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Frau Holle ist tot

Frau Holle ist tot

Titel: Frau Holle ist tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Stark
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werden, ist doch keine Überraschung. Die hatte es vermutlich am
laufenden Band mit Ausreißern und Suizidalen zu tun.«
    »Was schlägst du stattdessen vor?«
    »Das Naheliegende zu tun. Wir kümmern uns um die
Verdächtigen, statt uns in Spekulationen zu verlieren. Ein Pädophiler hat
Holler bedroht. Der Bruder ist in finanziellen Schwierigkeiten, profitiert
vermutlich bald von ihrem Tod, wie du herausgefunden hast, und hat ihr
ebenfalls einen Drohbrief geschrieben. Ihr Liebhaber und eine Freundin erben das
Vermögen. Der Liebhaber hatte Streit mit ihr und will uns seine Beziehung zu
ihr verschweigen.«
    »Du hast recht, Paul. Um all das werden wir uns
kümmern. Aber wir werden auch Annika Möller im Blick behalten. Sie scheint mir
eine ziemlich auffällige und verwirrte junge Frau zu sein. Und sie hat einen
Bruder, Kevin Möller. Den müssen wir finden. Vielleicht kann er uns etwas über
seine Schwester erzählen. Suchst du ihn, Hartmut?«
    »Natürlich.« Meyer schnaufte schwer und setzte sich
seine Insulinspritze.
    »Verzetteln Sie sich nicht, Mayfeld«, mahnte Lackauf
noch einmal.
    »Sie machen Ihre Arbeit und wir die unsere, Herr
Staatsanwalt«, antwortete Mayfeld und lächelte so freundlich, wie es eben ging.
    ***
    »Schokoladenkuchen mit Beerenkompott, Rezept
vierundachtzig. Bananenmilch, Rezept siebzehn.«
    Basti stellte zwei Becher mit einer cremigen weißen
Flüssigkeit neben die Platte mit dem Kuchen und die Schüsseln mit dem Kompott
auf den Küchentisch. Marie hatte darauf bestanden, in der Küche zu frühstücken.
    »Ich krieg sonst einen Lagerkoller«, hatte sie
gedroht. »Aber nicht weglaufen«, hatte er gebeten, und das hatte sie
versprochen. »Versprochen und nicht gebrochen.«
    Er schnitt den Kuchen an und tat ihr ein Stück auf den
Teller, das sie umgehend verdrückte. Der Kuchen war süß und saftig und sehr
schokoladig.
    »Schmeckt es?«
    »Wieder selbst gemacht?«
    Basti nickte.
    »Krieg ich noch ein Stück?«
    Basti gab ihr ein zweites Stück auf den Teller.
    »Schmeckt es?«
    Sie stopfte sich das zweite Stück in den Mund.
    »Mhmpf.«
    »Jetzt kriegst du keinen Lagerkoller mehr, stimmt’s?«
    »Mhmpf.«
    »Aber nicht weglaufen. Versprochen und nicht
gebrochen.«
    »Krieg ich noch ein Stück?« Der Kuchen war verdammt
lecker.
    »Keinen Lagerkoller, aber Bauchweh«, stellte Basti
fest und tat ihr ein drittes Stück von dem Schokokuchen auf den Teller. »Das Kompott
schmeckt gut dazu.«
    Sie aß das Kompott auf und trank den Becher
Bananenmilch in einem Zug aus.
    »Ich habe eine große Bitte.«
    »Noch Schokokuchen?«
    Marie musste vor Lachen losprusten. »Ich kann nicht
mehr, vielen Dank.«
    »Ich bin so satt, ich mag kein Blatt, meh, meh«, rief
Basti.
    »Ich habe eine andere Bitte.«
    »Nicht weggehen. Versprochen und nicht gebrochen!«
    Basti Rübezahl wurde richtig anhänglich. Irgendwie
fand Marie das total süß.
    »Ich muss unbedingt eine Freundin besuchen. Ich muss
ihr ein Handy zurückgeben, das sie mir ausgeliehen hat. Die Freundin liegt in
Rüdesheim im Krankenhaus. Es ist total wichtig.«
    Basti biss sich in den Zeigefinger und schüttelte die
Hand.
    »Ououououou.«
    »Kannst du mich dahin bringen?«
    Basti stand auf und rannte aufgeregt in der Küche
herum.
    »Nach Rüdesheim mit dem Quad. Aber besser nicht die
B 42 nehmen. Besser die kleinen Straßen, das ist gemütlicher, weil da nicht so
viel Verkehr ist. Am besten durch den Wald fahren, weil da gar kein Verkehr
ist. Stimmt’s?«
    »Mit dem Quad?«
    »Das Quad darf ich nämlich mit dem Traktorführerschein
fahren, stimmt’s?«
    »Du willst mich mit dem Traktor nach Rüdesheim
bringen?« Das war ja völlig irre.
    »Mit dem Quad! Komm, ich zeig es dir.«
    Sie ließen alles stehen und gingen nach draußen. Eine
Tür führte direkt von der Küche hinters Haus in einen kleinen, schattigen
Kräutergarten, in dem einige unverwüstliche Pflanzen der Kälte trotzten.
    »Das Quad steht im Schuppen«, sagte Basti.
    Marie betrachtete das Haus, in dem sie seit ein paar
Tagen lebte. Ein grau verputztes Gebäude am Hang, eineinhalb Stockwerke hoch.
Das Schieferdach hatte viele Gauben, die Fenster im Erdgeschoss waren
vergittert.
    »Komm halt«, drängelte Basti.
    Basti zeigte auf einen Holzschuppen unter den Bäumen,
stapfte voran und öffnete das Garagentor des Schuppens. Dahinter stand ein
Motorrad auf vier Rädern, wie man sie in letzter Zeit immer häufiger sah. Zum
ersten Mal hatte sie solche Dinger in »Star Wars« gesehen.
    Der

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