
alles über den Kopf.«
    Annika wirkte nun ziemlich kleinlaut. »Ich bin müde
und geh jetzt ins Bett. Kommst du mit, Marie?«
    Marie hätte gern mehr von Herbert erfahren, aber sie
konnte ihre Freundin jetzt nicht im Stich lassen. Sie stand auf und folgte
Annika.
    Als sie die Küche verließen, drehte sich Annika noch
einmal um.
    »Ich überleg es mir«, rief sie Herbert zu.
    »Gut so«, antwortete der Alte. »Noch was ganz anderes:
Das Telefon hier ist tot. Wahrscheinlich ist mal wieder ein Ast auf die
Telefonleitung gefallen. Hat eine von euch ein Handy mit D1-Netz?«
    Marie hatte dieses Netz. Herbert stand auf und gab ihr
einen Zettel mit einer Nummer.
    »Das ist die Nummer der Störungsstelle. Ruf dort
morgen an und sag denen Bescheid.«
    Marie versprach, das zu erledigen.
    Dann gingen sie die kurze Strecke zum Holzhaus im
hinteren Teil des Gartens. Wieder raschelte und knackte es in der Dunkelheit.
In dem Holzhaus befand sich ihr Zimmer, eingerichtet mit einem großen Bett,
einem Schrank, einem Tisch und zwei Sesseln. Die Matratze war neu und vom
Feinsten. Eine eindeutige Verbesserung zu den letzten Nächten, fand Marie.
    Sie sprang aufs Bett, Annika fläzte sich in einen der
Sessel und holte eine Flasche Schnaps aus der Innentasche ihrer Jacke.
    »Tresterbrand«, sagte sie. »Das ist was Ähnliches wie
Grappa. Hab ich im Wohnzimmer der Kupfers gefunden.«
    »Findest du es gut, die Leute zu beklauen, bei denen
wir hier wohnen dürfen?«, protestierte Marie.
    Annika öffnete die Flasche und nahm einen Schluck.
»Sei nicht so spießig. Ich arbeite umsonst für die. Ein kleines
vorweggenommenes Dankeschön kann man doch nicht ›klauen‹ nennen.«
    Sie hielt Marie die Flasche hin. Die schüttelte den
Kopf.
    Marie griff nach ihrem Rucksack und holte die
Speicherkarte heraus. Sie warf sie Annika zu.
    »Was hat es mit dem Video auf sich?«, fragte sie die
Freundin.
    »Das willst du gar nicht wissen«, sagte Annika und
nahm einen weiteren Schluck aus der Pulle.
    »Fang du jetzt nicht auch noch damit an, mich wie ein
kleines Mädchen zu

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