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Frau Holle ist tot

Frau Holle ist tot

Titel: Frau Holle ist tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Stark
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Schwager unter einen fürchterlichen Verdacht geraten war.
Mayfeld selbst war damals von den Ermittlungen suspendiert worden, und etwas
Ähnliches drohte jetzt wieder. Allerdings gestaltete sich die Beziehung zu
Burkhard inzwischen wesentlich freundlicher.
    Sie betraten das Büro des Weinguts, einen Raum mit
dunklen Holzmöbeln, einem alten Schreibtisch und einer kleinen Sitzgruppe in
der Ecke. Der Schreibtisch war wie immer unaufgeräumt und verstaubt, auf dem Tischchen
und den Sesseln der Sitzgruppe türmten sich Weinzeitschriften, Prospekte und
Weinlisten. Mayfeld räumte einige Zeitschriften beiseite, bot Burkhard einen
Platz an und füllte die beiden Gläser.
    Der Kollege machte plötzlich einen besorgten und missgelaunten
Eindruck, so als ob er sich über irgendetwas ärgerte.
    »Lackauf setzt dir ganz schön zu«, begann er. »Heute
Morgen hat er mich gefragt, ob ich glaube, dass du der Leitung der Ermittlungen
gewachsen bist. Ein intriganter Bursche.«
    Dann machte er eine Pause, als wartete er auf einen
Kommentar Mayfelds.
    »Da kann ich dir nicht widersprechen«, sagte der.
»Bist du deswegen so besorgt?«
    »Besorgt?«, fragte Burkhard irritiert. »Kann man in so
einer Situation schon sein«, fuhr er nach einer kleinen Pause fort. »Heute
Mittag meinte der Staatsanwalt, ich solle mich darauf einstellen, die
Ermittlungen ab nächster Woche zu leiten. Er will noch heute mit dem
Polizeipräsidenten darüber sprechen. Ich finde, wir sollten uns keinesfalls
gegeneinander ausspielen lassen.«
    Das fand Mayfeld auch, aber er war sich nicht sicher,
ob er Burkhard in dieser Hinsicht trauen konnte. Burkhard hatte in der letzten
Zeit einen ziemlichen Ehrgeiz an den Tag gelegt, und dass er ihm gegenüber eine
kollegiale Haltung an den Tag legte, war neu. Mayfeld war es erst nach seiner
Rückkehr aus dem Urlaub aufgefallen.
    »Warten wir ab, ob sich der Präsident von Lackauf über
den Tisch ziehen lässt«, sagte er.
    Es war ein Jammer, dass sein unmittelbarer
Vorgesetzter, Kriminalrat Brandt, so lange krank war. Er hätte es am ehesten
geschafft, ihm den Rücken freizuhalten.
    »Aber ich bin noch wegen etwas anderem gekommen.«
    »Weswegen?«
    »Es gibt Neuigkeiten aus dem Labor. Das DNA -Muster von Mertens’ Probe ist identisch mit dem der
Spuren, die der Rechtsmediziner unter den Fingernägeln und am Nachthemd von
Holler gefunden hat.«
    Mayfeld war wie elektrisiert. Sein Gehirn arbeitete
aus dem Stand heraus auf Hochtouren. Er hatte mit einem Schuss ins Blaue einen
Volltreffer erzielt. Mertens hatte bestritten, Holler überhaupt zu kennen, und
jetzt wusste Mayfeld, dass er am Tatort gewesen war, dass Holler ihn gekratzt
hatte, vermutlich beim Versuch, sich zu wehren.
    Die Frage war, was er mit diesem Wissen jetzt anfing.
Wenn Lackauf davon Wind bekäme, wie er sich die Probe verschafft hatte, würde
er ihm einen Strick daraus drehen. Solange es keine offizielle DNA -Probe gab, konnte man Mertens mit den Ergebnissen
nicht konfrontieren. Vor Gericht würden sie nicht als Beweismittel zugelassen.
Aber er wusste jetzt, dass an den Beschuldigungen von Annika mit hoher
Wahrscheinlichkeit etwas dran war. Man musste die junge Frau zum Reden bringen.
Dann gelang es vielleicht, den Richter von der Notwendigkeit einer DNA -Untersuchung zu überzeugen. Ansonsten musste er
irgendeinen Vorwand finden, Mertens offiziell zum Test zu laden. Abgesehen
davon, dass das nicht die rechtmäßige Vorgehensweise war, konnte es allerdings
dauern, bis sich dafür eine passende Gelegenheit bot.
    »Bist du noch da?«, fragte Burkhard.
    »Ja. Ich bin am Nachdenken. Ich hatte heute Mittag
Besuch von Annika Möller. Sie hat Klaus Mertens beschuldigt, Dr. Holler
getötet zu haben. Es soll um irgendein Video gehen, das sich jetzt im Besitz
von Marie Lachner befindet.«
    »Das ist ja hochinteressant«, sagte Burkhard. »Was
soll denn auf dem Video zu sehen sein?«
    »Das hat sie nicht gesagt. Holler äußerte in den Akten
den Verdacht, dass Annika und Marie schwer traumatisiert sind.«
    »Das heißt?«
    »Vielleicht sind diese Traumatisierungen auf dem Video
zu sehen.«
    »Ach du Scheiße.«
    »Das kannst du laut sagen.«
    »Sollten wir Mertens nicht einfach mit unseren Erkenntnissen
konfrontieren?«, schlug Burkhard vor.
    »Das bringt nichts, Paul.«
    »Wieso vernimmst du Annika Möller nicht offiziell?
Vielleicht bekommen wir dann einen Gerichtsbeschluss für einen Test.«
    Mayfeld schüttelte bedauernd den Kopf. »Sie will nicht
offiziell

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