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Frau Holle ist tot

Frau Holle ist tot

Titel: Frau Holle ist tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Stark
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gesagt, dass etwas von einem Quadfahrer in der Zeitung gestanden
hatte. Das hatte sie total vergessen. Wie kam sie aus der Nummer jetzt wieder
raus?
    »Was für ein Typ? Ich hab keine Zeitung gelesen.«
    »Der Quadfahrer.« Annikas Stimme klang nun sehr
ungeduldig, ihr Blick bekam etwas Lauerndes.
    Marie wurde heiß und kalt gleichzeitig. Warum hatte
sie ihre Freundin angelogen? Warum hatte sie nicht die Wahrheit gesagt? Warum
war es ihr peinlich, von Basti zu erzählen? Weil sie so lange gebraucht hatte,
sich abzusetzen? Weil sie fast bei ihm geblieben wäre? Weil ihr der komische
Typ irgendwie auch noch sympathisch war? Am besten sagte sie jetzt, wie es
gewesen war. Hoffentlich rastete Annika nicht aus.
    »Er heißt Basti. Nachdem ich bei dir war, bin ich zu
Frau Dr. Holler gefahren«, beichtete sie der Freundin. »Das Nächste, an was ich
mich erinnere, ist, dass ich in seinem Zimmer wach wurde.«
    Annika drehte sich abrupt zu ihr um und warf die
Bürste auf den Boden. Das Lama hoppelte erschrocken weg.
    »Und das erzählst du mir erst jetzt?«, schrie sie.
    »Wann hätte ich dir das denn sonst erzählen sollen?«,
schrie Marie zurück.
    Auch ihr Lama rannte davon.
    »Zum Beispiel im Krankenhaus!«
    Das hätte sie natürlich machen können. Aber dann hätte
Annika sie zum Teufel geschickt, und sie wäre jetzt nicht hier, sondern längst
schon wieder bei ihren Eltern.
    »Ich wollte dich nicht aufregen«, sagte sie kleinlaut.
    Annika sah sie giftig an. »Du bist so eine blöde Kuh«,
schimpfte sie. »Ich vertraue dir, und du lügst mich an. Sie sind hinter mir
her, und du ziehst mit einem Wildfremden durch die Gegend und bringst ihn
vielleicht auf meine Spur.«
    »Er hat mich nicht gehen lassen«, verteidigte sich
Marie. Beruhigend klang das nicht gerade. Und irgendwie stimmte es auch nicht.
Sie hatte nicht gehen wollen, zumindest später nicht, als sie es hätte tun
können. Das war schwer zu erklären. Außerdem hatte sie keine Lust, sich zu
rechtfertigen. »Und was ist mit dem alten Knacker? Den kennst du doch auch erst
seit Kurzem.«
    »Lass Herbert aus dem Spiel. Der hat mich vor Mertens
gerettet. Vielleicht steckt dieser Basti mit dem Arschloch unter einer Decke?
Was hatte er bei Holler zu suchen? Vielleicht hat er sie umgebracht?«
    »Das glaube ich nicht«, antwortete Marie.
    »Sie glaubt es nicht«, höhnte Annika. »Na dann! Ist
dir der Typ am Ende hierher gefolgt?«
    »Ich glaube nicht«, antwortete Marie und hätte sich im
selben Moment am liebsten auf die Zunge gebissen.
    Draußen war ein Geräusch zu hören, ein Rascheln oder
Schlurfen. Annika hastete zum Eingang des Stalls.
    »Da ist doch jemand«, fauchte sie.
    Marie rannte zu ihr. Es war dunkel geworden. Sie
spähte in die Düsternis.
    »Ich sehe nichts«, sagte sie, aber sie war sich nicht
sicher, ob sich auf der Weide nicht doch etwas bewegt hatte.
    »Vielleicht hat er ja auch Kevin umgebracht«,
flüsterte Annika.
    Es war wie ein Schlag in die Magengrube. Marie wurde
schwindelig.
    »Kevin ist tot?«, stotterte sie.
    »Er hat nach dir gesucht. Hat er dich gefunden? Gab es
Stress mit deinem komischen Freund?«
    Marie erinnerte sich an die Prügelei. Aber Basti war
immer bei ihr gewesen. Er konnte Kevin gar nicht getötet haben.
    »Heute stand in der Zeitung, dass er in der Nacht von
Mittwoch auf Donnerstag umgebracht wurde«, ergänzte Annika.
    Marie atmete auf. In der Nacht waren sie und Basti in
der Mapper Schanze gewesen. Aber dann erinnerte sie sich daran, dass Basti für
längere Zeit verschwunden gewesen war. Sie klammerte sich an ihre Freundin.
Vielleicht hatte sie ganz, ganz großen Mist gebaut.
    »Lass uns hier abhauen«, flüsterte sie.
    In aller Eile schlossen sie den Stall. Der Wind hatte
aufgefrischt. Irgendetwas bewegte sich auf der Weide. Vielleicht waren es ja
nur die Äste eines Buschs oder ein Wildschwein.
    »Nichts wie weg«, raunte Annika, und sie rannten los.
    Sie rannten an den Meerschweinchen vorbei, an der
Lamaschule, an dem Tipi aus Holz. Sie rannten über die Brücke, den Weg entlang
des Baches Richtung Häuser. Im Unterholz knackte es, sie rannten immer
schneller. Schließlich erreichten sie das Haus der Kupfers. Über der Tür
brannte ein Licht. Sie schauten sich um. Weit und breit war niemand zu sehen.
Sie lachten erleichtert auf und gingen ins Haus.
    Drinnen roch es nach Knoblauch und Kräutern. Der Alte
hatte Spaghetti mit Tomatensoße gekocht.
    »Könnt ihr mal den Tisch decken?«, rief er aus der
Küche.
    Ein paar

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