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Frau Holle ist tot

Frau Holle ist tot

Titel: Frau Holle ist tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Stark
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Wahrscheinlichste wäre es schon«, wandte
Burkhard ein.
    »Gehen wir doch einmal davon aus, dass der Mord an
Frau Dr. Holler mit ihrer beruflichen Tätigkeit zu tun hat«, schlug
Lackauf vor.
    »Sind deren Klienten denn nicht alle noch Kinder?«
Meyer hatte seine dritte Plundertasche verspeist. Gleich würde er sich eine
Insulinspritze setzen, um den Zucker, den er sich gerade zugeführt hatte,
wieder aus dem Blut zu entfernen.
    »Nach meiner Übersicht sind die Klienten zwischen vier
und zwanzig Jahren alt«, antwortete Burkhard.
    »Und die Jugendkriminalität hat in den letzten Jahren
besorgniserregend zugenommen«, ergänzte Lackauf.
    Mayfeld konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Der
Staatsanwalt diente sich selbst dann bei der politischen Führung an, wenn diese
gar nicht anwesend war. Ein ziemlich unökonomisches Vorgehen.
    »Es könnte ein Patient gewesen sein, der sich für irgendetwas
rächen wollte«, überlegte Mayfeld. »Das müsste dann ein sehr kranker Mensch
sein. Oder ein Angehöriger, der sich oder seine Familie durch die Therapie
bedroht sieht. Es könnte sonst jemand sein, dem Holler durch ihre berufliche
Tätigkeit gefährlich geworden ist. Vielleicht wurde eine ihrer Klientinnen
Opfer eines Verbrechens, und sie wusste davon.«
    »Dann müsste auch einer Klientin etwas passiert sein«,
widersprach Lackauf.
    »Ich verstehe nicht, wieso ein Zeugnis vom Hörensagen
so gefährlich sein sollte, dass deswegen ein Mord begangen wird«, ergänzte
Burkhard.
    »Völlig richtig. Das sind alles nur Hypothesen. Denkt
daran, dass ich über alle polizeirelevanten Vorfälle im Zusammenhang mit
Kindern und Jugendlichen hier in der Nähe informiert werden will.« Mayfeld
machte eine Pause. »Ich neige zu der Annahme, dass derjenige, der die Leiche so
arrangiert hat, uns etwas sagen wollte, die Märchenfiguren, die Daunenfedern,
das passt alles zu Frau Holle.«
    »Sag ich doch. Ein verrückter Mörder mit einer Botschaft«,
meinte Burkhard.
    Die Diskussion drehte sich noch eine Weile im Kreis.
Schließlich verteilte Mayfeld die Aufgaben für den Tag. Dr. Lackauf
verschwand grußlos. Wenn er vorgehabt hatte, Mayfeld das Leben schwer zu
machen, dann war es ihm heute nicht gelungen.
    ***
    Ein stinkender Riese mit schiefen Zähnen und
Zottelbart verfolgte sie. Marie rannte durch die kalte Nacht um ihr Leben. Im
Wald könntest du Schutz suchen, kam ihr in den Sinn. Gleich hatte sie den
Waldrand erreicht.
    »Ei du mein Gott, ei du mein Gott, was ist das Kind so
schön. Das können wir nicht in die schwarze Erde versenken«, schrie der Riese.
    Sie stürzte, fiel in feuchtes Laub, rappelte sich
wieder auf und rannte weiter.
    »So rot wie Blut«, brüllte das Monster, »so rot wie
Blut.«
    Der Riese kam ihr immer näher. Sie hörte ihn keuchen,
sie spürte seinen heißen Atem in ihrem Nacken.
    »Eieieieiei«, rief er, stürzte sich auf sie und riss
ihr die Kleider vom Leib.
    Plötzlich war sie wie gelähmt, konnte sich nicht mehr
bewegen. Ihre Seele verließ den Körper, flog hoch und schaute wie unbeteiligt
von den Baumwipfeln aus zu, was der Riese mit ihr machte. Eine Weile blieb ihre
Seele da oben. Dann spürte sie, dass es noch zu früh war zu gehen, und kam
zurück. In den Baumwipfeln war es schöner gewesen.
    »Vierundfünfzig, fünfundfünfzig, sechsundfünfzig,
siebenundfünfzig«, brüllte der Riese und schnitt ihr mit einem riesigen Messer
T-Shirt und Jeans in Fetzen.
    »So rot wie Blut.« Er zog sie an den Haaren, ganze
Haarbüschel riss er ihr aus, entzündete eine Fackel und steckte ihr etwas
Hartes in den Mund, sodass sie keine Luft mehr bekam. Dann packte er sie mit
seinen riesigen Pranken, hob sie in die Luft und schleuderte sie einen Abhang
hinunter. Als sie unten aufschlug, hörte sie ihre Knochen splittern.
    Bevor der Schmerz sie erreichen konnte, floh ihre
Seele erneut. Lange schwebte sie über dem Wald, wie auf der Suche nach einer
Heimat, bis sie endlich ein Licht sah, das aus einem kleinen, versteckt
liegenden Haus kam. Dort lag ihr Körper auf einem Bett in einem düsteren,
schrecklichen Zimmer.
    Der Riese beugte sich über sie und gab ihr einen
stinkenden Kuss. Es sollte nicht sein, sie sollte noch nicht gehen, die Qualen
hatten noch kein Ende. Sie musste dem Mädchen, das sie einmal gewesen war, zu
Hilfe eilen und kehrte zurück. Sie schlug dem Monster voller Verzweiflung ins
Gesicht. Das Monster starrte sie wütend an und schlug zurück. Sie hatte ein
Gefühl, als ob ihr Schädel

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