Frau Holle ist tot
darüber in der Zeitung«,
ergänzte Meyer.
»Schön, dass die Presse vor der Staatsanwaltschaft
davon erfährt«, sagte Lackauf. »Möglicherweise sind Sie überfordert, Mayfeld,
oder Sie wollen mich aus Ihrer Arbeit raushalten. Das steht Ihnen aber nicht
zu.«
»Vielleicht erinnern Sie sich, dass Sie gestern den
ganzen Tag bei Gericht waren, Herr Dr. Lackauf«, beschied Mayfeld den
Staatsanwalt. »Können wir zurück zur Sache kommen? Also, gibt es im Fall
Lachner etwas Neues?«
»Sie ist nicht wieder aufgetaucht«, antwortete Meyer,
der seine zweite Mohnschnecke fast verspeist hatte. Irgendwann würde sich Meyer
zu Tode gefuttert haben.
Mayfeld bat Winkler, die Klassenkameraden von Marie
Lachner zu befragen. »Sie ist übrigens die ganze Zeit zu Holler in Therapie
gegangen, jeden Montag«, fügte er hinzu.
»Aber vermutlich nicht während der Ferien«, warf
Winkler ein. »Und am 3.10. war Feiertag. Also war sie im Oktober nicht in der
Praxis. Das könnte erklären, warum ihre Daten auf dem USB -Stick
nicht auffindbar waren. Da sind nur Daten gespeichert, die Dr. Holler im
Oktober aufgerufen hat.«
»Deswegen wäre es gut, wenn wir alte Datensicherungen
finden würden. Es muss CD s oder DVD s geben.« Mayfeld blieb an diesem Punkt hartnäckig.
»Aber danach hab ich gestern schon gesucht«,
protestierte Winkler. »Nirgendwo in der Praxis lag ein Datenträger. Die CD wird noch in dem geklauten Computer stecken.«
»Bitte schau mal nach. Vielleicht findest du ja doch
noch etwas. Vielleicht sind die Datenträger gar nicht in der Praxis. Vielleicht
haben wir sie übersehen, weil sie im Wohnzimmer zwischen Musik- CD s stehen.«
Dann wandte er sich an Lackauf. »In einem Punkt
könnten wir Ihre Hilfe brauchen, Herr Staatsanwalt. Ich war gestern bei einer
Freundin von Marie, einer gewissen Annika Möller, die am letzten Samstag einen
Selbstmordversuch unternommen hat. Eine unbekannte Person hat den Notarzt
gerufen. Wir bräuchten eine richterliche Anordnung, dass wir die Aufzeichnung
des Anrufs abhören dürfen.«
»Wozu soll das gut sein, Mayfeld? Meinen Sie nicht,
dass Sie sich verzetteln?«, fuhr ihn Lackauf an.
»Vielleicht war die vermisste Marie Lachner die
Anruferin. Sie hat sich oft mit Annika Möller getroffen. Es sähe schlecht aus,
wenn wir nicht alles daransetzen würden, das Mädchen zu finden. Dazu gehört es,
dass wir jedem Hinweis nachgehen, der uns Informationen über ihre Aktivitäten
nach dem Verschwinden liefern könnte. Da sie Patientin von Frau Dr. Holler
war, könnte es auch Verbindungen zu dem Mordfall geben. Aber das sind zum
gegenwärtigen Zeitpunkt nur Spekulationen.«
»Genau, Spekulationen«, versetzte Lackauf.
Meyer hustete, er hatte sich an seiner dritten
Mohnschnecke verschluckt.
»Besorgen Sie die Anordnung, Dr. Lackauf?«,
fragte Mayfeld. »Es geht um ein verschwundenes Mädchen. Sie ist zwar eine
bekannte Ausreißerin, aber es wäre eine Katastrophe, wenn ihr etwas passieren
würde, und wir müssten uns später vorhalten lassen, dass wir nicht alles getan
hätten, um sie zu finden.«
Lackauf hatte die Drohung verstanden. »Natürlich
kümmere ich mich darum«, antwortete er unwillig. Es schien ihm schwer zu
fallen, Mayfeld recht zu geben, und sei die Angelegenheit noch so banal.
»Sagtest du gerade Annika Möller?«, fragte Meyer.
Mayfeld nickte.
»Wir schauen uns täglich die Post von Dr. Holler
an …«
»Ohne gerichtliche Anordnung, ohne Absprache mit
mir?«, fragte Lackauf scharf.
»Die haben wir gleich am Sonntag beim richterlichen
Bereitschaftsdienst eingeholt«, sagte Mayfeld. Er war froh um jede Möglichkeit,
Lackauf aus seiner Arbeit herauszuhalten.
Der Staatsanwalt schwieg.
Mayfeld wandte sich wieder an Meyer. »Was ist mit
Annika Möller, Hartmut?«
Meyer räusperte sich. »Heute war eine Nachricht der
Krankenkasse in Hollers Post. Eine Kostenzusage Annika Möller betreffend. Die
war auch Patientin bei Frau Dr. Holler.«
Das wunderte Mayfeld überhaupt nicht. »Sie schien
erschüttert über die Nachricht von Hollers Tod, aber sie behauptete, sie nicht
näher zu kennen. Ich glaube, dass sie Angst hat.«
»Und was schließen Sie daraus?«, fragte Lackauf.
»Dass wir uns mit Annika eingehender beschäftigen
sollten.«
»Ist das nicht ein bisschen weit hergeholt?«, wandte
Burkhard ein. Er sah Mayfeld an, als wolle er sich dafür entschuldigen, dass er
ihm in Gegenwart des Staatsanwaltes widersprach. »Dass Patienten von Frau Holler
auffällig
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