Frau Holle ist tot
jemand
anderem. Und dieser Jemand war auch in dem Baumhaus, das sich am Waldrand an
der Grenze zu Hollers Garten befindet. Wir haben dort entsprechende
Fingerabdrücke gefunden.«
»Also könnte jemand erst in diesem Baumhaus das Grundstück
beobachtet haben und dann über die Hintertür in Hollers Haus eingebrochen
sein?«, fragte Burkhard nach.
»So könnte es gewesen sein.«
»Wie steht es mit DNA -Spuren?«,
wollte Mayfeld wissen.
»Ergebnisse kommen heute Abend, spätestens morgen
früh«, war Adlers knappe Antwort. »Aber lasst mich weiter berichten. Die
Fingerabdrücke aus dem Baumhaus finden sich nicht nur an der Hintertür des
Hauses, sondern auch auf dem schnurlosen Telefon, im Schlafzimmer der Toten und
auf den Armlehnen des Sofas, auf das die Leiche von Frau Dr. Holler
platziert worden war.«
»Und was ist mit den Figürchen, die um sie herum
aufgestellt waren?«
Adler seufzte. »Gib uns noch etwas Zeit, Robert. Wir
arbeiten mit Hochdruck an der Sache. Aber die Fingerabdrücke an den Figürchen
haben wir noch nicht verarbeitet. Die Ergebnisse kommen im Laufe des Tages.«
»Welche Rolle spielt denn dieses Baumhaus?«, fragte
Lackauf gereizt. Er klopfte auf das Glas seiner zweifellos sehr teuren
Armbanduhr, so als wollte er alle Anwesenden daran erinnern, dass seine Zeit
viel wertvoller und knapper bemessen war als die ihre. Die Diskussion lief
bislang komplett an ihm vorbei.
»Darauf kommen wir gleich, Herr Staatsanwalt. Bitte
gedulden Sie sich noch einen Moment«, fertigte ihn Mayfeld ab. »Was ist euch noch
im Haus aufgefallen?«, fragte er in die Runde.
»Das verrückte Szenario«, bemerkte Burkhard.
»Das Fehlen von Praxiscomputer und Praxisunterlagen«,
warf Winkler ein.
»Die leere Schmuckschatulle im Schlafzimmer und die
geplünderte Audioanlage im Wohnzimmer«, ergänzte Adler.
»Apropos Patientenunterlagen: Wer hat sich den USB -Stick angesehen, den ich im Schreibtisch von Holler
gefunden habe?«, fragte Mayfeld.
Burkhard hielt den Datenträger hoch.
»Ich hab schon mal einen Blick hineingeworfen. Es sind
Textdateien, die Aufzeichnungen über Therapiesitzungen enthalten, und darin
eingebettete Audiodateien. Bislang hab ich nichts gefunden, was uns in dem Fall
weiterhelfen würde.«
»Gibt es auf dem Stick Adressdateien oder einen
Kalender?«, fragte Mayfeld.
Burkhard schüttelte den Kopf.
»Oder Abrechnungsdateien? Sie muss doch irgendwo
notiert haben, wer wann bei ihr war.«
»Ich habe nur Word-Dateien gefunden. Da steht
natürlich drin, wer wann bei ihr war«, antwortete Burkhard.
Das war merkwürdig. Mayfeld hätte gedacht, dass Holler
für die Abrechnung relevante Daten auf jeden Fall gesondert gespeichert hätte.
»Heike soll sich den Inhalt des Sticks noch mal
ansehen, und ich will auch noch einen Blick drüber werfen. Vier oder sechs
Augen sehen mehr als zwei.«
»Kein Problem.« Burkhard schob Winkler den Stick zu.
»Und ich hätte anhand der vorliegenden Unterlagen
gerne eine Liste der Patienten, Name, Alter, Anschrift. Außerdem möchte ich
umgehend über alles informiert werden, was der Polizei im Rheingau und in
Wiesbaden im Zusammenhang mit Kindern oder Jugendlichen bekannt wird. Hältst du
den Kontakt zu den Revieren, Hartmut?«
Meyer nickte, legte seine zweite Plundertasche
beiseite und machte sich eine Notiz.
»Wissen wir schon etwas über die Telefonate von Holler
in den Tagen vor ihrem Tod?«
Adler griff nach einer Liste in seinem Papierstapel.
»Wir konnten die Festnetzverbindungen aus der Telefonanlage auslesen, das ging
schneller als die Nachfrage beim Provider. Frau Holler hatte zwei Apparate mit
verschiedenen Nummern. Die meisten Telefonate hat sie von ihrem Büro aus
geführt. Sie hat am Freitag mit Eva Felsen telefoniert, das ist eine Kollegin
aus Wiesbaden, bei der ich bisher nur den Anrufbeantworter erreicht habe.
Danach hat sie mit Oliver Grewe gesprochen, das ist ein Sozialarbeiter vom
Jugendamt des Rheingau-Taunus-Kreises. Am Samstag hat sie einen Anruf von einer
Kollegin aus Berlin bekommen, der vom Anrufbeantworter aufgezeichnet wurde. Mit
Verena Finke habe ich bereits gesprochen. Frau Holler wollte zu einem
jährlichen privaten Weiterbildungstreffen nach Berlin fliegen. Die Flugtickets
haben wir übrigens im Schlafzimmer gefunden. Frau Finke war sehr verwundert,
dass ihre Kollegin nicht kam, und hat deswegen versucht sie anzurufen. Außerdem
wurde am Samstagmorgen kurz nach acht Uhr von ihrem privaten Anschluss aus mit
der Eltviller
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